Die Kälte Des Feuers
überwinden, den DMV-Computer anzuzapfen und an die gewünschten Informationen zu gelangen. Er hätte auch in den Datenbanken von Kreditagenturen nach einer Ironheart-Datei Ausschau halten können. Holly kannte Journalisten, die ihre Computerkenntnisse nur aus diesem Grund auf dem neuesten Stand hielten, während sie es vorzog, alle notwendigen Auskünfte zu erhalten, ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten.
Aus diesem Grund schreibst du über so aufregende Dinge wie die Nutzholztrophäe, dachte sie in einem Anflug von Bitterkeit.
Sie suchte nach einer Lösung für dieses Problem, als sie in den Aufenthaltsraum ging, an den Kaffeeautomaten herantrat und beobachtete, wie sich ein Becher mit braunschwarzer Flüssigkeit füllte. Sie schmeckte wie Galle. Holly trank sie trotzdem, weil sie das Koffein brauchte, um die Nacht durchzustehen. Mit einem zweiten Becher kehrte sie in die Redaktion zurück.
Der Laserdrucker summte nicht mehr. Sie nahm die Seiten aus dem Ausgabefach und setzte sich an ihren Schreibtisch.
Newsweb hatte einen dicken Stapel aus Berichten der nationalen Presse gefunden, in denen der Name >Jim< im Zusammenhang mit den Worten >Rettung< oder >das Leben gerettet erschien. Holly zählte sie rasch - insgesamt neunundzwanzig.
Der erste Artikel war eine rührende Story von der Chicago Sun Times, und sie las den ersten Satz laut: »Jim Fester aus Oak Park hat über hundert Katzen gerettet, die …«
Sie warf das Blatt in den Papierkorb und sah aufs nächste hinab. Dieser Bericht stammte vom Philadelphia Inquirer. >Jim Pilsbury warf für die Phillies und rettete seine Mannschaft vor einer demütigenden Niederlage … <
Holly zerknüllte auch diesen Ausdruck und nahm sich den dritten vor. Es handelte sich um eine Filmrezension, und deshalb hielt sie sich gar nicht erst damit auf, nach dem Namen Jim zu suchen. Der vierte Artikel bezog sich auf den Romanschriftsteller Jim Harrison. Im fünften ging es um einen Politiker aus New Jersey: Er benutzte den Heimlich-Handgriff, [Heimlich-Handgriff: eine Erste-Hilfe-Maßnahme bei Erstickungsgefahr durch Fremdkörper in den Luftwegen. Anmerkung des Übersetzers.] um in einer Bar das Leben eines Mafiabosses zu retten, mit dem er ein Bier trank. Der Gangster wäre fast an dem Stück eines pikanten Slim-Jim-Würstchens erstickt.
Holly befürchtete allmählich, daß der Stapel überhaupt keine brauchbaren Informationen enthielte, aber der sechste Artikel, vom Houston Chronicle, öffnete ihre Augen weiter als der bittere Kaffee:
>FRAU VOR DEM RACHSÜCHTIGEN EHEMANN GERETTET. Amanda Cutter setzte ihre Scheidung durch und bekam das Sorgerecht für die Kinder, während ihr Mann zu hohen Unterhaltszahlungen verurteilt wurde. Am 14. Juli, kurz nach dem Scheidungsprozeß, lauerte Cosmo Cutter seiner Frau vor ihrem Haus im vornehmen River-Oaks-Viertel in der Stadt auf, um mit ihr abzurechnen. Nach den ersten beiden Schüssen, die das Ziel verfehlten, wurde Amanda von einem Fremden gerettet, der >wie aus dem Nichts erschien< den übergeschnappten Cosmo zu Boden warf und ihn entwaffnete. Als sie den Unbekannten nach seinem Namen fragte, antwortete er nur >Jim< und ging fort, bevor die Polizei eintraf. Die dreißigjährige Geschiedene war offenbar sehr beeindruckt gewesen, denn sie beschrieb den Fremden als >attraktiv und muskulös, wie ein Superheld aus einem Film. Und er hatte traumhafte blaue Augen. <
Holly erinnerte sich deutlich an Jim Ironhearts blaue Augen. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die sie als >traumhaft< bezeichnet hätten, obwohl sie tatsächlich hinreißend wirkten … Himmel, sie waren traumhaft, ging es ihr durch den Sinn. Sie gestand sich nicht gern die pubertäre Reaktion ein, die Ironheart bei ihr bewirkt hatte, aber sie konnte sich selbst ebenso schlecht täuschen wie andere Menschen. Sie entsann sich an den flüchtigen Eindruck einer unmenschlichen Kühle, als sie zum erstenmal Ironhearts Blick begegnet war, doch sein Lächeln hatte den emotionalen Frost sofort verschwinden lassen.
Der siebte Artikel betraf einen anderen bescheidenen Jim, der nicht blieb, um Dank und Lob - und die Aufmerksamkeit der Medien - in Empfang zu nehmen, nachdem er Carmen Diaz, 30, am fünften Juli aus einem brennenden Apartmenthaus in Miami gerettet hatte. Auch in diesem Fall wies man auf blaue Augen hin.
Holly ging die restlichen zweiundzwanzig Berichte durch und fand zwei weitere über Ironheart, obwohl nur immer sein Vorname Erwähnung fand. Am 21. Juni wäre
Weitere Kostenlose Bücher