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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bestätigten, von ganz außerordentlicher Wichtigkeit waren. Bewährte sich das Verschwinden des Sultans und des Maharajah, so war vorauszusehen, daß die Engländer für ihre Intentionen freie Hand behalten würden.
    Unterdessen war man auch in der Stadt um den Sultan besorgt geworden. Es wurden Boten und Patrouillen nach ihm ausgeschickt. Die ersten kamen zurück, ohne eine Spur von ihm und seiner Begleitung gefunden zu haben, und die später ausgesandten kehrten gar nicht wieder. Dieser letztere Umstand hatte einen ganz besonderen Grund.
    Derjenige Offizier nämlich, welcher die Suwars gefangen genommen hatte, war bemüht gewesen, schleunigst in das Hauptquartier zurückzukehren. Die von ihm überbrachte Kunde hatte den Oberstkommandirenden vermocht, die Verwirrung, welche das Verschwinden des Sultans hervorrufen mußte, zu benutzen und sich Aughs zu bemächtigen.
    Die englischen Streitkräfte setzten sich trotz der Dunkelheit gegen die Hauptstadt des Landes in Bewegung. Die Vorhut bestand aus lauter Sepoys, 32 welche der Feind sehr leicht mit seinen eigenen Leuten verwechseln konnte, und diese Sepoys hatten an ihrer Spitze wieder zahlreiche inländische Spione, welche das Terrain ausgezeichnet kannten, vereinzelt vorschwärmten und das geringste Verdächtige sofort nach hinten meldeten.
    Auf diese Weise war es gelungen, diejenigen Patrouillen, welche sich zu weit von der Stadt fortgewagt hatten, ohne allen Lärm aufzuheben. Im weiteren Verlaufe des Vorrückens wurden sogar größere Truppenkörper heimlich umzingelt und unschädlich gemacht, und als der Morgen zu grauen begann, standen die Engländer so nahe und so zahlreich vor der Stadt, daß sie den Angriff augenblicklich unternehmen konnten.
    Die nur um ihren Sultan besorgten Krieger von Symoore, welche diesen letzteren Umstand nicht im entferntesten vermutheten, erstaunten nicht wenig, als plötzlich mehrere englische Batterien auf Augh ein Feuer eröffneten, unter dessen Schutze sich die Kolonnen zum Angriffe formirten. Eine schreckliche Verwirrung brach herein. Jeder wollte befehlen, und Keiner wußte, wem er zu gehorchen habe. Der Brand hatte die Stadt bereits verzehrt; die Straßen waren durch Schutt und Ruinen schwer passirbar gemacht, und die Geschosse des bisherigen Freundes, der so plötzlich zum Gegner geworden war, trugen nicht dazu bei, das Chaos zu entwirren. Da stürmten die Engländer mit einer Wucht heran, welcher nichts zu widerstehen vermochte. Sie warfen Alles, was sich etwa halten wollte, über den Haufen; die Eingeborenen flohen und ließen Alles zurück, was geeignet gewesen wäre, ihre Flucht zu hemmen, und noch war der Morgen nicht weit vorgeschritten, so waren die verhaßten Inglis Herren von Augh und ihre Reiterei verfolgte die Geschlagenen mit solchem Nachdrucke, daß es ihnen unmöglich war, sich wieder zu sammeln.
    Der englische Obergeneral hielt mit seinem Stabe vor der Stadt, da die letztere nochmals in Brand gerathen und nun so in Trümmern lag, daß es unmöglich war, innerhalb ihrer Mauern Aufenthalt zu nehmen. Von seinem Standorte aus konnte man den Fluß übersehen, und so bemerkte auch einer der Adjutanten ein höchst sonderbares Fahrzeug, welches ungewöhnlich langsam den Strom herabgetrieben kam.
    Von dem Baue seines Bootes war nichts zu sehen. Man erkannte über dem Wasser ein eigenthümliches Gerüst, an welchem eine Anzahl menschlicher Gestalten hingen, und zwar über einem aus Reisholz und starken Aesten gebildeten Scheiterhaufen, auf dem allem Anscheine nach ein Leichnam lag. Dieses sonderbare Fahrzeug drehte sich im Vorwärtsschwimmen immer um seine eigene Achse, und bei jeder dieser Umdrehungen war ein Mann zu bemerken, welcher mit einer brennenden Fackel am Rande des Scheiterhaufens stand, jedenfalls bereit, denselben in Brand zu stecken.
    Diese Erscheinung mußte die Aufmerksamkeit des Generales allerdings im höchsten Grade erregen. Er winkte einen der eingeborenen Kundschafter herbei und frug ihn: »Was ist das für ein Schiff ?«
    »Ich weiß es nicht, Sahib.«
    »Ich denke, Du bist hier zu Lande bekannt!«
    »Ich bin es; aber verzeihe, Sahib, ein solches Schiff habe ich noch niemals gesehen.«
    »Hast Du keine Vermuthung?«
    »Ich habe sie.«
    »So sprich sie aus!«
    »Dieses Fahrzeug ist kein Kahn, sondern ein Dschola 33 , auf welcher die Leiche eines vornehmen Mannes verbrannt werden soll.«
    »Das denke ich mir auch. Aber die Leichen dort am Galgen, was sollen sie?«
    »Sie sollen jedenfalls mitverbrannt

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