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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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in der Reihe vor ihr wandte. Sie schluckte krampfhaft und rutschte einige Zentimeter weit nach unten, anstatt aufzuspringen und sich selbst anzuklagen. Viel zu hastig griff sie nach dem Magazin der Fluggesellschaft, das sie wenige Sekunden vorher zur Seite gelegt hatte. Sie zwang sich zur Ruhe, als sie es betont langsam hob; zu schnelle Bewegungen erweckten vielleicht seine Aufmerksamkeit, bevor es ihr gelang, das Gesicht hinter den glänzenden Blättern zu verbergen.
    Die Zeitschrift bot ihr visuellen Schutz, aber sie konnte deutlich hören, was Ironheart sagte, und vernahm auch die Antworten der Frau. Er stellte sich als Steve Harkman vor und behauptete, in der Werbeabteilung eines bestimmten Unternehmens zu arbeiten. Holly fragte sich, was ihn zu solchen Lügen veranlaßte.
    Nach einer Weile wagte sie es, den Kopf ein wenig zur Seite zu drehen und an dem Magazin vorbeizuspähen. Ironheart hockte neben dem Sitz der Frau, so nahe, daß ihn Holly hätte anspucken können - obgleich sie im Zielspucken ebenso unerfahren war wie im Beschatten und Verfolgen.
    Ihre Hände zitterten so sehr, daß die Blätter leise knisterten. Sie lehnte sich behutsam zurück, starrte auf die Seiten und versuchte, ruhig zu sein.
    »Meine Güte, wie haben Sie mich erkannt?« fragte Christine Dubrowek.
    »Nun, Ed hat die Wände seines Büros mit Bildern von Ihnen und Casey tapeziert«, entgegnete Ironheart.
    »Oh, ich verstehe.«
    »Mrs. Dubrowek …«
    »Nennen Sie mich Christine.«
    »Danke. Christine … Ich habe noch einen anderen Grund dafür, hierherzukommen und Sie zu belästigen. Ed meinte, Sie hätten erhebliches Talent als Ehestifterin.«
    Das war offenbar genau die richtige Bemerkung. Das sanfte Gesicht der jungen Frau strahlte. »Nun, ich bringe Leute zusammen, wenn ich glaube, daß sie zueinander passen. Und ich muß zugeben, daß ich dabei nicht unerheblichen Erfolg habe.«
    »Was stiftest du, Mami?« fragte Casey Dubrowek.
    Christine schien genau zu wissen, wie der Verstand ihrer Tochter funktionierte. »Kein Unheil, Schatz.«
    »Oh, gut.« Casey konzentrierte sich wieder auf ihr Märchenbuch.
    »Wissen Sie«, fuhr Jim fort, »ich wohne erst seit acht Wochen in Los Angeles und fühle mich dort noch immer als Fremder. Ich bin der klassische einsame Typ, der an Bars für Singles keinen Gefallen findet und darauf verzichtet, sich einem Sportverein anzuschließen, nur um die Bekanntschaft von netten Frauen zu machen. Außerdem schrecke ich davor zurück, einen Computerdienst in Anspruch zu nehmen; wer so etwas benutzt, ist vermutlich ebenso verzweifelt und verkorkst wie ich.«
    Christine lachte. »Sie erscheinen mir alles andere als verzweifelt und verkorkst.«
    »Bitte entschuldigen Sie«, sagte eine Stewardeß mit freundlicher Entschlossenheit und berührte Jim an der Schulter. »Ich kann nicht zulassen, daß Sie den Gang blockieren.«
    »Oh, natürlich«, erwiderte Jim und stand auf. »Geben Sie mir nur einige Sekunden.« Und zu Christine: »Es ist mir sehr peinlich, aber … Ich würde wirklich gern mit Ihnen sprechen und erklären, nach welcher Frau ich suche. Vielleicht kennen Sie jemanden …«
    »Es wäre mir ein Vergnügen, Ihnen zu helfen.« Christine klang so begeistert, daß sie die Reinkarnation einer Landpomeranze sein mußte, die entweder eine geschätzte Kupplerin oder die erfolgreiche Inhaberin eines Heiratsbüros in Brooklyn gewesen war.
    »Nun, die beiden Sitze neben meinem sind frei«, sagte Jim. »Wenn Sie dort für den Rest des Fluges Platz nehmen …«
    Er rechnete damit, daß Christine nicht ohne weiteres bereit war, die Sessel am Fenster aufzugeben, und Furcht vibrierte in seiner Magengrube, als er auf eine Antwort wartete.
    Doch die Frau zögerte nur ein oder zwei Sekunden lang. »Ja, warum nicht?«
    Die nahe Stewardeß gab ihr Einverständnis mit einem Nicken zu erkennen.
    Christine wandte sich an Jim. »Ich dachte, Casey würde gern aus dem Fenster sehen, aber das scheint sie nicht besonders zu interessieren. Wie dem auch sei: Wir sitzen hier fast am Ende der Tragfläche, die einen großen Teil der Aussicht blockiert.«
    Jim wußte nicht, warum er tiefe Erleichterung verspürte, als die junge Frau auf das Angebot einging. Sein Gefühl war ihm selbst ein Rätsel, das sich vielen anderen hinzugesellte. »Gut, großartig. Danke.«
    Als er zurücktrat, damit Christine Dubrowek aufstehen konnte, bemerkte er den Passagier mit Sitz hinter ihr. Allem Anschein nach hatte die Frau enorme Angst vor dem Fliegen.

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