Die Kälte Des Feuers
diesen Tag. Er erstarrte und wußte nicht genau, was er unternehmen sollte. Nach einigen Sekunden spürte er das vertraute Gefühl, eine Marionette zu sein, und daraufhin hängte er die Schlüssel zurück.
Jim ging ins Schlafzimmer und legte die aus Halbschuhen, grauer Hose, dunkelblauer Sportjacke und weißem Hemd bestehende Kleidung ab. Nach kurzem Zögern wählte er eine weite Hose und ein bequemes Hawaii-Hemd.
Er brauchte Bewegungsfreiheit. Ja, darauf kam es an. Der Grund dafür stand mit dieser neuen Mission in Zusammenhang und blieb ihm zunächst verborgen.
Er setzte sich vor dem Schrank auf den Boden und griff nach einem ausgetretenen und daher besonders bequemen Paar Rockports. Schnell verknotete er die Schnürsenkel - aber nicht zu fest -, stand auf und ging versuchsweise einige Schritte. In Ordnung.
Als sein Blick auf den Koffer im oberen Fach fiel, zögerte er erneut. Er war nicht sicher, ob er Gepäck benötigte. Kurze Zeit später wußte er, daß er darauf verzichten konnte. Er schloß den Schrank, ohne den Koffer herauszunehmen.
Kein Gepäck bedeutete folgendes: Er konnte das Ziel mit dem Wagen erreichen, und die Rundreise - einschließlich der Zeit, die er für sein aktives Eingreifen benötigte - nahm nicht mehr als vierundzwanzig Stunden in Anspruch. Aber als er sich vom Schrank abwandte, kam ihm das Wort »Flughafen« von den Lippen. Nun, es gab natürlich viele Orte, die er mit dem Flugzeug erreichen konnte, ohne länger als einen Tag von zu Hause fortzubleiben.
Er holte die Brieftasche hervor und wartete, um festzustellen, ob ihn ein inneres Drängen dazu aufforderte, sie beiseite zu legen. Als er nichts spürte, steckte er sie ein. Offenbar benötigte er sowohl Geld als auch den Ausweis andernfalls hätte er nicht riskiert, Papiere mitzunehmen, die ihn identifizieren konnten.
Als er wieder in die Küche ging und nach den Autoschlüsseln griff, fühlte er, wie sich Furcht in ihm regte. Allerdings war sie nicht so intensiv wie zu Beginn der letzten Mission. An jenem Tag war er >aufgefordert< worden, einen Wagen zu stehlen - so daß man seine Spuren nicht zurückverfolgen konnte - und in die Mohavewüste zu fahren. Diesmal bekam er es vielleicht mit Gegnern zu tun, die eine noch größere Gefahr darstellten als die beiden Männer im Roadking, aber er machte sich nicht so große Sorgen. Er wußte, daß auch er eines Tages sterben würde. Das Werkzeug einer höheren Macht hatte nicht die Garantie der Unsterblichkeit. Nach wie vor war er nur ein Mensch: Man konnte sein Fleisch zerreißen, ihm die Knochen brechen, das Herz mit einer gutgezielten Kugel zerfetzen. Die geringere Furcht verdankte er in erster Linie seiner ein wenig mystischen Reise mit der Harley, den beiden Tagen mit Pater Geary, den Wundmalen Jesu Christi, die der Priester an ihm beobachtet hatte - und seiner daraus resultierenden Überzeugung, daß durch ihn etwas Göttliches wirksam wurde.
Holly befand sich auf dem Bougainvillea Way, noch einen Block von Ironhearts Haus entfernt, als ein dunkelgrüner Ford aus seiner Zufahrt rollte. Sie wußte nicht, welchen Wagen er fuhr, aber da er allein lebte, nahm sie an, daß der Ford ihm gehörte.
Sie beschleunigte in der Absicht, den Mann zu überholen und vor ihm zu bremsen, direkt auf der Straße eine Konfrontation mit ihm herbeizuführen. Doch dann nahm sie den Fuß vom Gas und begriff, daß Diskretion und Zurückhaltung nur selten fatale Fehler waren. Vielleicht bekam sie Gelegenheit herauszufinden, was er plante.
Als sie das Haus passierte, kam gerade die automatische Garagentür herab. Bevor sie sich schloß, sah Holly, daß die Garage keinen anderen Wagen enthielt. Also saß Ironheart im Ford.
Sie hatte nie den Auftrag erhalten, in bezug auf paranoide Drogenhändler, bestochene Politiker oder korrupte Geschäftsleute Ermittlungen anzustellen, und aus diesem Grund wußte sie nicht, wie man jemandem durch dichten Verkehr folgte. Solche Kenntnisse waren nicht notwendig, wenn man über Nutzholztrophäen, Torten-Wettessen und Performance-Künstler schrieb, die auf der Treppe des Rathauses mit lebenden Mäusen jonglierten. Holly erinnerte sich auch daran, daß Ironheart im Marin County an einem zweiwöchigen Kurs für aggressives Fahren teilgenommen hatte. Wenn er gut genug mit einem Wagen umzugehen verstand, um Terroristenfallen zu entgehen dann hängt er mich sofort ab, wenn er merkt, daß ich ihm folge.
Die Journalistin blieb so weit zurück, wie sie es wagte. Glücklicherweise
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