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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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etwa Wasser, sondern einen großen Piratenschatz aus schillernden Saphiren.
    Das entsetzliche Geschöpf war fort, als hätte es nie existiert. Es kroch nicht weg, stakte nicht auf stelzenartigen Beinen davon, zog sich nicht in irgendein Versteck zurück. Es löste sich einfach auf.
    Holly spürte weder den zuckenden Tentakel am Nacken noch den Wurm im Kopf.
    Einige andere Gäste hatten ebenfalls die Türen ihres Zimmers geöffnet, offenbar von Hollys Schrei geweckt.
    Sie trat zurück, wollte jetzt keine Aufmerksamkeit erregen.
    Ein furchtsamer Blick über die Schulter - die Wand hinter dem Bett war wieder eine Wand.
    Die digitale Uhr auf dem Nachtschränkchen zeigte 5:08 an.
    Holly schloß die Tür und lehnte sich dagegen, als ihr die Knie weich wurden.
    Sie spürte keine Erleichterung darüber, daß sie die seltsame Tortur überstanden hatte, fühlte statt dessen eine tiefe Bestürzung. Holly schlang die Arme um den Leib und zitterte so heftig, daß ihr die Zähne klapperten. Erneut begann sie leise zu schluchzen, nicht aus Furcht angesichts der jüngsten Erfahrungen, auch nicht aus Sorge um ihre gegenwärtige Sicherheit. Sie hatte vielmehr den Eindruck, körperlich und geistig vergewaltigt worden zu sein. Für kurze Zeit und doch viel zu lange - war sie ein vollkommen hilfloses Opfer gewesen, in Schrecken gefangen, von einem Etwas kontrolliert, das die Grenzen ihrer Vorstellungskraft sprengte. Die grauenhafte Wesenheit hatte ihr mentale Fesseln angelegt, sie völlig unterworfen, ihr den eigenen Willen geraubt und innere Spuren hinterlassen, die ihre Seele befleckten.
    Nur ein Traum,  dachte Holly und versuchte, sich selbst Mut zu machen. Aber sie hatte nicht geträumt, als sie sich im Bett aufsetzte und die Lampe einschaltete. Der Alpdruck folgte ihr ins Hier und Jetzt, in die greifbare Realität.
    Nur ein Traum,  wiederholte Holly.  Sei doch nicht närrisch. Reiß dich zusammen,  fügte sie hinzu, während sie versuchte, sich wieder zu fassen.  Der Traum hat dir zunächst einen finsteren Ort gezeigt, und dann hast du geträumt, dich aufzusetzen und die Lampe einzuschalten. In deinem Traum wölbte sich dir die Wand entgegen, woraufhin du zur Tür gelaufen bist. Du hast noch immer geschlafen, als dein Blick auf das Ungeheuer fiel, und schließlich haben dich deine eigenen Schreie geweckt.
    Sie wollte diesen Erklärungen glauben, aber sie klangen zu glatt. Normalerweise waren Alpträume nicht annähernd so detailliert. Außerdem neigte Holly nicht zum Schlafwandeln.
    Etwas Reales hatte sich ihr genähert. Vielleicht nicht die Mischung aus Insekt, Spinne und Reptil vor der Tür … Vielleicht handelte es sich dabei um ein Bild, in das sich die Wesenheit kleidete, um sie zu erschrecken. Aber eines stand fest:  Etwas  war in diese Welt gekrochen, und es stammte …
    Woher  stammte es?
    Das spielte keine Rolle. Aus dem Draußen. Aus dem Jenseits. Aus einer anderen Dimension. Und es hätte Holly fast erwischt.
    Nein. Das war lächerlich. Stoff für eine Boulevardzeitung, für die Sensationspresse. Sogar der  National Inquirer brachte keinen derartigen Blödsinn mehr. EIN WESEN AUS EINER ANDEREN DIMENSION HAT MEINE SEELE VERGEWALTIGT. So einen Quatsch fand man drei Stufen unter CHER GIBT ZU, EINE AUSSERIRDISCHE ZU SEIN, zwei Stufen unter JESUS SPRICHT AUS DEM MIKROWELLENHERD ZU EINER NONNE, sogar eine Stufe unter ELTON HAT SICH EINER GEHIRNOPERATION UNTERZOGEN UND LEBT NUN ALS ROSEANNE BARR.
    Je dümmer ihr diese Überlegungen erschienen, desto ruhiger wurde sie. Es fiel ihr leichter, mit den jüngsten Erlebnissen fertig zu werden, wenn sie glauben konnte, daß sie nur das Produkt überschäumender Fantasie waren. Als stimulierender Auslöser diente vermutlich der zweifellos fantastische Ironheart-Fall.
    Schließlich fand Holly genug Kraft, um wieder auf den Beinen zu stehen, ohne sich an der Tür abzustützen. Sie schloß wieder ab und hakte die Sicherheitskette ein.
    Als sie sich umdrehte, spürte sie einen heißen, stechenden Schmerz in der linken Seite. Er war nicht besonders schlimm, aber sie schnitt eine Grimasse, als sie merkte, daß auch an ihrer rechten Seite etwas brannte.
    Sie griff nach dem T-Shirt, um es sich über den Kopf zu ziehen - und starrte auf einige lange Risse. Drei links und zwei rechts. Dunkle Flecken hatten sich auf dem Stoff gebildet.
    Neuerliches Entsetzen keimte in Holly, als sie das Bad aufsuchte und die Neonröhre einschaltete. Vor dem Spiegel blieb sie stehen, zögerte kurz und

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