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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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Grundlwirt sich daran erinnern, daß ein Mann, auf den die Beschreibung paßte, bei ihm zu Mittag gegessen hatte. Wiener Schnitzel und einen Palatschinken. Ein Auto habe er nicht gesehen.
    Erstaunlich gut erinnerte sich das Dirndl von der Gaststätte ›Klosterhof‹. Sie wußte noch genau den Tisch, wo dieser gutaussehende und sehr freundliche Herr gesessen hatte. Ein gutes Trinkgeld habe er gegeben. Nein, mit einem Fräulein vom Kloster und einem älteren Herrn habe er nicht zusammen gesessen. An die erinnerte sich die Franzi auch. Die hatten da gleich an der Brüstung gesessen. Eine schöne Kette habe das Fräulein zum Geschenk erhalten. Nein, sie wisse ganz genau, daß der Herr, der an der Hauswand saß und das Paar, das an der Brüstung saß, nicht miteinander gesprochen hatten, das könne sie beschwören. An ein Auto erinnerte sie sich nicht. Der Parkplatz lag ein Stück unterhalb des Klosterhofes. Die Geschichte von dem Freund des Vaters oder dem Sohn des Freundes war also erstunken und erlogen, das war nun einmal mit Sicherheit ermittelt. Dieser fremde Mann, Italiener aus München oder was auch immer, hatte diese Ausrede nur benutzt, um sich an die Mädchen heranzumachen. Beziehungsweise an das eine bestimmte Mädchen, auf das er es abgesehen hatte.
    Blieb nur die Frage, warum er das getan hatte.
    So ganz geheim, wie die Oberin es gewünscht hätte, blieb die Geschichte nicht, durch die Ermittlungen der Polizei wurde sie, trotz Hochsaison, in Gollingen ziemlich bekannt. Und da man ja weiß, wie die Menschen sind, gar nicht mehr so, wie sie eigentlich sein sollten, ermunterte sie manchen zu einem schadenfrohen Grinsen. Sieh da, eine von den Klosterschülerinnen war mit einem Mann durchgebrannt. Was es doch alles gab! Gegen Liebe half auch die frömmste Erziehung nichts, so der allgemeine Kommentar.
    Und dann fanden sich plötzlich zwei Leute, die den schwarzen Alfa gesehen hatten. Kein anderer als der Pepperl, bei dem immer noch verlassen Virginias Rad stand. Er hatte den Wagen vorbeifahren sehen und gedacht: Sakradi!
    Eine italienische Nummer? Ja, doch, ganz gewiß. Welche? Da hatte er nicht weiter hingeschaut.
    Und ein vierzehnjähriger Bub meldete sich, er hatte den Wagen auch gesehen und war mehrmals um ihn herumgegangen. Er wußte immerhin, daß der Wagen aus Mailand gekommen war. Die genaue Nummer, naa, die hatte er sich nicht gemerkt.
    Es war allerhand, was die Gollinger Gendarmerie in so kurzer Zeit ermittelt hatte, und sie war auch entsprechend stolz darauf. Und, wie ihr Chef hinzufügte, wenn der schwarze Alfa mit Mann und Mädchen nach Italien gefahren war, da waren sie längst über alle Berge, und nach einem Wagen zu forschen, dessen Nummer man nicht kannte, war ein sinnloses Unterfangen. Immerhin taten sie noch folgendes, sie baten die Kollegen in München um Amtshilfe. Doch ein italienisches Lokal, das von einem Herrn Wallstein geführt wurde, gab es in München nicht. Und damit kam die Sache, soweit es Gollingen betraf, zunächst einmal zu den Akten.
    Inzwischen hatte die Mutter Oberin schweren Herzens an Virginias Vater geschrieben. So knapp wie möglich, aber auch so präzise wie möglich. Erstaunlich war nur, daß sie lange keine Antwort erhielt. Das lag nun daran, daß inzwischen die Beisetzung des Oberst Stettenburg-von Maray stattgefunden hatte, mit allem gebührenden Aufwand, und daß natürlich bei Frau Stettenburg, der neu gebackenen Witwe, Berge von Post eingelaufen waren. Schließlich war ja ihr Mann nicht irgendwer gewesen, sondern ein ruhrgebietsbekannter Unternehmer, und die Fabrik war ein alteingesessener Betrieb.
    Ein Großteil der Post war bei der Sekretärin gelandet, aber was mehr privat aussah, lag bei Mechthild auf dem Schreibtisch, und so nach und nach machte sie sich daran, die Briefe und Beileidsschreiben durchzusehen. Den Brief aus dem Kloster las sie mit Stirnrunzeln, dann bogen sich ihre Lippen zu einem Lächeln.
    Das war ja ausgezeichnet. So erledigte sich das Problem des unerwünschten Mädchens ganz von selbst. Mit einem Mann war sie offenbar durchgegangen, so vorsichtig die Oberin sich auch ausgedrückt hatte. Nun ja, der Apfel fiel nicht weit vom Stamm. Das sparte weitere Kosten und jedwede Überlegung, was mit dem Wechselbalg anzufangen war. Immer weg mit Schaden. Sie diktierte den Brief nicht der Sekretärin, die ja von dieser sogenannten Tochter ihres Mannes gar nichts wußte, sondern schrieb die Antwort selbst. Teilte den plötzlichen Tod ihres Mannes mit,

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