Die Juwelen des Scheichs
sein?“ Sein Herz hämmerte wild in der Brust. „Willst du damit sagen, dass ihr beide eine Affäre habt?“
Entgeistert sah Gina ihn an. „Ich und Jack? Aber natürlich nicht.“
„Und warum machst du dir dann Gedanken darüber, was er denken könnte?“
„Nur aus Respekt vor ihm, das ist alles.“
Da ihre Antwort ihn nicht im Geringsten zufriedenstellte, warf Zahir ihr einen betont kühlen Blick zu, bevor er zu seinem großen Schreibtisch ging. Er zog eine Geheimschublade heraus und entnahm ihr ein schmales verziertes Messer mit glänzender spitzer Klinge. Nachdem er es in das leere Futteral geschoben hatte, drehte er sich wieder zu Gina um.
„Ich muss gehen. Für jetzt belassen wir es dabei.“
„Wo musst du denn hin? Und warum brauchst du diese Waffe?“
„Es gibt eine Bande gesetzloser Rebellen in den Bergen, die nachts die Dörfer überfallen und für Unruhe sorgen. Sie sind schon durch einen königlichen Erlass verwarnt worden, aber das kümmert sie wenig. Also muss ich mich jetzt persönlich darum kümmern.“
Besorgt machte Gina ein paar Schritte auf ihn zu. „Ist das gefährlich? Du gehst doch nicht allein, oder?“
Es gefiel ihm, dass sie sich um ihn sorgte. „Ich heiße ja nicht Zorro. Natürlich werde ich von einer kleinen Abordnung bestens ausgebildeter Soldaten begleitet.“
„Trotzdem … Sei bitte vorsichtig.“
„Hier steht zu viel auf dem Spiel, um unnötige Risiken einzugehen … meine geliebte Schwester zum Beispiel.“ Er wusste, dass er mit dieser Bemerkung eine gewisse Distanz zwischen ihnen schaffte, obwohl er alles andere als Distanz zu der schönen Frau verspürte, die ihm gegenüberstand. Immer wenn er ihr nahe war, schien ihre Wärme den direkten Weg in seine Lenden zu finden, und das war jetzt nicht anders als sonst.
„Natürlich.“ Sie senkte den Blick.
„Wenn ich zurück bin, würde ich gern noch über eine andere Sache mit dir sprechen. Auch wenn es spät wird, solltest du dich bereithalten. Hast du verstanden?“
Überrascht hob sie den Kopf. „Ist das ein königlicher Befehl?“
Am liebsten hätte er sie auf die Arme gehoben und in seine Privatgemächer getragen. Doch er wusste, dass seine Soldaten draußen auf ihn warteten. Aber wenn er zurück war, würde er ihr die schönste Lektion erteilen …
„Ja“, dröhnte er und ging an ihr vorbei zur Tür. „So ist es.“
Beim Lunch brachte Gina keinen Bissen herunter. Wie auch, wenn ihre Angst, Zahir vielleicht nie wiederzusehen, sie fast verrückt machte?
Ihr glühender Kuss hatte sie unwiderruflich wieder daran erinnert, dass er der einzige Mann war, den sie je lieben könnte. Immer noch spürte sie seine seidenweiche Zunge, die sie so leidenschaftlich verführt hatte, dass sie sich schmerzlich nach mehr sehnte.
Um sich abzulenken, bat sie Jamal darum, das Palastanwesen allein erkunden zu dürfen. Nur widerwillig stimmte er ihr zu.
Es gab einige Wege, die sich durch den üppigen Garten schlängelten. Vögel zwitscherten, und berauschende Düfte erfüllten die Luft. Gina erkannte unter anderem Jasmin, Orangenblüten und Heliotrop. Überall, wo sie hinblickte, entdeckte sie verzierte Brunnen und prächtige Steinstatuen – vielleicht Abbilder von Vorfahren der Familie der Kazeem Khan. Wäre sie nicht so besorgt um Zahir gewesen, hätte sie gern ihrem Forscherdrang nachgegeben und die Statuen genauer untersucht.
Erst als sie schon fast auf gleicher Höhe mit der schlanken, schwarz verhüllten Gestalt war, die auf einer Bank saß, wurde ihr bewusst, dass sie sich lieber zurückziehen sollte, um nicht zu stören. Es war eine junge Frau mit einem Elfengesicht und den schönsten braunen Augen und dem traurigsten Gesicht, das Gina je gesehen hatte.
„Wer sind Sie?“, fragte die Frau zunächst in ihrer Sprache. Als Gina nicht antwortete, wiederholte sie den Satz auf Englisch.
„Es tut mir leid, wenn ich Sie gestört habe. Ich bin Dr. Gina Collins. Und ich bin hier, um Seiner Hoheit bei einer Aufstellung der Kunstschätze des Palasts behilflich zu sein.“ Schuldbewusst biss sie sich auf die Unterlippe, nachdem sie den vorgeschobenen Grund für ihre Anwesenheit genannt hatte.
„Davon hat mein Bruder mir gar nichts erzählt.“
„Verzeihung … Ihr Bruder?“
„Ich bin Farida. Der Scheich von Kabuyadir ist mein Bruder, obwohl er mir in letzter Zeit immer fremder wird.“
Ein schwerer Seufzer folgte den Worten. Gina erwartete schon, fortgeschickt zu werden, doch zu ihrer Überraschung lächelte
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