Die Jury
sagen, daß ich mich verletzt fühle. Ich bedauere sehr, daß Sie und Gwen auf diese Weise empfinden.«
»So empfinden wir nun einmal, und es ist mir völlig gleich, ob Sie sich verletzt fühlen.«
Ozzie trat vor. »Ich stimme Carl Lee und Gwen zu, Bischof Agee. Sie haben sich falsch verhalten, und das wissen Sie auch.«
»Es tut weh, so etwas von Ihnen zu hören, Ozzie. Ja, es tut sehr weh.«
»Ich will Ihnen etwas sagen, das noch viel schmerzlicher für Sie sein dürfte. Nächsten Sonntag werden Carl Lee und ich in Ihrer Kirche sein. Ich schmuggle ihn aus dem Gefängnis, und anschließend fahren wir ein wenig durch die Gegend. Wenn Sie mit der Predigt beginnen, kommen wir herein und gehen zur Kanzel. Wenn Sie sich mir in den Weg stellen, verpasse ich Ihnen Handschellen. Carl Lee hält die Predigt. Er teilt der Gemeinde mit, daß die großzügigen Spenden der Gemeinde noch immer in Ihrer Tasche stecken, daß Gwen und die Kinder ihr Haus verlieren, weil Sie versuchen, bei der NAACP Eindruck zu schinden. Er entlarvt Sie als Lügner. Vielleicht spricht er eine Stunde lang, und dann richte ich einige Worte an die Zuhörer. Ich weise darauf hin, daß Sie ein verlogener, schäbiger Nigger sind. Ich erzähle den Leuten, daß Sie damals in Memphis einen gestohlenen Lincoln für hundert Dollar gekauft haben, wofür man Sie fast vor Gericht gestellt hätte. Ich erzähle ihnen, daß Sie im Leichenschauhaus die Brieftaschen der Toten erleichtern. Ich erzähle ihnen, daß man vor zwei Jahren in Jackson Anklage wegen Unterschlagung gegen Sie erhob; nur mein Eingreifen verhinderte einen Prozeß. Ich erzähle ihnen auch...«
»Nein, sagen Sie es nicht, Ozzie«, stöhnte Agee.
»Ich verrate der Gemeinde ein kleines, schmutziges Geheimnis, das nur Sie, ich und eine gewisse Prostituierte kennen.«
»Wann wollen Sie das Geld?«
»Wann können Sie es uns zur Verfügung stellen?« fragte Carl Lee.
»Praktisch sofort.«
Jake und Ozzie überließen die Haileys sich selbst und gingen nach oben ins große Büro, wo Ellen in Rechtsbüchern blätterte. Brigance stellte den Sheriff seiner Assistentin vor, und sie nahmen am langen Schreibtisch Platz.
»Wie geht es meinen nächtlichen Besuchern?« erkundigte sich Jake.
»Meinen Sie die Jungs mit dem Dynamit? Erholen sich gut. Sie bleiben im Krankenhaus, bis der Prozeß vorbei ist. Wir haben ein Schloß an der Tür angebracht, und ein Deputy hält im Flur Wache. Die Typen können nicht entwischen.«
»Und der Bombenleger?«
»Keine Ahnung. Die Fingerabdrücke werden noch untersucht. Vielleicht kann er nicht einmal damit identifiziert werden. Verweigert nach wie vor die Aussage.«
»Der andere Bursche ist von hier, nicht wahr?« fragte Ellen.
»Ja. Ein gewisser Terrell Grist. Er will mich verklagen, weil er bei der Verhaftung verletzt wurde. Können Sie sich das vorstellen?«
»Es wundert mich, daß die Sache nicht bekannt geworden ist«, murmelte Jake.
»Mich auch. Nun, Grist und Mr. X reden natürlich nicht darüber. Meine Leute schweigen. Damit bleiben Sie und Ihre Assistentin übrig.«
»Und Lucien. Aber von mir hat er nichts erfahren.«
»Er weiß Bescheid?«
»Ja.«
»Erstaunlich.«
»Wann wenden Sie sich an den Richter, um das Verfahren gegen die beiden Kerle einzuleiten?«
»Nach dem Prozeß bringen wir sie ins Gefängnis und beginnen mit dem Papierkram. Es liegt ganz bei uns.«
»Wie geht's Bud?« fragte Jake.
»Heute morgen bin ich bei Grist und seinem Kumpel gewesen. Ich habe die Gelegenheit genutzt, mit Ethel zu sprechen. Der Zustand ihres Mannes ist noch immer kritisch.«
»Wer hat ihn zusammengeschlagen?«
»Vermutlich der Klan. Weiße Kut ten, Kapuzen und so weiter. Es paßt alles zusammen. Erst das brennende Kreuz in Ihrem Garten, dann das Dynamit, und jetzt Bud. Außerdem die anonymen Anrufe. Ich bin sicher, die Kluxer stecken dahinter.
Und wir haben einen Informanten.«
»Was?«
»Im Ernst: Wir haben einen Informanten«, wiederholte Ozzie.
»Nennt sich Mickymaus. Am Sonntag hat er mich zu Hause angerufen und mir gesagt, daß Sie Ihr Leben ihm verdanken. Bezeichnete Sie als ›Anwalt des Niggers‹ und wies darauf hin, daß in Ford County eine KKK-Ortsgruppe gegründet worden ist.«
»Wer gehört zu ihr?«
»Er hielt sich nicht mit Einzelheiten auf. Er meinte, er riefe nur dann an, wenn jemand verletzt werden könnte.«
»Nett. Dürfen wir ihm vertrauen?«
»Er hat Ihnen das Leben gerettet.«
»Ja, stimmt. Ist er ein Kluxer?«
»Darüber
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