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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und wir bedürfen also dann eines Mittelpunktes, um uns gegenseitig verständigen zu können.«
    »Zerstreuen? Wozu?«
    »Bis jetzt wissen wir nur, daß die Dame sich in der Gewalt eines Mannes befindet, wer aber dieser Mann ist, das wissen wir nicht.«
    »Es ist der Prinz!«
    »Das vermuthen wir nur, beschwören aber könnten wir es nicht. Kam er direkt zu Ihnen?«
    »Nein. Er kam inkognito und wurde mir von einem Nachbar vorgestellt.«
    »Wie heißt dieser?«
    »Es ist ein Herr von Uhle.«
    »Kenne ihn nicht. Wie weit ist es von hier bis an die Grenze?«
    »Mit schnellen Pferden drei Stunden.«
    »Wie heißt der Grenzort?«
    »Wiesenstein.«
    »Die Straße, welche ich gekommen bin, führt dorthin?«

    »Ja, wenn man sich eine Stunde von hier an der dortigen Abzweigung nach links hält.«
    »Nun gut, so hören Sie meinen Plan, der uns ganz sicher zum Ziele führt: Ist der Prinz wirklich der Räuber, so wird er schleunigst die Grenze zu erreichen suchen. Zwei Mann reiten ihm also dorthin nach – –«
    »Das werde ich thun!« unterbrach ihn der General.
    »Nein. Sie werden hier bleiben. Zu dieser Verfolgung gehören Leute, welche sich auf Spuren und Fährten verstehen. Das werde ich selbst übernehmen und mein Freund Holmers wird mich begleiten.«
    »Sie kennen die Wege nicht!«
    »Das ist gleichgiltig. In den Prairien gibt es gar keine Wege, und trotzdem haben wir uns stets zurechtgefunden. Es bleibt dabei, daß ich und Holmers reiten. Jemand geht unterdessen zu diesem Nachbar und erkundigt sich nach den Verhältnissen, unter denen der Prinz ihn verlassen hat. Er könnte sich ja auch noch dort befinden. Das Ergebniß dieser Erkundigung theilen Sie mir telegraphisch mit, und zwar nach Wiesenstein.«
    »Unter welcher Adresse?«
    »Holmers, Station restante. Fassen Sie aber das Telegramm vorsichtig ab. Gibt es von hier aus Fußpfade über die Grenze?«
    »Ja.«
    »Auch ihnen müßten wir eigentlich folgen. Aber wer kennt sie?«
    »Ich,« antwortete der Steuermann.
    »Ich,« antwortete auch Karavey zu gleicher Zeit.
    »Ihr?« frug der Pater verwundert. »Woher?«
    »Von früher.«
    »Genau?«
    »Ja.«
    »Das ist gut. Macht Euch auf den Weg, um nachzuforschen. Ihr telegraphirt nach hier, wenn Ihr etwas erforscht oder etwas wissen wollt. Braucht Ihr lange Vorbereitung?«
    »Wir gehen schon!« antwortete der Steuermann.
    »Aber – –«
    »Schon gut! Wir wissen und haben Alles, was wir brauchen.«
    Er eilte mit langen Schritten davon, und Karavey folgte ihm.
    »Wackere Kerls!« meinte der Pater. »Nun aber brauche ich noch wenigstens Zwei.«
    »Wozu?« frug der General.
    »Der Prinz, nämlich wenn er es wirklich ist, hat immerhin bereits einen bedeutenden Vorsprung. Man kann eine Stunde rechnen, und so ist es möglich, daß wir ihn nicht vor der Grenze einholen. Aber in diesem Falle werden wir doch seine Spur finden und ihm folgen. Ich glaube zu wissen, wohin er die Geraubte bringt.«
    »Wohin?«
    »Nach Burg Himmelstein.«
    »Ah! Den Ort kenne ich,« meinte der General.
    »Sie waren dort?«
    »Nein. Kurt war dort. Sein Lehrer, welcher hier in Helbigsdorf wohnte, hatte eine Braut dort, welche spurlos verschwunden ist.«
    »In Himmelstein verschwunden?«
    »Aus der Höllenmühle verschwunden.«
    »Merkwürdig. Hat der Prinz sie gekannt?«
    »Er sah sie einmal und machte einen Angriff auf sie, erhielt aber eine Ohrfeige und wurde von dem Müller fortgewiesen.«
    »So weiß ich genug. Hat der Herr Lieutenant lange Urlaub?«
    »So lange es ihm beliebt.«
    »Er mag mit Herrn von Walmy sofort nach Himmelstein abreisen und dort genau beobachten. Wenn der Prinz uns entgeht, kommt er ganz sicherlich nach dort.«
    »Sie scheinen die Verhältnisse des Prinzen gut zu kennen?«
    »Ich kannte sie einst sehr genau.«
    »Auch seine Person?«
    »Ja. Dazwischen aber liegen viele Jahre, und so kommt’es, daß ich ihn heut im Dunkel des Gebüsches und bei der Augenblicklichkeit unserer Begegnung nicht wieder erkannt habe. Sie also, Excellenz, bleiben hier, um unsere gegenseitigen Mittheilungen zu vermitteln, und gehen erst dann ab, wenn Sie gerufen werden. Adieu!«
    Die beiden Pferde waren vorgeführt worden. Er schwang sich auf, und Holmers that dasselbe.
    »Aber, meine Herren,« frug der General, »sind Sie denn auch mit den nöthigen Mitteln versehen?«
    »Danke, Excellenz,« antwortete der Pater. »Wir brauchen nichts.«
    In einigen Augenblicken waren die Reiter verschwunden. Die Uebrigen blieben in einer nicht geringen Aufregung

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