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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Thaddeus Johnson, 12, fast vom Dach eines achtstöckigen Wohnblocks in Harlem gestoßen worden, und zwar von vier Mitgliedern einer Jugendbande, die seine Weigerung, bei ihrem Drogenhandel eine aktive Rolle zu spielen, als persönliche Beleidigung auffaßten. Ein blauäugiger Mann rettete ihn und setzte die vier Burschen mit einer raschen Folge aus Taekwondo-Schlägen außer Gefecht. »Er war wie Batman ohne Kostüm«, erzählte Thaddeus dem Daily-News-Reporter. Zwei Wochen vorher, am 7. Juni, wurde ein anderer blauäugiger Jim aktiv, >materialisierte einfach so< auf dem Grundstück von Louis Andretti, 28, in Corona, Kalifornien, und warnte den Hauseigentümer gerade rechtzeitig, nicht unter das Gebäude zu kriechen, um ein leckes Rohr zu reparieren. »Er sagte mir, dort gebe es ein Nest mit Klapperschlangen«, teilte Andretti dem Journalisten mit. Später, als Beamte der örtlichen Vector Control den Bereich unterm Haus mit einer Halogenlampe ausleuchteten, sahen sie nicht nur ein Nest, sondern etwas, >das geradewegs aus einem Alptraum< zu stammen schien. Schließlich brachten sie einundvierzig Schlangen fort. Andretti kommentierte diesen Vorgang mit folgenden Worten: »Ich verstehe nicht, wieso der Mann von all den Klapperschlangen wußte, obwohl ich in dem Haus wohne und nie etwas bemerkte.«
    Damit hatte Holly vier Zwischenfälle registriert, bei denen Jim Ironheart eine zentrale Rolle spielte. Hinzu kamen die Rettungen von Nicky O’Connor in Boston und von Billy Jenkins in Portland, ebenfalls im Juni. Sie wandte sich erneut an Newsweb und bat darum, die Suche auf März, April und Mai zu erweitern.
    Die Journalistin brauchte mehr Kaffee. Als sie aufstand, um in den Aufenthaltsraum zu gehen, stellte sie fest, daß George Fintel nicht mehr an seinem Schreibtisch schlief. Offenbar war er erwacht und nach Hause zurückgekehrt. Sie hatte ihn überhaupt nicht gehört. Auch von Tommy fehlte jede Spur. Außer Holly befand sich niemand in der Redaktion.
    Sie holte sich einen weiteren Becher, und der Kaffee schmeckte nicht mehr ganz so schlecht wie vorher. Sie bezweifelte eine plötzliche Verbesserung des Aromas. Wahrscheinlich haben die ersten beiden Becher meine Geschmacksnerven betäubt.
    Newsweb lieferte elf Artikel, die den Zeitraum von März bis Mai betrafen und die genannten Voraussetzungen erfüllten. Holly las sie nacheinander, fand jedoch nur einen Artikel, der sie interessierte.
    Am 15. Mai hatte ein blauäugiger Jim in Atlanta, Georgia, einen kleinen Lebensmittelladen betreten, als dort gerade ein bewaffneter Raubüberfall stattfand. Er erschoß den Verbrecher, Norman Rink, der gerade zwei Kunden umbringen wollte: Sam Newsome, 25, und seine fünfjährige Tochter Emily. Rink stand unter der Wirkung von Kokain, Ice und Methamphetamin; aus einer Laune heraus hatte er bereits den Verkäufer und zwei andere Kunden getötet. Jim erledigte ihn, vergewisserte sich, daß die Newsomes wohlauf waren, und verschwand, bevor die Polizei eintraf.
    Die Sicherheitskamera lieferte ein undeutliches Bild des mutigen Mannes. Es war erst das zweite Foto, das Holly in den Artikeln fand. Eine schlechte Aufnahme - aber sie erkannte Jim Ironheart auf den ersten Blick.
    Einige Details dieses Zwischenfalls beunruhigten sie. Wenn Ironheart über eine besondere Fähigkeit verfügte - vielleicht eine Art Zweites Gesicht -, mit der er fatale Momente im Leben fremder Menschen rechtzeitig genug vorhersah, um dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen … Warum hatte er den Lebensmittelladen dann nicht einige Minuten vorher aufgesucht, um den Tod des Verkäufers und der beiden Kunden zu verhindern? Warum hat er die Newso-mes gerettet und die anderen sterben lassen?
    Als Holly las, wie Ironheart gegen Rink vorgegangen war, lief es ihr kalt über den Rücken. Er hatte eine Automatic-Schrotflinte vom Kaliber 12 viermal auf den Verrückten abgefeuert. Anschließend war Rink zweifellos tot, aber Jim lud nach und schoß noch fünfmal. »Nie zuvor habe ich einen solchen Zorn gesehen«, erklärte Sam Newsome. »Schweiß glänzte in seinem roten Gesicht, und die Adern in den Schläfen und an der Stirn traten vor. Er wimmerte leise, aber die Tränen … Durch sie wirkte er nicht weniger wütend.« Schließlich ließ Ironheart die Waffe sinken und entschuldigte sich dafür, Rink in Gegenwart der kleinen Emily so übel zugerichtet zu haben. Er fügte hinzu, solche Männer, die unschuldige Menschen umbrächten, >erzeugen auch in mir ein wenig Wahnsinn<.

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