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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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durch Reiter geschehen, und ehe Einer hinüberkommt, ist er längst in Sicherheit. Was hatte es mit dem Floße für eine Bewandtniß?«

    »Eine fürchterliche. Ich zittere, Sahib!«
    »Du sollst nicht zittern, sondern reden. Zittere, wenn Du gesprochen hast; dann hast Du Zeit genug dazu! Also, wer sollte auf dem Floße verbrannt werden? Ah, da prasselt das Gerüste zusammen, und die Gehängten stürzen in die Gluth!«
    »Weißt Du, wer sie sind?«
    »Ich will es von Dir erfahren. Rede endlich!«
    »Du weißt, daß der General Haftley, der Rittmeister Mericourt und mehrere Offiziers von den Thugs ergriffen und gefangen genommen worden sind – – –«
    »Natürlich. Weiter!«
    »Sie hingen dort an dem Galgen.«
    Der General fuhr erschrocken zusammen.
    »Kerl, Du lügst.«
    »Sahib, ich lüge nicht. Ich habe die Herren oft gesehen und sie wieder erkannt.«
    »Ah, also gemordet!«
    »Ja, gemordet von den Phansegars zu Ehren des Maharajah Madpur Singh.«
    »Wie so?«
    »Die Leiche auf dem Scheiterhaufen war die Leiche des todten Königs von Augh.«
    »Fürchterlich! Und Du hast diesen Menschen nicht auf der Stelle getödtet?«
    »Ich war ohne Waffen, denn ich mußte sie am Ufer lassen; er aber hatte das entsetzliche Messer des Phansegars, gegen welches es weder Wehr noch Hilfe gibt.«
    »Was sagte er?«
    »Zwei von denen, welche an dem Balken hingen, waren noch lebendig. Es war der Sultan von Symoore und der Maharajah von Kamooh. Die Phansegars haben sie gefangen und der Seele Madpur Singhs geopfert. Sie sind lebendig verbrannt.«
    Der General drehte die Spitzen seines Bartes. Ihm als Engländer mußte der Tod dieser beiden Männer sehr willkommen sein. Dennoch aber meinte er: »Außerordentlich! Aber das soll schnell anders werden. Jetzt bin ich Herr von Augh, und ich werde diese Mörder meine Faust so fühlen lassen, daß sie verschwinden.«
    »Sahib, vielleicht wirst Du ihre Faust eher fühlen, als sie die Deinige.«
    »Schweige!« herrschte ihn der Brite an, sich wieder nach dem Flusse wendend.
    Das Floß, jetzt nicht mehr von der Hand des Phansegars in der Mitte des Stromes gehalten, hatte sich dem Ufer genähert und an dasselbe angelegt. Der General trabte der Stelle zu, und die Andern folgten ihm. Das Opfer war vollständig beendet. Die aus Stämmen gebildete Unterlage war durch das Wasser beschützt worden und also nicht verbrannt, das übrige Holzwerk aber hatten die Flammen in Asche verwandelt, unter welcher verschiedene halb verkohlte Knochenreste zu erblicken waren. Der General wandte sich schaudernd ab.
    »Lieutenant Barrow, ich übergebe Ihnen dieses Floß. Sorgen Sie dafür, daß diese menschlichen Ueberreste mit Ehren begraben werden. Das Uebrige werde ich noch anordnen.«
    Er ritt hinweg. Seine Pflicht als Oberbefehlshaber gab ihm so viel zu thun, daß er sich mit dieser Angelegenheit für jetzt nicht eingehender befassen konnte. Der Lieutenant ließ durch einige Sepoys die Knochen sammeln und verließ dann auch das Floß, welches während des ganzen übrigen Tages unbeachtet am Ufer liegen blieb.
    Am Abende aber änderte sich dies.
    Augh lag verwüstet. Nur einzelne der geflüchteten Bewohner waren zurückgekehrt und irrten wie Schatten heimlich zwischen den Trümmern umher. Die Engländer hatten die Gegend verlassen und waren unter Zurücklassung einer nur geringen Anzahl von Kriegern dem flüchtigen Heere von Symoore gefolgt. Die Sterne leuchteten hernieder auf die noch immer rauchende Verwüstung, und in weiter Ferne war der Flammenschein eines brennenden Dorfes zu bemerken. Da tauchte plötzlich am Strome eine Gestalt vom Boden empor und nach einiger Zeit eine zweite, welche sich der ersten näherte.
    »Alles sicher?«
    »Wie es scheint.«
    »Keine Wache auf dem Flusse?«
    »Wir wollen sehen.«
    Sie krochen neben einander langsam auf das Floß zu und fanden dasselbe verlassen.
    »Hinauf?« frug der Eine.
    »Nein,« antwortete der Andere. »Wir müssen erst sehen, ob die Umgebung sicher ist.«
    Sie verschwanden wieder, kehrten aber bald von verschiedenen Seiten wieder zurück.
    »Hast Du etwas Verdächtiges bemerkt?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Nun laß uns sehen, ob die Bänder des Flosses noch halten!«
    Sie bestiegen das Letztere und untersuchten sehr sorgfältig die gedrehten starken Ruthen, durch welche die doppelt übereinander liegenden Stämme verbunden waren.
    »Alles noch fest?«
    »Ja.«
    »Ich denke es auch. Jetzt wollen wir das Zeichen geben.«
    Er ahmte den Ton nach, welchen der

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