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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Nachricht von seinem Tod erreichte nach kurzer Zeit die Hütte im Wald, wo sich an jedem Abend Patrioten trafen und Whisky tranken. Sie schworen Rache. Auge um Auge und so weiter. Durch fünf neue Rekruten aus Ford County wuchs die Gruppe auf elf Mitglieder an. Zornbebend brannten sie darauf, etwas zu unternehmen.
    Bisher war der Prozeß zu ruhig verlaufen. Es wurde Zeit, daß es rundging.
    Jake schritt vor der Couch auf und ab und hielt zum hundertsten Mal sein Eröffnungsplädoyer. Ellen lauschte aufmerksam. Schon seit zwei Stunden hörte sie zu, unterbrach ihren Chef, kritisierte und unterbreitete Verbesserungsvorschläge. Jetzt war sie müde; an der Rede gab es nichts mehr auszusetzen. Die Margaritas hatten Jake beruhigt und seine Zunge beflügelt. Die Worten kamen ihm glatt über die Lippen. Er erwies sich als begabter Rhetoriker – insbesondere nach dem einen oder anderen Drink.
    Nachdem er seinen Vortrag beendet hatte, setzten sie sich auf den Balkon und beobachteten, wie die Kerzen am dunklen Platz entlangglitten. In den Zelten spielten Nationalgardisten Poker, und ihr Gelächter hallte gedämpft durch die Nacht. Es leuchtete kein Mond am Himmel.
    Nach einer Weile erhob sich Ellen, um die letzte Runde zu holen. Sie kehrte mit den Biergläsern zurück, die Eis und Margaritas enthielten, setzte sie auf den Tisch und blieb hinter ihrem Chef stehen. Behutsam legte sie ihm die Hände auf die Schultern, und ihre Daumen massierten den unteren Teil des Nackens. Jake entspannte sich und neigte den Kopf von einer Seite zur anderen. Die Hände der jungen Frau glitten zum Rücken, und sie schob sich noch etwas näher. Brigance spürte ihren Körper.
    »Es ist halb elf, Ellen, und ich kann kaum mehr die Augen offenhalten. Wo übernachten Sie?«
    »Wo soll ich schlafen?«
    »Wie wär's mit Ihrem Apartment in Ole Miss?«
    »Ich habe zuviel getrunken und darf nicht mehr fahren.«
    »Nesbit ist sicher bereit, Sie zu chauffieren.«
    »Und wo übernachten Sie, wenn Sie mir diese Frage erlauben?«
    »In dem Haus an der Adams Street, das meiner Frau und mir gehört.«
    Ellen zog die Hände zurück und griff nach ihrem Drink. Jake stand auf, beugte sich übers Geländer und rief: »Aufwachen, Nesbit! Sie müssen nach Oxford!«
35
    C arla entdeckte den Artikel auf der zweiten Seite im Hauptteil der Zeitung. »Weiße Jury beim Prozeß gegen Hailey« lautete die Überschrift. Jake hatte am Dienstagabend nicht angerufen. Carla las die ersten Sätze und vergaß den Kaffee.
    Das Ferienhaus ihrer Eltern befand sich in einem abgelegenen Bereich des Strands; zweihundert Meter trennten es vom nächsten Nachbarn. Das Land dazwischen gehörte Carlas Vater, und er wollte es behalten. Er hatte das Haus vor zehn Jahren gebaut, nach dem Verkauf seiner Firma in Knoxville, durch den er sich als reicher Mann in den Ruhestand zurückziehen konnte. Carla war das einzige Kind und Hanna die einzige Enkelin. In dem Haus gab es vier Schlafzimmer und vier Bäder in drei Stockwerken; es mangelte also nicht an Platz für weitere Enkel.
    Sie las den ganzen Artikel, stand dann auf, durchquerte das Eßzimmer und ging zu den Erkerfenstern, die einen ungehinderten Blick auf den Strand und übers Meer gewährten. Eine helle, orangefarbene Sonne kletterte gerade über den Horizont.
    Carla bevorzugte die Wärme des Betts bis lange nach dem Morgengrauen, aber das Leben mit Jake hatte den ersten sieben Stunden eines jeden Tages etwas Abenteuerliches hinzugefügt. Ihre Körper war darauf trainiert, spätestens um halb sechs zu erwachen. Jake hatte ihr einmal anvertraut, sein Ziel bestehe darin, noch vor Sonnenaufgang mit der Arbeit zu beginnen und sie erst nach Sonnenuntergang zu beenden. Für gewöhnlich nahm er sich nie zuviel vor, doch erfüllte es ihn mit Stolz, länger zu arbeiten als alle anderen Anwälte in Ford County. Manchmal war er schon recht eigenartig.
    Knapp achtzig Kilometer nordöstlich von Clanton erstreckte sich der ruhige Ort Temple – Verwaltungszentrum der Milburn County – am Ufer des Tippah River. Dort lebten dreitausend Einwohner, und es gab zwei Motels. Wie zu dieser Jahreszeit üblich stand das Temple Inn praktisch leer. Nur am Ende eines abgeriegelten Flügels waren acht Zimmer belegt worden. Polizisten und Soldaten hielten davor Wache. Die zehn Frauen wurden jeweils zu zweit untergebracht, und auch Barry Acker und Clyde Sisco teilten einen Raum. Der schwarze Stellvertreter Ben Lester Newton bekam ein Einzelzimmer, ebenso wie Francie

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