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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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bestätigte Jake.
    »Das stimmt, Euer Ehren«, sagte Buckley.
    »Dachte ich mir. Gerichtsdiener, bitte führen Sie die erste Geschworene herein, Carlene Malone.«
    Mr. Pate verließ den Raum und rief den Namen. Kurz darauf kam er mit Carlene Malone ins Büro. Sie blickte sich erschrocken um. Die Anwälte lächelten, gaben jedoch keinen Ton von sich – eine Anweisung des Richters.
    »Bitte setzen Sie sich«, sagte Noose und streifte den Umhang ab. »Es dauert nicht lange, Mrs. Malone. Vertreten Sie in bezug auf die Todesstrafe einen klar ausgeprägten Standpunkt?«
    Carlene schüttelte nervös den Kopf. »Äh, nein, Sir.«
    »Ist Ihnen klar, daß Sie vielleicht verpflichtet sind, Mr. Hailey zum Tode zu verurteilen, wenn Sie als Jurymitglied ausgewählt werden?«
    »Ja, Sir.«
    »Wenn die Staatsanwaltschaft beweist, daß Mr. Hailey hinreichend schuldig ist, daß er den Doppelmord kaltblütig plante und zum Tatzeitpunkt nicht unzurechnungsfähig war – sind Sie dann bereit, die Todesstrafe zu verhängen?«
    »Ja. Ich meine, sie sollte viel öfter angewendet werden. Dann gäbe es nicht mehr so viele Gewaltverbrechen. Ich bin dafür.«
    Jake lächelte auch weiterhin und nickte der ersten Geschworenen höflich zu. Buckley schmunzelte ebenfalls, sah Musgrove an und zwinkerte.
    »Danke, Mrs. Malone«, sagte Noose. »Sie können jetzt in den Gerichtssaal zurückkehren.«
    »Die zweite Geschworene«, wandte sich Ichabod an Mr. Pate. Der Gerichtsdiener führte Marcia Dickens herein, eine ältere Weiße mit tiefen Falten auf der Stirn. »Ja, Sir, ich bin für die Todesstrafe«, versicherte sie. »Ich hätte keine Probleme, einen Mörder in die Gaskammer zu schicken.« Jake schwieg und lächelte. Buckley zwinkerte noch einmal. Noose dankte Marcia und ließ den nächsten Geschworenen aufrufen.
    Nummer drei und vier erwiesen sich als ebenso erbarmungslos: Sie waren bereit, einen Menschen hinzurichten, wenn seine Schuld bewiesen wurde. Dann trat Nummer fünf ein, Gerald Ault, Jakes Geheimwaffe.
    »Danke, Mr. Ault, es dauert nicht lange«, wiederholte Noose. »Zunächst einmal: Vertreten Sie in bezug auf die Todesstrafe einen klar ausgeprägten Standpunkt?«
    »O ja, Sir«, antwortete Ault sofort, und in seiner Stimme klangen intensive Emotionen mit. »Ich halte sie für grausam und bin absolut dagegen. Es beschämt mich, in einer Gesellschaft zu leben, die das gesetzlich sanktionierte Töten von Menschen zuläßt.«
    »Ich verstehe. Wären Sie als Jurymitglied unter bestimmten Umständen fähig, einen Angeklagten zum Tode zu verurteilen?«
    »O nein, Sir. Unter keinen Umständen. Ganz gleich, welches Verbrechen begangen wurde. Nein, Sir.«
    Buckley räusperte sich. »Euer Ehren«, sagte er ernst, »die Staatsanwaltschaft ist der Meinung, daß sich Mr. Ault nicht zum Geschworenen eignet. Wir beantragen, ihn von seinen Pflichten zu entbinden. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf den Fall Staat Mississippi gegen Witherspoon.«
    Noose nickte. »Ich billige Ihren Antrag. Mr. Ault, Sie kommen für die Auswahl der Jury nicht in Frage. Sie können gehen, wenn Sie möchten. Falls Sie im Gerichtssaal bleiben wollen, dürfen Sie nicht mehr bei den Geschworenen sitzen.«
    Ault richtete einen überraschten und hilflosen Blick auf seinen Freund Jake, der die Lippen zusammenpreßte und zu Boden starrte.
    »Bitte erlauben Sie mir, mich nach dem Grund zu erkundigen«, sagte Gerald.
    Noose nahm die Brille ab und schlüpfte in die Rolle des Professors. »Das Gesetz verlangt von mir, jeden potentiellen Geschworenen abzulehnen, der zugibt, daß er die Todesstrafe nicht in Erwägung ziehen kann. Die Betonung liegt dabei auf in Erwägung ziehen. Ob es Ihnen gefällt oder nicht, Mr. Ault: In Mississippi und vielen anderen Staaten der USA gehört die Todesstrafe zum Instrumentarium der Justiz. Jeder Geschworene muß bereit sein, das geltende Recht zu akzeptieren.«
    Die Zuschauer beobachteten neugierig, wie Gerald Ault durch die Tür hinter dem Richterstuhl trat, die kleine Pendeltür passierte und den Saal verließ. Der Gerichtsdiener rief Nummer sechs auf, Alex Summers, und führte ihn ins Büro. Kurz darauf kehrte er zurück und nahm wieder auf der ersten Sitzbank Platz. Er hatte gelogen, als ihn Noose nach der Todesstrafe fragte. Er war ebenso dagegen wie die meisten anderen Schwarzen, aber dem Richter gegenüber behauptete er, keine Einwände zu haben. Später, während einer Verhandlungspause, traf er sich mit den übrigen schwarzen Geschworenen

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