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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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langen Regalen führte. In der linken Kammer standen Lesetische mit Stühlen und ein langer Schreibtisch aus Eichenholz.
    Dort saß eine Frau, die einer Werbung für das Leben auf dem Land gleichkam: makellose Haut, glänzendes kastanien-farbenes Haar, nußbraune Augen. Sie sah wie fünfunddreißig aus, aber wahrscheinlich war sie zwölf Jahre älter.
    Auf dem Namensschild stand: ELOISE GLYNN.
    Am vergangenen Tag, als Holly die Bibliothek betreten wollte, um die so bewunderte Mrs. Glynn kennenzulernen, hatte Jim behauptet, vielleicht lebe sie gar nicht mehr und sei schon vor fünfundzwanzig Jahren >ziemlich alt< gewesen - obwohl sie gerade erst vom College gekommen war, um ihre erste Stelle anzutreten.
    Im Vergleich mit anderen Entdeckungen empfand Holly diesen Umstand kaum als Überraschung. Jim hatte einfach gelogen, weil er nicht wollte, daß sie der Bibliothek einen Besuch abstattete. Seine derzeitige Miene deutete darauf hin, daß ihn Eloise Glynns Jugend ebenfalls nicht verblüffte. Ihm mußte gestern klar gewesen sein, daß er log - obwohl ihm der Grund für die Lüge sicher unverständlich blieb.
    Die Bibliothekarin erkannte Jim nicht. Entweder war er eines der Kinder gewesen, die keinen bleibenden Eindruck hinterließen, oder er hatte die Wahrheit gesagt, als er meinte, er habe diesen Ort zum letztenmal vor achtzehn Jahren aufgesucht.
    Eloise Glynns Munterkeit erinnerte Holly an die Sportlehrerin aus ihrer Zeit an der Oberschule. »Willot?« wiederholte sie. »O ja, wir haben hier eine ganze Wagenladung von Willot-Büchern.« Sie stand ruckartig auf. »Ich zeige sie Ihnen.« Sie kam um den Schreibtisch herum, ging mit langen Schritten und führte die beiden Besucher durch den Flur in ein anderes großes Zimmer. »Sie wissen sicher, daß er hier im Tal wohnte. Starb vor etwa zehn Jahren. Aber zwei Drittel seiner Werke werden noch immer gedruckt.« Eloise blieb vor der Sektion für junge Erwachsene stehen, breitete die Arme aus und deutete auf zwei jeweils einen Meter lange Regale mit Willot-Titeln. »Artie Willot war ein sehr produktiver Schriftsteller, so fleißig, daß Biber beschämt den Kopf senkten, wenn er vorbeikam.«
    Sie sah Holly an, und ihr Lächeln wirkte ansteckend. Holly schmunzelte ebenfalls. »Wir interessieren uns für Die schwarze Windmühle.«
    »Das ist einer seiner beliebtesten Romane. Ich kenne keinen Jungen, der nicht davon begeistert war.« Eloise streckte einfach die Hand aus und sah kaum hin, als sie ein Buch aus dem Regal nahm und es Holly reichte. »Für Ihren Sohn?«
    »Nein, für mich. Die Gedenktafel in den Tivoli-Gärten hat mich darauf aufmerksam gemacht.«
    »Ich habe es gelesen«, warf Jim ein. »Holly ist neugierig darauf.«
    Sie kehrten in den Hauptraum zurück, nahmen dort an einem Ecktisch Platz, schlugen das Buch auf und lasen die ersten beiden Kapitel.
    Holly berührte Jim immer wieder - an der Hand, an der Schulter, am Knie - und versuchte, ihm Trost zu spenden, ihn zu besänftigen. Irgendwie mußte sie sein geteiltes Ich lange genug stabilisieren, um ihm die Wahrheit zu zeigen und dadurch den Selbstheilungsprozeß einzuleiten. Dafür gab es nur ein geeignetes Instrument: Liebe. Holly glaubte fest daran, daß jedes Zeichen der Zuneigung - Berührung, ein Lächeln, ein liebevoller Blick - wie Klebstoff wirkte, der seine Persönlichkeitssplitter zusammenhielt.
    Der Roman war gut und überzeugend geschrieben. Und er enthielt so erstaunliche Enthüllungen über Jim Ironhearts Leben, daß Holly immer schneller las, die Absätze überflog, bestimmte Stellen flüsterte und mit wachsender Ungeduld nach weiteren Offenbarungen suchte.
    Der Protagonist hieß Jim, nicht Ironheart, sondern Jamison. Jim Jamison lebte auf einer Farm, und dort gab es einen Teich und eine alte Windmühle. Angeblich spukte es in der Mühle, aber nach einigen gespenstischen Erlebnissen fand Jim heraus, daß sich keine Geister manifestierten, sondern eine außerirdische Wesenheit, deren Raumschiff auf dem Grund des Teichs ruhte. Sie zeigte sich Jim als sanftes Licht, das in den Wänden der Mühle glühte. Die Kommunikation zwischen Jim und dem Extraterrestrier fand mit Hilfe von zwei Schreibblöcken statt: einer für Jims Fragen, der andere für die Antworten des fremden Wesens. Es stellte sich ihm als Geschöpf aus reiner Energie vor, und es weilte auf der Erde, >UM ZU BEOBACHTEN, ZU LERNEN UND DER MENSCHHEIT ZU HELFEN< Es bezeichnete sich als DER FREUND.
    Holly hielt den Finger auf die entsprechende

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