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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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hatte sie auf dem Markt eingekauft, Obst, Gemüse, viel mehr als sie brauchen konnte, dann ging sie zu ihrem Lieblingsladen in der Altstadt, erstand ausgewählte Delikatessen und reichlich Wein. Dann, als ihre Kauflust immer noch nicht befriedigt war, kaufte sie sich ein Kleid, rosa Seide, weiße Spitze am Kragen und an den Ärmeln. Es hatte die gleichen Farben wie das Haus der verdammten Hure, rosa mit weißen Fensterläden und weißen Türen. Sie hatte es nur einmal aus der Ferne gesehen, denn Danio hatte es ihr strikt verboten, in die Nähe der Villa zu kommen.
    »Du bist eine viel zu auffallende Erscheinung. Wenn sie dich einmal gesehen hat, wird sie dich immer wiedererkennen.«
    »Es laufen genügend gutaussehende Frauen in der Gegend herum.«
    »Gutaussehend, ja. Aber nicht so etwas wie du.«
    Der Meinung war Dido sowieso. Sie war davon überzeugt, einmalig zu sein. Allerdings schien die in der rosafarbenen Villa das auch von sich zu glauben.
    Wie es in dem Haus aussah, hatte er nur ungenügend beschrieben.
    »Wenig Möbel. Sie mag es, wenn sie viel Raum um sich hat. Die Möbel hat d'Archaud ja zum Teil mitgenommen, das andere hat sie wegräumen lassen und eigene Sachen gekauft. Leicht und luftig, so mag sie es. Weiße Polstermöbel, niedrige Tische. Auf der Terrasse haben wir Korbmöbel.«
    Wie Dido dieses Wir haßte.
    »Es ist überhaupt immer luftig im Haus, die vielen Bäume im Garten, und vom Meer kommt doch oft eine leichte Brise.«
    Der Scirocco mag sie verbrennen, dachte Dido. Mein Scirocco, mein heißer Wüstenwind.
    »Die meisten Bilder hat d'Archaud mitgenommen. Doch sie kauft sich selber welche. Meist fährt sie dazu nach St. Paul. Erst ging sie zu einem Maler, dessen Sachen gefielen mir gar nicht. Man konnte nie erkennen, was es sein sollte. Dann habe ich sie zu Castellone gebracht. Bei dem kauft sie jetzt. Du erinnerst dich an Castellone?«
    Die Bilder interessierten Dido weniger. Madame war ein Snob, daran zweifelte sie nicht, und kaufte Bilder, weil sie in Mode waren, im Grunde verstand sie so wenig davon wie Danio.
    »Und ihr Schlafzimmer?«
    »Sehr groß. Die Wände sind hellgrün, die Vorhänge und der Teppich auch. Und ihr Bett, mamma mia, da könnte eine ganze Familie darin schlafen.«
    »Verdammte Hure!« Dido darauf. »Dir gefällt das.«
    Er zog die Brauen hoch, lächelte, schwieg.
    In solchen Augenblicken haßte Dido nicht nur die blonde Frau, auch ihn, den sie liebte.
    An diesem Tag war sie so rastlos, daß sie aus Cannes in der Villa anrief. Sie wollte wissen, ob Anita aus Paris zurück sei, ob Danio vielleicht schon gekommen war. Sie erfuhr gar nichts.
    Rose, die Frau des Gärtners, die den Haushalt führte, war am Telefon.
    Dido nannte den Namen einer Boutique in Cannes, wo Anita manchmal einkaufte, wie sie wußte.
    Die weißen seidenen Hosen, nach denen Madame gefragt hatte, seien eingetroffen, sagte sie mit ihrer süßesten Stimme. Ob sie Madame wohl sprechen könne.
    »Ich werde es ausrichten«, sagte Rose kurz.
    »Kann ich Madame nicht selbst sprechen? Ist sie noch in Paris?«
    »Ich werde es ausrichten«, erwiderte Rose stur.
    Um klar zu machen, daß sie sich in den Verhältnissen auskenne, sagte Dido nun, ob nicht vielleicht Monsieur Carone schnell einmal nach Cannes kommen könne, um einige der Hosen zur Anprobe mitzunehmen, falls Madame keine Zeit habe.
    Das ging Rose schon viel zu weit.
    »Ich werde es ausrichten«, sagte sie zum drittenmal und legte auf.
    Eingebildetes Pack, dachte Dido wütend. Das Personal benimmt sich, als sei es von Adel. Ich werde sie alle hinausschmeißen; wartet nur, wenn ich erst einmal … Was? Anfangs hatte das so leicht ausgesehen. Danio mußte die Hure heiraten, und wenn sie nun auch noch krank war, würde sie vielleicht bald sterben. Möglicherweise ließ sich dem nachhelfen. Meliza, Didos Kinderfrau, hatte sich umgebracht, als sie schließlich das weiße Haus in den Hügeln um Constantine verlassen mußten. Sie waren nur noch zu zweit. Meliza war als einzige vom ganzen Personal bei ihr geblieben, und zweifellos würden die Araber sie töten, wenn sie endlich die Herren im Lande waren. Jedermann wußte, wie es zuging, im ersten Rausch der sogenannten Unabhängigkeit. Das war immer und überall so, das war auf der ganzen Welt gleich. Das, was sie Freiheit nennen, besudeln die Menschen erst einmal mit Blut.
    Mit Tränen und Bitten hatte Dido die alte Kinderfrau beschworen, mit ihr zu kommen.
    »Ich? Hinüber zu den Franzosen? Das kannst du

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