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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nichts mehr gerettet werden, aber Handreichungen werden dennoch nöthig sein.«
    Uhle verließ das Zimmer.
    »Der Prinz ist es!« meinte der General.
    »Es ist kein Zweifel!« rief Kurt. »Papa, ich wollte, er würde da oben an der Grenze nicht getroffen.«
    »Warum?«
    »Damit er in Himmelstein mir in die Hände läuft. Ich werde ihn zermalmen, diesen Schurken ohne gleichen!«
    »Ich wünsche mein Kind so bald wie möglich zurück. Bedenke, was Magda in solcher Gesellschaft zu leiden hat!«
    »Ich könnte ihn zerreißen. Wehe ihm, wenn ich ihn treffe.«
    »Und dennoch müssen wir vorsichtig sein. Er ist ein Prinz, und es gilt da also Rücksicht zu nehmen.«
    »Zum Teufel mit der Rücksicht!«
    »Du wirst Dich beherrschen, mein Sohn! Ich als Vater muß es auch, obgleich mich der Zorn übermannen möchte. Ihr werdet Nachmittag in der Höllenmühle sein?«
    »Bereits um Mittag.«
    »So werde ich telegraphiren, was ich erfahre. Ihr antwortet mir. Aber laßt jetzt den Baron nichts merken. Er ist ein Freund des Prinzen.«
    »Vielleicht kennt er den ganzen Plan.«
    »Das allerdings glaube ich nicht von ihm, doch ist es immerhin besser, wir theilen ihm nur das Allernothwendigste mit. Jetzt will ich für Euer Reisegeld sorgen. Wie gut, daß der Schurke meine Tageskasse zu sich steckte.«
    Da legte Waltny ihm die Hand auf den Arm.
    »Excellenz, behalten Sie einstweilen das Wenige, was Ihnen erhalten blieb. Ich bin mit der nöthigen Summe versehen.«
    Der General blickte ihn lange an.
    »Sind Sie reich, Herr von Walmy?«
    »Ja. Reicher als Sie, wie ich glaube.«
    »Aber ich hörte, daß die Familie Wal – –«
    »O bitte,« unterbrach ihn Friedrich; »ich habe von meiner Reise mehr mitgebracht, als ich jemals brauche.«
    »So will ich mich einstweilen Ihrer Güte bedienen, mein edler junger Freund. Aber ich stelle die Bedingung, daß Sie sich jede Ausgabe ganz genau notiren. Ist mir mein Vermögen auch verbrannt, so wird mir wohl doch so viel übrig bleiben, um die Kosten zu decken, welche die Wiedererlangung meiner Tochter verursacht.«
    Bereits nach einigen Minuten fuhren die beiden Wagen in entgegengesetzter Richtung vom Hofe ab, der eine nach der Station und der andere nach Helbigsdorf. Als der General dort anlangte fand er das Schloß bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt; aber noch immer stiegen die Flammen hoch empor, da das viele zusammengestürzte Holzwerk ihnen eine mehr als reichliche Nahrung bot. Seine Schwestern befanden sich beim Pastor; aber die dicke Frau Barbara wirthschaftete muthig an der Seite des Hofschmiedes, der mit dem Verwalter und Kunz die Leute beaufsichtigte, die sich abmühten, dem gefräßigen Feuer hier und da noch eine Kleinigkeit zu entreißen.
    Bereits am frühen Vormittage kam von einer kleinen diesseitigen Telegraphenstation eine Depesche an. Sie lautete: »Sind nicht nach Wiesenstein, sondern links abgebogen. Immer fest auf der Spur. Werden Weiteres bald melden. Holmers.« –Hoch oben im Gebirge, nicht gar weit von der Grenze, gab es mitten im tiefen Walde und seitwärts von der Straße, welche sich längs der Grenze hinzieht, eine ziemlich geräumige Blöße, auf welcher ein kleines Häuschen stand, welches der alte Wildhüter Tirban bewohnte.
    Vor demselben saß auf einem Reisigbündel eine eigenthümliche menschliche Gestalt. Sie gehörte einem Weibe an. Bekleidet war sie mit einem grell roth gefärbten Rocke, einem alten schmutzigen Hemde und einem gelben Tuche, welches um den Kopf geschlungen war. Die nackten Arme und Unterbeine blieben unverhüllt, hatten eine schwarzbraune Färbung und waren so fürchterlich dürr, daß man die Gestalt der Knochen deutlich erkennen konnte. Obgleich das Gesicht Runzel an Runzel zeigte, waren die Züge doch so scharf, als seien sie mit dem Messer geschnitten. Das Weib hielt die Augen geschlossen, aber ein unausgesetztes Spiel der Mienen verrieth, daß die Alte sich nicht im Schlafe, sondern in fortwährender wacher Seelenthätigkeit befinde.
    Da trat ein Mann aus der Hütte. Er war klein gebaut und womöglich noch hagerer als das Weib. Seine kleinen Augen lagen tief in ihren Höhlen, und sein Kinn war so aufwärts, seine Nase so abwärts gebogen, daß sich die beiden beinahe berührten. Er ging an einem Stocke. Auch die Frau hatte einen Stock neben sich liegen. Er ließ seinen Blick über die Blöße schweifen und dann auf der Alten ruhen.
    »Zarba!« klang es dumpf aus seinem zahnlosen Munde.
    Sie antwortete nicht.
    »Zarba!«
    Auch jetzt

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