Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
schimmerte, wurde so halb transparent wie der Stein in ihrem Traum. Stinkender Schleim tropfte davon herab, und die Decke wölbte sich nach unten, als eine finstere Wesenheit versuchte, das Schlafzimmer zu erreichen.
    Ein donnernder, dreifacher Herzschlag hallte durchs Haus: Bumm-Bumm-BUMM, BummBumm-BUMM.
    Jim rollte vom Bett und war mit einem Satz auf den Beinen. Während der Nacht hatte er wieder die Pyjamahose angezogen, so wie Holly das Oberteil, das ihr bis zu den Knien reichte. Sie kroch ebenfalls unter der Decke hervor und blieb neben ihm stehen. Gemeinsam starrten sie zu dem pulsierenden Geburtssack empor, in den sich die Decke verwandelt hatte, beobachteten das dunkle, sich hin und her windende Etwas, das versuchte, die zitternde Membran zu durchdringen.
    Holly konnte es kaum fassen, daß diese Erscheinung am hellichten Tag stattfand. Die Jalousien am Fenster waren nicht ganz geschlossen, und Sonnenlicht strömte herein. Mitten in der dunklen, schwarzen Nacht mochte man damit rechnen, daß sich etwas Unheimliches manifestierte, doch vom Tageslicht erwartete man, daß es alle dämonischen Ungeheuer fernhielt.
    Jims Hand tastete nach Hollys Rücken und schob sie zur offenen Tür. »Raus hier!«
    Sie kam nur zwei Schritte weit, bevor die Tür plötzlich zufiel. Ein außergewöhnlich mächtiger Poltergeist schien am Werk zu sein: Eine hohe Kommode, so alt und abgenutzt wie alles im Haus, löste sich von der Wand neben Holly und stieß sie fast zu Boden. Das Möbelstück flog durchs Zimmer und prallte an die Tür. Ein kleiner Schrank und ein Stuhl folgten ihm, verbarrikadierten den einzigen Ausgang.
    Das Fenster in der gegenüberliegenden Wand bot eine Möglichkeit, aus dem Zimmer zu fliehen, aber inzwischen neigte sich der mittlere Deckenteil so weit nach unten, daß sie sich tief ducken mußten, um ihn zu passieren. Holly hatte sich mit der Unlogik dieses wachen Alptraums abgefunden und wollte dem gräßlichen Beutel auf keinen Fall zu nahe kommen. Sie fürchtete, daß er sich direkt über ihr öffnete und ein Schreckenswesen freigab.
    Jim zog sie ins nahe Badezimmer und trat die Tür zu.
    Holly wirbelte um die eigene Achse. Das einzige Fenster befand sich hoch in der Wand und war viel zu klein, um nach draußen zu klettern.
    Im Bad zeigte sich nichts von der organischen Metamorphose, die im Schlafzimmer stattfand, aber die Wände vibrierten im Takt des dumpfen, dreifachen Herzschlags.
    »Zum Teufel auch, was ist das?« fragte’ Jim.
    »Der Feind«, sagte Holly sofort, überrascht davon, daß er nicht Bescheid wußte. »Der Feind aus dem Traum.«
    Die weiße Decke über der Tür verfärbte sich, als fließe rotes Blut und braune Galle näher. Sie begann zu glänzen, gewann eine biologische Qualität und pulsierte im Rhythmus des dumpfen Pochens.
    Jim schob Holly in eine Ecke neben dem Frisiertisch, und sie schmiegte sich hilflos an ihn. Ein Teil der Decke wölbte sich ebenso herab wie im Schlafzimmer, formte einen neuerlichen Beutel, in dem sie abscheuliche Bewegungen wahrnahm, wie von einer Million Maden.
    Der dröhnende Herzschlag wurde noch lauter, donnerte um sie herum.
    Holly hörte noch ein eigentümliches Geräusch: es klang so, als risse ein feuchtes Gummiband. All dies konnte, durfte nicht geschehen, aber es handelte sich keineswegs um Visionen, sondern um die schreckliche Wirklichkeit. Und das Geräusch machte alles noch realer. Es war grauenhaft, so gräßlich nahe, viel zu deutlich, um zu einem Traum zu gehören.
    Die Tür sprang auf, und oben platzte die Decke auseinander. Steine fielen herab.
    Doch mit dieser Explosion schien sich die Kraft des anhaltenden Alptraums erschöpft zu haben. Die Wirklichkeit setzte sich durch, gewann wieder unerschütterliche Stabilität. Nichts Monströses kam durch die offene Tür; nur Sonnenlicht glänzte im Schlafzimmer dahinter. Die Decke hatte durch und durch organisch gewirkt, als sie explodiert war, doch jetzt erinnerte nichts mehr an diese Verwandlung. Zu den herabregnenden Trümmern gehörten Sperrholzfragmente, pulverisierter Verputz, geborstene Mauersteine und isolierende Glaswolle - nichts Lebendiges.
    Doch das Loch war erstaunlich genug, fand Holly.
    Vor zwei Nächten im Motel hatte sich die Wand vorgewölbt und wie lebendig pulsiert, aber nachher nahm sie wieder ihre ursprüngliche Form an, wies nicht einmal einen schmalen Riß auf. Das schauderhafte Wesen aus dem Alp traum ließ keine Spuren zurück - abgesehen von den Kratzern an Hollys Seiten. Ein

Weitere Kostenlose Bücher