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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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verrückt. Mit Gewichtheben, aerobischem Ausdauertraining und Taekwondo verwandelt er sich in eine Kampfmaschine. Er lernt, wie ein Stuntman zufahren und mit allen Arten von Waffen umzugehen. Er ist bereit. Nur eins fehlt noch. Er bringt sich das Hellsehen bei, gewinnt damit in der Lotterie und wird finanziell unabhängig. Das versetzt ihn in die Lage, mit einem ganz persönlichen Kreuzzug zu beginnen. Und seine besonderen Fähigkeiten ermöglichen es ihm, genau zu wissen, wann und wo ein vorzeitiger Tod droht.
    Genau an dieser Stelle fiel alles auseinander. Oh, sicher, man konnte eine Kampfsportschule besuchen, um Taekwondo zu lernen, aber die Gelben Seiten listeten keine Lehrinstitute fürs Hellsehen auf.  Zum Teufel auch, woher stammt sein übersinnliches Talent?
    Holly betrachtete diese Frage von allen denkbaren Seiten. Sie suchte nicht nach einer direkten und unmittelbaren Antwort, sondern hätte sich damit zufriedengegeben, einen Weg zu finden, der zu möglichen Erklärungen führte. Aber Magie blieb Magie. Das Unerklärliche ließ sich nicht logisch begründen.
    Allmählich begann sie, sich wie die Angestellte eines schäbigen Revolverblatts zu fühlen. Sie kam sich wie jemand vor, der über Außerirdische schreibt, die in Höhlen unter Cleveland leben, über die von einer Tierpflegerin zur Welt gebrachten Babys, die halb Gorilla und halb Mensch waren, über ein sonderbares Unwetter in Tadschikistan, bei dem es Frösche und Hühner regnete. Aber in diesem Fall gab es unleugbare Tatsachen: Mit seinen hellseherischen Fähigkeiten hatte Jim Ironheart dreizehn Personen das Leben gerettet, in allen Ecken der Vereinigten Staaten - und immer im letzten Augenblick.
    Gegen acht Uhr abends verspürte Holly den Wunsch, mit dem Kopf an den Tisch zu stoßen, an die Wand, an die Betoneinfassung des Pools an irgend etwas, das hart genug war, um die Barrieren in ihrem Bewußtsein zu zerschmettern und ihr endlich echtes Verstehen zu bringen. Sie hielt es für besser, nicht mehr zu grübeln und etwas zu essen.
    Erneut aß sie im Cafe des Restaurants. Um für den Kuchen in der Bäckerei zu sühnen, beschränkte sie sich auf ein gebratenes Hähnchen und einen schlichten Salat. Sie versuchte, an den anderen Gästen Interesse zu finden, sie zu beobachten, aber ihre Gedanken kehrten immer wieder zu Ironheart und seinem Zauber zurück.
    Er dominierte ihre Überlegungen auch später, als Holly im Bett lag und sich nach der Ruhe des Schlafs sehnte. Sie starrte zur Decke hoch, beobachtete die von den Gartenlampen projizierten Scharten - die Jalousien am Fenster waren nicht ganz geschlossen und gestand sich ein, daß Ironheart nicht nur ihr journalistisches Ich faszinierte. Er bot ihr die wichtigste Story ihres Leben, ja. Und er war so mysteriös, daß er jeden interessiert hätte, ob Reporter oder nicht. Doch Holly fühlte sich auch zu ihm hingezogen, weil sie schon seit Jahren allein lebte, weil sie eine Leere in sich spürte. Außerdem: Kein anderer Mann hatte sie so sehr beeindruckt wie Jim Ironheart.
    Das ist doch verrückt,  dachte sie.
    Und:  Vielleicht ist  er  verrückt.
    Sie gehörte nicht zu den Frauen, die einem
    Mann nachliefen, der überhaupt nicht zu ihnen paßte, die sich unterbewußt danach sehnten, benutzt, verletzt und schließlich verlassen zu werden. Holly war in dieser Hinsicht sehr wählerisch  und genau deshalb bin ich allein. Nur wenige Männer genügen meinen Ansprüchen.
    Wählerisch,  wiederholte sie in Gedanken.  Aus diesem Grund reizt dich ein Typ, der sich für eine Art Superman ohne Kostüm hält. Sei vernünftig, Holly. Himmel, bleib mit beiden Beinen auf der Erde.
    Sich in bezug auf Jim Ironheart irgendwelchen romantischen Vorstellungen hinzugeben … Das war nicht nur unverantwortlich, kurzsichtig und nutzlos, sondern auch schlicht und einfach dumm.
    Aber seine Augen …
    Als Holly einschlief, schwebte ein Abbild von Ironhearts Gesicht vor ihrem inneren Auge. Es wirkte wie ein Porträt auf einer riesigen Fahne, die sanft vor einem tiefblauen Himmel wogte. Seine Augen waren noch blauer als der Hintergrund.
    Irgendwann kehrte sie in den Traum zurück, in dem Dunkelheit sie einschloß. Das runde Zimmer. Der Holzboden. Ein Geruch von feuchtem Kalkstein. Das Prasseln von Regen auf dem Dach. Rhythmisches Knarren.  Wusch.  Etwas näherte sich, ein Teil der Dunkelheit, der gespenstisches Leben entwickelte, eine monströse Präsenz, die sie nicht hören und sehen, dafür aber deutlich fühlen konnte.

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