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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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durch die Dunkelheit, und am Zaun fand er eine Lücke zwischen zwei Sträuchern. Auf allen vieren kroch er ins Gebüsch; von dort aus konnte er die ganze Rückfront des Hauses überblicken.
    »Wollen Sie Jake warnen?« fragte Pirtle.
    »Noch nicht. Vielleicht in ein paar Minuten. Wenn ich an die Tür klopfe, schaltet er bestimmt das Licht ein, und das sollten wir vermeiden.«
    »Ja, aber wenn Jake uns hört und sich seine Waffe schnappt... Möglicherweise hält er uns für zwei Nigger, die versuchen, bei ihm einzubrechen.«
    Walls starrte zur Straße und blieb stumm.
    »Versetzen Sie sich in seine Lage, Ozzie. Die Cops haben um ein Uhr nachts sein Haus umstellt und warten darauf, daß jemand eine Bombe wirft. Würden Sie lieber im Bett bleiben oder davon erfahren?«
    Ozzie sah zu den anderen Gebäuden.
    »Ich schlage vor, wir wecken ihn, Sheriff. Was ist, wenn wir den Typen keinen Strich durch die Rechnung machen können und jemand verletzt wird? Dann trifft uns die Schuld, nicht wahr?«
    Walls stand auf und betätigte die Klingel. »Schrauben Sie die Glühbirne los«, wies er den Deputy an und deutete zur Verandadecke.
    »Das habe ich bereits.«
    Erneut drückte Ozzie den Klingelknopf. Die Innentür schwang auf, und dann öffnete sich auch die äußere. Jake blinzelte, als er den Sheriff erkannte. Er trug ein zerknittertes Nachthemd, das ihm bis zu den Knien reichte, und in der rechten Hand hielt er eine schußbereite 38er.
    »Was ist los, Ozzie?« fragte er.
    »Darf ich hereinkommen?«
    »Ja, klar. Was liegt an?«
    »Sie bleiben hier auf der Veranda«, sagte Walls zu Pirtle. »Ich bin gleich zurück.«
    Ozzie schloß die Tür und schaltete das Licht im Flur aus. Sie gingen ins dunkle Wohnzimmer, dessen Fenster Ausblick auf die Terrasse und den Vorgarten gewährte.
    »Ich höre«, drängte Jake.
    »Vor etwa einer halben Stunde teilte uns ein anonymer Anrufer mit, daß jemand vorhat, Ihr Haus zwischen eins und drei heute nacht in die Luft zu jagen. Wir nehmen die Sache ernst.«
    »Danke.«
    »Pirtle sitzt auf der vorderen Veranda, und Nesbit hält hinten Ausschau. Vor zehn Minuten sah Pirtle einen Pickup, der ganz langsam vorbeifuhr, aber das ist auch schon alles.«
    »Haben Sie sich in der Nähe umgesehen?«
    »Ja. Ohne irgend etwas zu finden. Die Burschen sind noch nicht hier. Trotzdem glaube ich, daß es bald rundgeht.«
    »Wieso?«
    »Nur eine Ahnung.«
    Jake legte seine 38er auf die Couch und massierte sich die Schläfen. »Wie verhalten wir uns?«
    »Wir sitzen hier und warten. Mehr können wir ohnehin nicht unternehmen. Haben Sie eine Flinte?«
    »Ich habe genug Waffen, um Kuba zu erobern.«
    »Gut. Ziehen Sie sich an, und gehen Sie oben an einem Fenster in Stellung. Wir verbergen uns draußen.«
    »Genügen Ihnen zwei Deputys?«
    »Ich denke schon. Sicher bekommen wir es nur mit ein oder zwei Kerlen zu tun.«
    »Wer steckt dahinter?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht der Klan. Vielleicht Unabhängige. Wer weiß?«
    Beide Männer schwiegen und beobachteten die dunkle Straße. Sie sahen die obere Hälfte von Pirtles Kopf, der direkt vor dem Fenster im Korbsessel saß.
    »Jake, erinnern Sie sich an die drei Bürgerrechtler, die der Klan 1964 umbrachte? Man fand die Leichen an einem Damm, in der Nähe von Philadelphia. Anderthalb Meter unter der Erde.«
    »Ja. Ich war damals kaum mehr als ein Kind, aber ich erinnere mich daran.«
    »Die Jungs wurden nur deshalb gefunden, weil die Polizei einen Tip erhielt. Von einem Informanten im Klan. Das scheint dem KKK öfter zu passieren – irgendein Kluxer plaudert was aus.«
    »Sie tippen auf den Klan?«
    »Alle Anzeichen sprechen dafür. Wenn nur ein oder zwei Unabhängige mit Bomben herumspielen – wer wüßte sonst davon? Je umfangreicher die Gruppe, desto größer die Chance, daß uns jemand einen Hinweis gibt.«
    »Klingt logisch. Aber aus irgendeinem Grund beruhigt es mich nicht.«
    »Natürlich könnte es doch ein Scherz sein.«
    »Niemand lacht darüber.«
    »Wollen Sie mit Ihrer Frau sprechen?«
    »Ja, das sollte ich besser tun.«
    »Finde ich auch. Aber lassen Sie das Licht ausgeschaltet. Um die Burschen nicht zu verschrecken.«
    »Ich würde sie gern verjagen.«
    »Und ich möchte sie schnappen. Wenn wir sie jetzt nicht erwischen, versuchen sie es noch einmal. Und dann vergißt der Informant vielleicht, uns vorher anzurufen.«
    Carla zog sich hastig im Dunkeln an. Sie war entsetzt. Jake legte Hanna in seinem kleinen Arbeitszimmer auf die Couch; sie murmelte etwas

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