Die Juweleninsel
fangt mich!«
Mit diesen Worten drehte er sich um und sprang dem Ausgange zu. Will war mit einigen Sätzen hinter ihm, faßte ihn beim Kragen und hielt ihn fest.
»Halt, Mann! Das Fangen verstehen wir besser, als Du denkst. Du siehst es.«
»Noch hast Du mich nicht!«
Ein Messer blitzte in seiner Hand, er holte mit demselben zum Stoße aus.
»Ach so, du willst an mich, Bursche? So fahre meinetwegen zum Teufel!«
Der Goldgräber zog blitzesschnell den Revolver, und ehe Sander den beabsichtigten Stoß auszuführen vermochte, streckte ihn der Schuß auf den Boden nieder.
»Gentlemen, Ihr habt wohl gesehen, daß er das Messer gegen mich zog?«
»Wir sahen es!« ertönte die allgemeine Antwort auf diese Frage des Schützen.
»So könnt Ihr mir bezeugen, daß hier kein Mord, sondern eine Nothwehr vorliegt?«
»Wir bezeugen es.«
»Well! So mag der Wirth diesen Todten fortschaffen, wohin es ihm beliebt. Er war ein Räuber und Mörder und hat nur seine wohlverdiente Strafe erhalten!«
Der Erschossene wurde aus dem Zimmer getragen, und der Thäter konnte mit der größten Sicherheit darauf rechnen, daß sein Schuß ihm nicht die mindeste üble Folge bereiten werde. Der Bowie-Pater hatte sich mit den Seinen nicht im Geringsten bei diesem Vorgange betheiligt. Jetzt nickte er mit dem Kopfe und meinte:»Gut für uns, denn nun sind wir den Kerl los. Er hätte uns doch nur Unannehmlichkeiten bereitet.«
»Wird uns die Wirthin seinen Koffer ausantworten?« frug Fred.
»Natürlich!«
»Wer wird da erst viel fragen,« sagte Holmers. »Der Koffer gehört uns, und ich will einmal den sehen, der es wagen wollte, ihn uns abzustreiten. Uebrigens kommt er uns jetzt sehr gelegen, denn wir haben jetzt die Mittel, unsern herabgekommenen Adam in bessere Kleidung und Wäsche zu bringen.«
Der Steuermann machte bei diesen Worten ein sehr nachdenkliches Gesicht. Nach einiger Zeit gab er Bill Holmers und Fred einen Wink, worauf er die Stube verließ. Sobald es ohne Aufsehen geschehen konnte, folgten sie ihm. Er erwartete sie draußen im Hofe und führte sie in einen Schuppen, wo sie ungestört und auch unbelauscht mit einander zu reden vermochten.
»Was wollt Ihr?« frug Holmers.
»Euch einen Vorschlag machen, der außerordentlich annehmbar für Euch ist.«
»So sprecht!«
»Wem gehört das Geld, welches der Todte bei sich getragen hat?«
»Uns, wie Ihr bereits gehört habt.«
»Wer ist unter diesem ›Uns‹ zu verstehen?«
»Nur wir Beide.«
»Weiter Niemand?«
»Weiter kein Mensch.«
»Das wollte ich wissen, und nun kann ich sprechen. Ihr wollt nach Süderland?«
»Ja.«
»Ich will mit meinem Kameraden nach Norland. Wollen wir zusammenfahren?«
»Wird uns lieb sein.«
»Mit welchem Schiffe?«
»Mit dem ersten, welches wir finden.«
»Aber ich habe kein Geld und dem Hochbootsmann geht es ganz ebenso.«
»Das braucht Euch keine Sorgen zu machen. Wir werden für Euch beide bezahlen, denn zwei Männer, welche der Norländischen Marine angehören, sind uns allzeit sicher. Wenn es sich nur um dieses handelt, brauchtet Ihr Euch gar nicht nach dem Hofe zu bemühen. Wir hätten Euch das in der Stube ebenso gesagt.«
»O, es handelt sich noch um ein Weiteres, um ein sehr großes Geheimniß.«
»Welches Ihr uns offenbaren wollt?«
»Ja, wenn Ihr mir versprecht, daß Ihr zu keinem Menschen davon reden werdet.«
»Wir versprechen es. Wir sind Prairienjäger, und diese wissen zu schweigen.«
»Ich mache Euch nämlich den Vorschlag, nicht mit einem Passagierschiffe zu fahren, sondern für uns allein ein Fahrzeug zu miethen oder zu kaufen.«
»Ich glaube, das würde etwas zu theuer werden.«
»Wir zahlen Euch nach unserer Heimkehr das Zehnfache Eurer Auslagen zurück.«
»Das klingt kühn. Seid Ihr so reich?«
»Jetzt noch nicht, wir werden es aber dann ganz sicher geworden sein.«
»Räthselhaft.«
»Richtig; aber ich werde Euch dieses Räthsel erklären. Mein Gefährte ist nämlich früher einmal ausgesetzt worden, und zwar auf eine einsame Insel, auf welcher außer ihm kein Mensch wohnte. Und dennoch waren Leute dort gewesen, denn er fand zwei Leichen, die eines Mannes und die eines Weibes. Bei der ersteren entdeckte er ein Tagebuch, welches ihm sagte, wer die Beiden seien. Das Weib war eine indische Prinzessin Namens Rabbadah gewesen, und der Mann hieß Alphons Maletti. Sie waren aus ihrem Lande geflohen und an dieser Insel gestrandet. In dem Tagebuch war von einem großen königlichen Schatze die Rede, den sie
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