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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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schlafen.«
    Dunkelrote Flecken glühten in den Kalksteinwänden.
    »Träume sind Tore.«
    Das blutige Schimmern erlosch.
    Daraufhin stammte das einzige Licht von der Coleman-Laterne. Dunkelheit folgte der schwindenden Präsenz des Freundes, und in der herankriechenden Finsternis war nur noch das leise Zischen der Gaslampe zu hören.

8
    Holly stand am oberen Ende der Treppe und leuchtete mit der Taschenlampe in die Schwärze weiter unten. Vermutlich überlegte sie, ob man sie tatsächlich daran hindern würde, die Mühle zu verlassen - vielleicht mit Gewalt?
    Jim saß auf seinem Schlafsack, beobachtete Holly und fragte sich, warum Glück und Erleuchtung neuerlicher Düsternis wichen.
    Er hatte die Windmühle aufgesucht, weil es nach den bizarren und entsetzlichen Ereignissen im Schlafzimmer - sie lagen erst achtzehn Stunden zurück - unmöglich gewesen war, den dunklen Aspekt seines Mysteriums zu ignorieren. Vorher hatte er sich einfach treiben lassen, fügte sich dem inneren Zwang, der ihn mit Rettungsmissionen beauftragte, bewahrte bestimmte Menschen im letzten Augenblick vor dem Tod - ein verwirrter und dennoch mutiger Superheld, der Flugzeuge brauchte, um zu fliegen, der sich selbst um seine Wäsche kümmern mußte. Doch die zunehmenden Aktivitäten des Feindes was auch immer er sein mochte -, die sich durch eine unheilvolle und energische Feindseligkeit auszeichneten, gestatteten Jim nicht mehr den Luxus der Unwissenheit. Der Feind versuchte, von einem anderen Ort - vielleicht aus einer anderen Dimension - die reale Welt zu erreichen, und er kam immer näher. Auf der Liste von Jims Prioritäten stand nicht etwa die Wahrheit über jene höhere Macht, die sein Handeln maßgeblich bestimmte; er glaubte, daß sie zur gegebenen Zeit alle Fragen beantworten würde. Nein, es ging ihm vielmehr darum, mehr über den Feind herauszufinden um nicht nur Hollys Überleben zu gewährleisten, sondern auch sein eigenes.
    Als er zur Farm gefahren war, hatte er erwartet, dem Guten ebenso zu begegnen wie dem Bösen, Freude und Furcht zu erfahren. Ganz gleich, welche Hinweise er bekam, indem er sich ins Unbekannte stürzte: er rechnete zumindest damit, seine Rettungseinsätze und die sich dahinter verbergende übernatürliche Kraft besser zu verstehen. Aber jetzt herrschte in ihm ein noch größeres Chaos. Einige Dinge erfüllten ihn tatsächlich mit der erhofften staunenden Freude: das Klimpern im Stein, das wundervolle, fast göttliche Licht, mit dem sich der Freund manifestierte. Hinzu kam reine Verzückung angesichts der Offenbarung, daß er nicht nur gewöhnliche Menschen rettete, sondern besondere Personen, die bedeutungsvolle Beiträge zur besseren Entwicklung der Menschheit leisten sollten. Doch das Glück darüber wurde schon kurz darauf von Enttäuschung verdrängt, als er sich der Erkenntnis stellen mußte, daß der Freund entweder nicht die ganze Wahrheit sagte oder gar ständig log. Der kindliche Trotz des Wesens war in einem hohen Maße beunruhigend, und Jim wußte plötzlich nicht mehr, ob seine Missionen seit der Rettung der Newsomes im Mai wirklich dem Guten dienten.
    Doch die Hoffnung war noch immer stärker als Furcht und Besorgnis. Zwar hatte sich ihm ein Splitter der Verzweiflung ins Herz gebohrt und führte dort zu ersten Eiterungen, aber diese geistige Infektion wurde von einem fragilen Optimismus in Grenzen gehalten, der nach wie vor im Zentrum seines Ichs verweilte.
    Holly schaltete die Taschenlampe aus, kehrte von der offenen Tür zurück und nahm auf ihrer Luftmatratze Platz. »Ich weiß nicht. Vielleicht war es nur eine leere Drohung - aber das können wir erst feststellen, wenn wir versuchen, die Mühle zu verlassen.«
    »Möchtest du?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das hätte wohl kaum einen Sinn, oder? Alles deutet darauf hin, daß uns die Wesenheit überall erreichen kann stimmt’s? Ich meine, sie hat in Laguna Niguel Kontakt mit dir aufgenommen und dich mit Rettungsmissionen beauftragt. Sie sprach in Nevada zu dir und schickte dich nach Boston, um Nicholas O’Connor vor dem Tod zu bewahren.«
    »Ich fühle sie gelegentlich in mir, ganz gleich, wo ich mich aufhalte. In Houston, Florida, Frankreich und England - sie begleitete mich, lenkte meine Schritte, ließ mich wissen, was geschehen würde, so daß ich den Aufgaben gerecht werden konnte.«
    Holly wirkte erschöpft. Ihr hohlwangiges Gesicht war so blaß, daß der milchige Schein der Gaslampe nicht als Erklärung genügte, und dunkle Ringe

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