Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
nicht, jetzt aber bin ich überzeugt davon.«
    »Wollen Sie Ihr Wort sofort zurücknehmen?«
    »Nur dann, wenn Sie Ihren Irrthum eingestehen!«
    »Das werde ich bleiben lassen. Ich habe ehrlich gespielt. Aber Sie – Sie spielen falsch. Ich habe mehrere Male gesehen, daß Sie beim Kartengeben das unterste Blatt heraufgenommen haben.«
    »Herr!«
    »Pah! Sie sind zwar der Besitzer dieser alten Bretterbude, aber ich werde Ihnen dennoch sagen, was ich beobachtet habe. Sie haben falsch abgezogen, Sie sind ein Betrüger! Merken Sie sich das!«
    Jetzt richtete sich auch der Wirth empor.
    »Hören Sie einmal, Mann, was wollen Sie sein? Marinelieutenant? Hm! Ich würde mich als Lieutenant schämen, eine sol – – –«
    »Halt! Kein Wort weiter!« donnerte Franz. »Sonst sollen Sie erfahren, wie ein Marinelieutenant mit Gaunern umspringt.«
    »Papperlapapp! Wir sind auch noch da. Wenn ein Herr Lieutenant von der Marine falsch spielt, wenn er betrügt und –«
    »Halt, Schurke! Sage dieses Wort noch einmal, so geht Dir es schlimm!«
    »Ich wiederhole es: Wenn ein Oberlieutenant von der Marine falsch spielt, wenn er den Betrüger macht, so – –«
    Er konnte nicht weiter reden. Franz hatte den Revolver gezogen, ihm denselben vor die Stirn gehalten und losgedrückt. Der Schuß ertönte, und der Wirth fiel todt zu Boden.
    »Hilfe! Mord! Haltet Ihn!« riefen die beiden Andern.
    Es war ihnen nicht gelungen den Mörder zu fassen, denn dieser war unmittelbar nach dem Schusse aus dem Zelte gesprungen und in der Dunkelheit verschwunden. In Zeit von kaum einer Minute war die Bude von Menschen erfüllt. Auch ein Gensd’arrn befand sich dabei. Er war schnell bei der Hand gewesen, da es bei der am Festorte anwesenden Menschenmenge nicht an polizeilicher Aufsicht fehlen durfte.
    »Was ist hier geschehen?« frug er.
    »Ein Mord!« antwortete einer der beiden Spieler schaudernd.
    »Wer ist der Gemordete?«
    »Der Wirth hier.«
    »Zurück, Ihr Leute; greift nichts an, hier hat nur die Polizei und das Gericht Hand anzulegen!«
    Er trat hinter den Tisch, wo die Frau des Wirthes über dem Todten ohnmächtig zusammengesunken war, und untersuchte den Letzteren.
    »Todt!« meinte er. »Die Kugel ist ihm durch die Stirne in das Gehirn gedrungen. Diese Frau ist besinnungslos. Schafft sie hinaus in den Verschlag und laßt sie jetzt nicht wieder herein!«
    Dies geschah, und dann wandte sich der Gensdarm zu dem Spieler:
    »Wer ist der Mörder?«
    »Ein Marinelieutenant.«
    »Nicht möglich!«
    »Er nannte sich einen Marinelieutenant Kurt Schubert und sagte, daß er sein Absteigequartier unten in der Höllenmühle habe.«
    »Ah! Wie kam es zur That?«
    »Wir spielten Skat. Er stach falsch ab, und der Wirth machte ihn in aller Freundlichkeit darauf aufmerksam. Statt nun seinen Fehler ruhig einzugestehen, nannte er den Wirth einen Betrüger und schoß ihn schließlich nieder.«
    »Mit einem Revolver?«
    »Ja.«
    »Wirum hielten Sie ihn nicht?«
    »Er war im Augenblick verschwunden.«
    »Trug er Civil?«
    »Ja. Grauen Anzug und schwarzen Hut.«
    »Würden Sie ihn wieder erkennen?«
    »Sofort!«
    »Ihr Gefährte auch?«
    »Auf der Stelle.«
    »Wir noch jemand zugegen?«
    »Nur die Wirthin, welche hinter dem Büffet saß.«
    »Wie heißen Sie, meine Herren?«
    Die beiden Beamten nannten ihre Namen und ihren Wohnort. Während der Gensdarm die betreffende Notiz in sein Buch eintrug, trat ein Himmelsteiner Polizist in die Bude. Der Gensdarm bewillkommnete ihn und übertrug ihm die Ueberwachung des Thatorts und der Leiche. Dann wandte er sich wieder an die beiden Zeugen.
    »Ich bedarf Ihrer sehr nothwendig. Wollen Sie sich mir anschließen?«
    »Wenn es nöthig ist, ja.«
    »Ich muß sofort nach der Höllenmühle, und Sie sollen mich begleiten, um den Thäter zu rekognosziren. Wenn wir eilen, treffen wir ihn vielleicht noch. Kommen Sie, meine Herren!«
    Die Drei verließen mit der allergrößten Eile die Bude.
    Unterdessen war Franz in langen Sätzen die Straße hinabgesprungen. Er that dies mit Vorbedacht, um den vielen hier einzeln oder bei einander stehenden Leuten sehen zu lassen, daß er den Weg nach der Mühle einschlage. Als er aber aus dem Bereiche von aller Augen und Ohren gekommen war, lenkte er plötzlich links ein und wandte sich trotz des Dunkels über die kahlen und gefährlichen Felsen hinweg nach dem Steinbruche zu. Er kannte aber das Terrain sehr genau und langte glücklich an.
    »Franz!« hörte er eine leise Stimme am Eingange zu dem

Weitere Kostenlose Bücher