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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gang.«
    »Wohin?«
    »Das sage ich Dir später einmal.«
    »Warum nicht gleich jetzt?«
    »Er führt zum Schlosse und auch in die Klöster. Doch vorwärts jetzt. Halte Du das Gesträuch, und ich werde den Kerl hineinschaffen.«
    Er faßte Kurt Schubert an und zerrte ihn in die Oeffnung. Diese erweiterte sich nach innen immer mehr, so daß es ihm leicht wurde, sein Opfer fast zwanzig Fuß nach innen zu schleifen. Diesem war indessen die Besinnung wiedergekehrt. Er begriff seine Lage vollständig; er ahnte, daß er sich in den Händen von Leuten befinde, welche mit dem tollen Prinzen in Beziehung standen. Zu rühren vermochte er sich nicht; auch zu rufen war ihm unmöglich, weil man ihm einen Knebel in den Mund gesteckt hatte; aber ein Erkennungszeichen wollte er sich dennoch verschaffen. Gerade in dem Augenblicke, an welchem er niedergelassen werden sollte, schnellte er sich in die Höhe, und es gelang ihm trotz der gefesselten Arme, da er einige Finger frei bewegen konnte, den Rockschooß des Schloßvogtes zu erfassen und ein Stück aus dem alten, morsch gewordenen Futter desselben zu reißen. Der Vogt bemerkte dies kaum, und wenn er es ja bemerkte, so glaubte er jedenfalls, an einer scharfen Stelle des Gesteines hängen geblieben zu sein, denn er that nicht das Geringste, um den abgerissenen Fetzen wieder zu erlangen. Er verließ den Gang und verdeckte ihn wieder mit den Ranken.
    »Das wäre gelungen,« sagte sein Neffe.
    »So gut, wie wir es nur wünschen können. Nun aber schnell zum Prinzen!«
    Sie verließen den Steinbruch. Noch aber hatten sie ihn nur einige Schritte hinter sich, als Franz stehen blieb.
    »Donnerwetter, ich habe den Stiefelabsatz verloren!«
    »Da magst Du auch schöne Stampfer anhaben!«
    »Sie waren alt. Wollen wir ihn suchen?«
    »Pah! Hast Du andere Stiefel mit?«
    »Ja.«
    »So wollen wir mit dem Suchen ja keine Zeit verlieren. Wo hast Du den Absatz verloren? Im Bruche oder früher?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist auch nicht schade. Die Stiefel sind so abgetragen, daß ich sie einem Knecht schenken werde. Er mag sie sich ausbessern lassen.«
    Sie kehrten auf demselben Wege zurück, auf welchem sie gekommen waren. Oben auf der Höhe trennten sie sich. Während der Vogt durch das Thor in das Schloß ging, schritt sein Neffe den leeren Burggraben entlang, bis er ein kleines Ausfallspförtchen erreichte. Er zog einen Schlüssel aus der Tasche, öffnete, trat ein und schloß von innen wieder zu. Er befand sich in dem inneren Hof, in welchem kein Mensch zu sehen war. Ganz derselbe Schlüssel öffnete ihm auch die Thür zu dem kleinen Gärtchen, in welchem damals die Komtesse Toska mit dem Prinzen gesprochen hatte, und er nahm ganz auf derselben Bank Platz, die ihr an jenem Tage zum Sitze diente.
    Nach einiger Zeit ließen sich nahende Schritte hören. Der Prinz kam in Begleitung des Vogtes herbei. Franz erhob sich.
    »Nun? Gelungen, wie ich höre?« frug der Prinz.
    »Vollständig, Hoheit!«
    »Was nun?«
    »Ich warte auf Ihre gnädigsten Befehle.«
    »Und wirst sie erfüllen?«
    »Ja.«
    »Wirklich?«
    »Gewiß.«
    »Tausend Thaler sind Dein und fünfhundert Deinem Oheim hier, wenn Ihr mir gehorcht.«
    »Hoheit, wir stehen auch ohne dies ganz zu Diensten,« meinte Franz, aber doch mit einem gierigen Blicke seiner Augen.
    »Ihr wartet bis es dunkel ist, dann geht der Vogt nach dem Bruche, um dort auf Dich zu harren. Du aber gehst in eine der Schenkbuden am Kloster, sagst so beiläufig, daß Du der Marinelieutenant Schubert bist und in der Höllenmühle wohnest. Du fängst Streit mit einem der Anwesenden an und schießest ihn nieder.«
    »Todt?«
    »Es ist besser, Du triffst ihn gut.«
    »Hoheit wissen, daß ich zu schießen verstehe.«
    »Gut. Du entfliehst natürlich sofort – –«
    »Ich habe keine Pistole!«
    »Hier hast Du einen Revolver, er ist geladen. Du fliehst also, und zwar nach dem Steinbruche. Ihr schafft den Lieutenant heraus, aber so, daß er nicht wissen kann, wo er sich befunden hat, und steckt ihm unbemerkt den Revolver in die Tasche. Sobald er sich frei fühlt, wird er natürlich zur Mühle eilen, und daß ihn dort die Polizei bereits erwartet, dafür werde ich sorgen. Er kann kein Alibi bringen, denn man wird seine Erzählung für eine Erfindung halten. Außerdem findet man den Revolver bei ihm, er muß verurtheilt – werden. Es hat Dich doch kein Mensch gesehen?«
    »Nur Einer.«
    »Wer?«
    »Jakob, der Knecht.«
    »Der ist dumm! Wir haben ihn nicht zu fürchten.

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