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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und näherte sich dann dem Elephanten, der jetzt in ihm seinen Herrn erkannte und sich von ihm liebkosen ließ.
    »Du bist verwundet?« frug er Maletti.
    »An der linken Schulter,« antwortete dieser lächelnd von oben herab, »und ein wenig strapaziert in den Rippen, was aber nichts zu bedeuten hat, wenn man bedenkt, aus welcher Umarmung ich komme.«
    »Verdammter Zufall!« meinte der Rittmeister drüben auf der Tribüne. »Konnten wir nicht unten sein? Wir hätten noch viel weniger Umstände mit diesem Bären gemacht. Nicht wahr, Mylord?«
    »Yes!«
    »Aber wer hat nun die Wette gewonnen? Wer war der Sieger von den beiden Thieren? Der Bär?«
    »Yes!«
    »Oder der Elephant?«
    »Yes!«
    »Oder keiner von Beiden?«
    »Yes!«
    »Lieutenant Harry, was meinen Sie?«
    »Bis zu der Katastrophe war der Bär entschieden im Vortheile, ich meine also nicht egoistisch zu sein, wenn ich annehme, daß die Sache unentschieden geblieben und die Wette also zu anulliren ist. Was sagen Mylord dazu?«
    »Yes!«
    »So handelt es sich also nur um die ersten Zweihundert!«
    »Yes!«
    Der Rittmeister unterbrach diese geschäftlichen Interjektionen.
    »Der Lieutenant Maletti steigt ab. Er blutet an der Schulter und geht verteufelt krumm. Das Embrassement wird ihm wohl nicht ganz bekommen sein. Aber man wird ihn trotzdem im Triumph nach dem Palaste führen, ihn den Ueberläufer, der eigentlich unser Gefangener ist. Nicht wahr, Mylord?«
    »Yes!«
    »Wollen wir gegen diesen Triumphzug unser Veto einlegen?«
    »Yes!«
    »So gehen wir hinab in die Arena und benutzen die Gelegenheit, uns unseres Gefangenen zu bemächtigen!«
    »Yes!«
    »Wer wird das Wort führen, Mylord? Ich?«
    »Yes!«
    »So wollen wir aufbrechen!«
    »Yes!«
    Während Alles dem Helden zujubelte, machten sich diese Beiden auf, ihn gefangen zu nehmen. Zu Ehren der andern Offiziere jedoch mußte es gesagt sein, daß sie sich ihnen nicht anschlossen.
    Unten angekommen, trat Mericourt auf Maletti zu.
    »Herr Lieutenant, ich ersuche Sie mir zu folgen!«
    »Wohin?«
    »Zunächst nach der Wohnung Seiner Exzellenz.«
    »Und dann?«
    »Das wird sich finden!«
    »Der Ausdruck ›das wird sich finden‹ ist bei einem braven Offiziere eine Unmöglichkeit, Herr Rittmeister, wie Sie sicher zugeben werden.«
    »Wie so?«
    »Ein guter Taktiker und Stratege darf nur mit bekannten, nie aber mit unbekannten Größen rechnen. Ich bin Artillerist und werde meine Distanzen stets gut berechnen, nicht aber zu jeder Kugel sagen: fliege fort, und ob Du etwas triffst, das wird sich finden. Erklären Sie sich also offen über die Absicht, mit welcher Sie mich einladen mit Ihnen zu gehen.«
    »Besitzen Sie so wenig Scharfsinn, daß Sie nicht einsehen, daß ich Sie arretiren will?«
    »Arretiren? Sie? Mich?«
    »Ja!«
    »Dazu sind Sie der Mann doch nicht. Es ist Ihnen bereits wiederholt erklärt worden, daß ich Ihnen keine Subordination zu leisten habe. Wollen Sie sich das nun endlich einmal merken!«
    »Mäßigen Sie Ihren Ton, Herr Lieutenant, sonst – –«
    »Sonst – –! Was denn?«
    »Sonst werde ich Ihnen zeigen, wie man mit mir zu sprechen hat! Nicht wahr, Mylord?«
    »Yes!«
    »Und wie man sich zu Verräthern und Ueberläufern verhalten wird! Nicht wahr, Mylord?«
    »Yes!«
    Alphons lächelte, aber hinter diesem Lächeln lauerte der Sturm.
    »Dann werden Sie mir wohl auch mit zeigen, wie man sich einem ehrlosen Verleumder gegenüber verhält?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie haben heute behauptet, daß ich den Maharajah verrathe.«
    »Nun? weiter!«
    »Ich ersuche Sie, die Wahrheit dieser Behauptung zu beweisen!«
    »Ihnen gegenüber bedarf es weiter keines Beweises. Nicht wahr, Mylord?«
    »Yes!«
    »Ach so! Dann entbinde ich Sie davon, mir zu zeigen, wie man mit Ihnen zu sprechen hat, denn ich kenne diese Art und Weise ganz genau. Man spricht mit Ihnen nämlich gerade so, wie mit jedem andern gemeinen Schurken, nämlich so!«
    Er holte aus und schlug dem Rittmeister die geballte Faust mit solcher Wucht in das Gesicht, daß dieser zurücktaumelte. Dann fügte er, sich an den Lord wendend, hinzu: »Nicht wahr, Exzellenz?«
    Es erfolgte keine Antwort.
    »Warum bleiben Sie denn gerade dieses Mal mit Ihrem berühmten Yes zurück?«
    »Mensch!« brüllte der Rittmeister. »Was hast Du gewagt!«
    »Nichts! Einen Feigling zu brandmarken ist kein Wagniß.«
    »Ich werde Dir zeigen, daß es sehr wohl ein Wagniß ist!«
    Der Rittmeister schäumte. Er zog blank.
    »Ah, endlich habe ich diesen

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