Die Juwelen des Scheichs
Flügeltür zurück, wobei er sorgsam darauf achtete, Zahir nicht den Rücken zuzukehren.
„Fühlen Sie sich wohl in Ihren Zimmern? Sind sie nach Ihrem Geschmack?“ Sein Blick glitt von Jack Rivers zu Gina und wieder zurück, bevor er sich auf eines der längeren Sofas setzte. Er hoffte, dass sein Lächeln höflich und entspannt wirkte. Vor allem sollte es nicht den Verdacht erwecken, dass Gina und er sich schon kannten und allein ihr Anblick ihm den Boden unter den Füßen weggezogen hatte.
Was für eine höchst prekäre Lage, die all seine diplomatischen Fähigkeiten und sein Taktgefühl forderte. Doch jedes Mal, wenn sein Blick zu ihr ging, wünschte er sich, mit ihr allein zu sein, um von ihr zu erfahren, warum sie ihn zurückgewiesen hatte.
Hatte ein anderer in England auf sie gewartet? Wie oft hatte er sich während der letzten drei Jahre mit dieser Frage gequält? Viel zu oft. Doch einer Sache war Zahir sich ganz sicher. Bevor sie wieder abreiste, würde er es wissen …
„Der Palast ist wirklich beeindruckend und unsere Zimmer mehr als fürstlich – danke“, sagte Jack Rivers, setzte sich neben Gina und legte die Hände um seine Knie. Wie alt ist er wohl? überlegte Zahir. Einen Experten in dieser Fachrichtung hatte er sich älter und distinguierter vorgestellt.
„Das freut mich. Was die Geschichte des Palasts betrifft, wurde er unseres Wissens im neunten Jahrhundert erbaut, als die persisch-byzantinischen Kriege vorbei waren. Für die Menschen dieser Region war er immer ein Zufluchtsort und ein Symbol der Stärke. Von jeher waren sie stolz auf seine erhabene Schönheit und haben mitgeholfen, ihn zu erhalten.“
In hilflosem Verlangen wanderte sein Blick zurück zu Gina. Was denkt sie jetzt wohl? fragte er sich. Ob sie schockiert war, weil sie nun wusste, wer er war? Ob sie sich jetzt für ihre Dummheit verfluchte, ihn damals abgewiesen zu haben? Das war ein unschöner Strohhalm, nach dem er jedoch gern greifen würde – Balsam für seinen verletzten Stolz, den er immer für unantastbar gehalten hatte.
„Und Ihr Fachgebiet sind Antiquitäten, Dr. Collins, nicht wahr?“, fragte er und bemerkte, dass sie heftig atmete.
Bevor sie antwortete, faltete Gina die Hände im Schoß, als wollte sie sich sammeln. „Klassische Antiquitäten und alte Kunstschätze … Mein Kollege Dr. Rivers ist der Historiker im Team, Königliche Hoheit.“
„Dann haben Sie die gleiche Qualifikation?“, erkundigte sich Zahir.
„Mehr oder weniger.“ Jack warf Gina ein lässiges Lächeln zu.
Augenblicklich verspürte Zahir einen Stich von Eifersucht und versteifte sich aus Protest gegen diese beneidenswerte Vertrautheit. „Dr. Collins ist also nicht Ihre Assistentin?“, bemerkte er mit einem Anflug von Spott in der Stimme.
„Meine Assistentin?“ Jetzt verzogen sich die Lippen des jungen Mannes zu einem breiten Grinsen. „Ich will ja nicht respektlos sein, aber dafür ist sie viel zu unabhängig und herrschsüchtig.“
„Ach ja?“ Zahir beugte sich vor und betrachtete eindringlich das Paar erstaunlich blauer Augen. „Sehr interessant … in der Tat.“
3. KAPITEL
Bei jedem anderen Gastgeber wäre Gina nicht davor zurückgeschreckt, ihren Kollegen für seine unangebrachte Bemerkung mit dem Ellbogen in die Rippen zu stoßen – aber nicht hier in Anwesenheit des Scheichs von Kabuyadir. Auch wenn Jack ein brillanter Historiker war, erzielte er für sein Taktgefühl doch nur wenige Punkte.
Gina war völlig verblüfft gewesen, als sie festgestellt hatte, dass Zahir „Seine Königliche Hoheit“ war – der attraktive Scheich eines früher noch mächtigeren arabischen Königreichs, dem obendrein noch das alte und wunderschöne Schmuckstück Heart of Courage gehörte.
Warum hatte er ihr damals nicht die Wahrheit über sich erzählt? Selbst als sie wieder zu Hause war, hätte er bei seinen Anrufen genügend Gelegenheit dazu gehabt – aber er hatte sie nicht genutzt. Hatte er vielleicht befürchtet, dass sie ihre Entscheidung rückgängig machen würde? Und zwar nicht, weil er ein so unglaublicher Mann war, sondern wegen seiner herausragenden Stellung?
„Dr. Rivers und ich sind ein Team, Königliche Hoheit.“ Sie errötete bei der Erwähnung seines Titels, weil es sich so unwirklich anhörte. Ihr Blick blieb trotzdem an ihm hängen. Er trug die traditionelle Kleidung der Männer, wobei der Stoff seines Gewands sehr viel erlesener war als der eines weniger Privilegierten, der sich so etwas nicht leisten
Weitere Kostenlose Bücher