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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Freisprüche wird nicht berichtet, und gerade ihnen gilt mein Interesse.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ich glaube, Rodeheaver hat Angeklagten nur selten Unzurechnungsfähigkeit bescheinigt, vielleicht sogar nie. Vermutlich bezeichnete er sie selbst dann als geistig gesund, wenn kein Zweifel daran bestehen konnte, daß sie vollkommen ausgerastet waren. Beim Kreuzverhör möchte ich Rodeheaver auf einige Prozesse ansprechen, die mit einem Freispruch endeten, obwohl er behauptete, der psychische Zustand des Angeklagten sei einwandfrei gewesen.«
    »Es dürfte sehr schwer sein, solche Fälle zu finden«, wandte Ellen ein.
    »Ich weiß, aber Sie schaffen es bestimmt, Row Ark. Ich habe Sie jetzt eine Woche lang bei der Arbeit beobachtet, und daher bin ich davon überzeugt, daß Sie nicht überfordert sind.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt, Boß.«
    »Wahrscheinlich müssen Sie verschiedene Anwälte in diesem Staat anrufen, Strafverteidiger, die schon einmal mit Rodeheaver zu tun hatten. Die Nachforschungen sind sicher nicht leicht, aber zweifellos gelingt es Ihnen irgendwie, die notwendigen Informationen zusammenzutragen.«
    »Danke, Boß. Ich nehme an, Sie wollen den Bericht gestern.«
    »Nein. Ich glaube nicht, daß Rodeheaver schon in der nächsten Woche aussagt. Sie haben also etwas Zeit.«
    »Jetzt verwirren Sie mich. Soll das heißen, diese Sache muß nicht schnellstens erledigt werden?«
    »Sie ist sehr wichtig, aber dem Bericht im Hinblick auf die Einzelheiten der Vergewaltigung kommt eine noch größere Bedeutung zu.«
    »Ja, Boß.«
    »Was ist mit dem Mittagessen?«
    »Ich habe keinen Hunger.«
    »Gut. Nehmen Sie sich nichts für den Abend vor.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich möchte Sie mit etwas überraschen.«
    »Dachten Sie dabei an eine Art Rendezvous?«
    »Nein, eher an ein Arbeitsessen von zwei Profis.«
    Jake stopfte Aktenordner und Schnellhefter in zwei kleine Koffer. »Ich fahre zu Lucien«, sagte er zu seiner Assistentin, als er zur Tür ging. »Rufen Sie nur an, wenn es sich um einen echten Notfall handelt. Verraten Sie niemandem, wo ich zu erreichen bin.«
    »Womit befassen Sie sich?«
    »Mit der Jury.«
    Der betrunkene Lucien schlief in der Hollywoodschaukel, und von Sallie fehlte jede Spur. Jake suchte das große Arbeitszimmer im Obergeschoß auf; dort gab es mehr Rechtsbücher als in vielen Anwaltsbüros. Er holte die Unterlagen aus den beiden Aktenkoffern, und auf den Schreibtisch legte er eine alphabetische Liste der Geschworenen, einen Stapel aus fünf mal acht Zentimeter großen Karteikarten und mehrere Markierungsstifte.
    Der erste Name lautete Acker, Barry Acker. Der Nachname stand in blauen Blockbuchstaben an der oberen Kartenkante. Blau für Männer, rot für Frauen, schwarz für Schwarze, ungeachtet des Geschlechts. Unter Ackers Namen schrieb Jake mit einem Bleistift Notizen. Alter, etwa vierzig. Zum zweiten Mal verheiratet, drei Kinder, zwei Töchter. Verdient sich seinen Lebensunterhalt mit einem schlechtgehenden Haushaltswarenladen in Clanton. Die Frau Angestellte in einer Bank. Fährt einen Pickup. Geht gern auf die Jagd. Trägt Cowboystiefel. Ein netter Kerl. Atcavage war am Donnerstag im Laden gewesen, um sich Barry Acker anzusehen, und er meinte, der Typ spräche wie jemand, der eine gute Bildung hätte. Jake fügte dem Namen Acker eine Neun hinzu.
    Die Resultate seiner Ermittlungen erstaunten ihn. Buckley konnte unmöglich so viele Informationen haben.
    Der zweite Geschworene: Bill Andrews. Was für ein Name; im Telefonbuch standen gleich sechs. Jake kannte einen Bill Andrews, Harry Rex einen weiteren. Ozzie wußte um einen Schwarzen mit diesem Namen, aber niemand von ihnen ahnte, wer die Vorladung bekommen hatte. Brigance schrieb ein Fragezeichen auf die Karte.
    Gerald Ault. Jake lächelte, als er diesen Namen las. Ault war vor einigen Jahren in seiner Praxis gewesen, als man ihm die Hypothek für sein Haus in Clanton gekündigt hatte. Die Behandlungskosten für das Nierenleiden seiner Frau trieben ihn in den Ruin. Er hatte sie in Princeton kennengelernt, während des Studiums. Sie kam aus Ford County, das einzige Kind einer einst reichen Familie aus lauter Narren, die ihr Geld in die Eisenbahn investiert hatten. Ault heiratete rechtzeitig genug, um den finanziellen Niedergang der Schwiegereltern mitzuerleben, und Probleme verdrängten die Sorglosigkeit aus seinem Leben. Eine Zeitlang unterrichtete er als Lehrer, kümmerte sich dann um die Bibliothek und nahm

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