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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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auf einem unterbewußten Niveau, hielt ein Streichholz an Zündschnüre aus Staunen und Hoffnung. Sie brannten und flackerten nun, kündigten eine lang herbeigesehnte Explosion des Glaubens an, eine Katharsis der Gefühle.
    Sie begriff inzwischen, daß nicht nur Jim mit inneren Problemen zu kämpfen hatte. Sein Herz mochte ein größeres Durcheinander beherbergen als das Hollys, aber auf ihre eigene Art und Weise herrschte in ihr die gleiche Leere wie in ihm. Als sie sich zum erstenmal in Portland begegneten, war sie eine ausgebrannte Zynikerin gewesen, die nur noch ein mechanisches Leben geführt hatte, ohne zu versuchen, zu sich selbst zu finden oder das Vakuum in ihrem Herzen zu füllen. Sie hatte keine annähernd so tragischen Erlebnisse hinter sich wie Jim, aber sie wußte nun: Wenn man ein Leben führte, in dem sowohl Tragödien als auch Glück fehlten, so klopfte irgendwann Verzweiflung an die Tür der Seele. Über Monate und Jahre hinweg hatte sie Ziele angestrebt, die eigentlich gar keine Rolle für sie spielten, und dabei eine Entschlossenheit empfunden, die einer Selbsttäuschung gleichkam - doch war sie nie eine feste Bindung eingegangen. Dadurch entstand eine mentale Verarmung, die sie langsam zerfraß. Holly und Jim waren die beiden Teile eines Yin-Yang-Puzzles, so geformt, um die Leere im anderen zu füllen, um sich allein durch den Kontakt miteinander heilen zu können. Sie paßten bemerkenswert gut zueinander - wie zwei Magneten, die sich gegenseitig anzogen. Doch das Puzzle ergäbe kein einheitliches Bild, wenn die beiden Hälften nicht zur richtigen Zeit und am richtigen Ort zusammengeführt worden wären.
    Jetzt wartete Holly ebenso ungeduldig wie Jim darauf, daß sich ihnen die höhere Macht offenbarte. Sie war bereit für eine Begegnung mit Gott oder einer anderen wohlmeinenden Wesenheit. Aus irgendeinem Grund glaubte sie nicht, daß sie den Feind im Teich gesehen hatte. Jenes Wesen stand zwar mit dieser Angelegenheit in Verbindung, aber derzeit ging keine Gefahr von ihm aus. Selbst ohne Jims Hinweis darauf, daß etwas Wundervolles bevorstand … Sie spürte nun selbst, daß die Lichterscheinungen im Wasser und das Läuten der Glocken nicht etwa Blut und Tod ankündigten, sondern Freude und Entzücken.
    Zuerst wechselten sie nur einige wenige Worte, aus Furcht, ein längeres Gespräch könne die höhere Macht davon abhalten, sich in der Mühle zu manifestieren.
    »Wie lange gibt es den Teich schon?« fragte Holly.
    »Seit einer ganzen Weile.«
    »Existierte er schon vor den Ironhearts?«
    »Ja.«
    »Vor der Farm?«
    »Ich glaube schon.«
    »Ist er eine Ewigkeit alt?«
    »Vielleicht.«
    »Wird er in den hiesigen Legenden erwähnt?«
    »Was meinst du damit?«
    »Geistergeschichten, Loch Ness und so weiter.«
    »Nein. Nicht daß ich wüßte.«
    Sie schwiegen und warteten.
    Schließlich fragte Holly: »Was ist mit deiner Theorie?«
    »Hm?«
    »Heute nachmittag hast du eine Theorie erwähnt, etwas Sonderbares und Wundervolles. Aber du wolltest erst gründlich darüber nachdenken, bevor du mich einweihst.«
    »O ja. Vielleicht ist es jetzt mehr als nur eine Theorie. Als du erzähltest, in deinem Traum hättest du etwas im Teich gesehen … Nun, ich weiß nicht warum, aber ich dachte plötzlich an eine Begegnung …«
    »Eine Begegnung?«
    »Ja. Wie du selbst gesagt hast. Eine Begegnung mit etwas … Fremden.«
    »Das nicht von dieser Welt stammt«, murmelte Holly und erinnerte sich an das Klimpern der Glocken, an das Licht im Teich.
    »Sie sind irgendwo dort draußen im Universum«, fuhr Jim mit ruhigem Enthusiasmus fort. »Es ist viel zu groß, als daß es sie nicht geben könnte. Und eines Tages kommen sie. Jemand wird ihnen begegnen. Warum nicht wir beide?«
    »Aber das Fremde muß bereits im Teich gewesen sein, als du zehn Jahre alt warst.«
    »Vielleicht.«
    »Warum sollte es dort soviel Zeit verbringen?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht ist es schon viel länger dort. Jahrhunderte. Oder gar Jahrtausende.«
    »Warum ein Raumschiff am Grund eines Teichs?«
    »Vielleicht handelt es sich um eine Beobachtungsstation, von der aus Außerirdische die Entwicklung der menschlichen Zivilisation im Auge behalten - wie einer unserer Außenposten in der Antarktis.«
    Holly merkte, daß sie wie Kinder redeten, die in einer Sommernacht zu den Sternen aufsahen und das Unbekannte nutzten, um sich exotische Abenteuer auszumalen. Einerseits fand sie diese Überlegungen lächerlich absurd und konnte einfach nicht

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