Die Juweleninsel
getragen!«
»Ja. Aber das ist noch nicht Alles.«
»Was noch?«
»Er ist Hofschmied geworden, und der Baldrian und der Heinrich arbeiten bei ihm.«
»Ein wahrer Glückspilz! Na, da Sie der Neffe von einem alten Spezial sind, so habe ich Sie gleich noch einmal so lieb, als ich Sie vorher schon hatte. Wenn ich Ihnen einen Gefallen thun kann, so sagen Sie es nur, ich laufe für Sie durch das Feuer; das versteht sich ja ganz von selber!«
Dabei nickte seine Nase in einer Weise, welche man als die größeste Betheuerung gelten lassen konnte.
Am Nachmittage war Klaus allein in der Mühle. Kurt suchte ihn auf.
»War das heute Morgen Ihr Ernst, Klaus?«
»Was?«
»Daß Sie für mich durch das Feuer gehen wollen?«
»Das versteht sich ja ganz von selber!«
»So viel würde ich niemals von Ihnen verlangen; aber eine Bitte habe ich doch.«
»Heraus damit!«
»Sie haben heute Nacht frei?«
»Ja.«
»Wollen Sie mir einige Stunden Schlaf opfern?«
»Das versteht sich ja ganz von selber! Sagen Sie nur was ich machen soll!«
»Sie sollen mit mir spazieren gehen.«
»Spazieren? Gut! Schön! Ist sonst meine Leidenschaft nicht, werde es aber thun.«
»Aber es darf kein Mensch etwas davon wissen.«
»Werde keiner Seele etwas merken lassen. Wohin soll es denn gehen?«
»Das werden Sie später erfahren. Können wir unbemerkt fortkommen?«
»Ja. Wir gehen durch die hintere Thüre. Welche Zeit geht es fort?«
»Ganz zu derselben Zeit, in welcher ich gestern ging.«
»Werde mich bereit halten.«
»Und noch Eins: Haben Sie vielleicht einige lange feste Stricke?«
»Viele.«
»Besorgen Sie welche!«
»Wie lang und wie fest müssen sie sein?«
»Zwölf Ellen, und so fest, daß sie einen Menschen halten können.«
»Donnerwetter, wollen Sie sich zwölf Ellen hoch aufhängen?«
»Nein!« lachte Kurt.
»So gibt es wohl ein Abenteuer?«
»Ja, wenn Sie es mitmachen wollen.«
»Das versteht sich ja ganz von selber! Ist sonst noch etwas nöthig?«
»Eigentlich eine Leiter; eine Stange aber thut es auch und ist leichter zu transportiren.«
»Wie lang?«
»Wenigstens so lang wie die Stricke.«
»Und wie stark?«
»Ich muß an derselben emporklettern können.«
»Schön. Wird auch mit besorgt. Sonst noch etwas?«
»Nein. Aber sorgen Sie dafür, daß wir die Sachen bereits draußen vor der Mühle finden. Sonst möchten wir bemerkt werden.«
»Das versteht sich ja ganz von selber!«
Dabei machte seine Nase eine Schwenkung, der man es anmerkte, daß sie mit Allem, was besprochen worden war, vollständig einverstanden sei.
Im Laufe des späteren Nachmittags erfuhr man in der Mühle, daß Prinz Hugo wirklich mit seinem Diener eingetroffen sei und daß in den Gasthöfen des Städtchens bereits ein reger Fremdenverkehr herrsche. Die Ankunft des Prinzen machte Kurt einigermaßen um sein Vorhaben besorgt, doch fiel es ihm nicht ein, dasselbe aufzugeben.
Es war um die vereinbarte Zeit, als sich die Thür zu seinem Zimmer öffnete und Klaus eintrat.
»Da bin ich, Herr Schubert. Kann es losgehen?«
»Ja.«
»Die Luft ist rein und die Hinterthür nur angelehnt. Kommen Sie also!«
Sie schlichen sich hinab und gelangten ungesehen zur Mühle hinaus.
»Wo haben Sie die Sachen?«
»Dort im Busche. Aber nun kann ich wohl erfahren, wohin es gehen soll?«
»Ja. Hinauf zur Burg.«
»Sapperlot! Wollen Sie die Burg erobern?«
»Es ist so etwas Aehnliches.«
»So erobere ich mit; das versteht sich ja ganz von selber! Aber sagen Sie mir doch einmal, ob die Sache da oben heimlich gehen soll!«
»Natürlich!«
»So darf uns also unterwegs auch Niemand sehen?«
»Nein.«
»Gut! Dann vermeiden wir also die Straße. Ich werde Sie führen.«
Er nahm die Stange, während Kurt die Stricke trug, dann verließen sie die Höllenschlucht und stiegen seitwärts an dem Berge empor.
Ohne daß ein Wort zwischen ihnen gewechselt wurde, kamen sie nach allerdings mühseligem Steigen in der Höhe des Mönchklosters an, ohne von irgend einem Auge bemerkt zu werden, und dann benutzten sie das von zerstreuten Felsen und Büschen besetzte Terrain, um sich bis an die Kegelspitze zu schleichen, welche Kurt gestern erklettert hatte. Dort blieben sie halten.
»Was nun?« frug Klaus.
Kurt befand sich in einer kleinen Aufregung, deren er nicht ganz Meister zu werden vermochte. Er trat nahe zu Klaus heran und flüsterte: »Wissen Sie, was ich machen will?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Ich will ein Mädchen oder eine Frau aus dem Schlosse
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