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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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kommen zusammen mit den anderen ums Leben.«
    Er trat aus der kleinen Kammer, und Holly folgte ihm. Aber er wußte nicht, ob sie bereit war, in seiner Sektion Platz zu nehmen. Er hoffte es inständig. Ironheart fand es absurd, von ihr für den Tod der übrigen Passagiere verantwortlich gemacht zu werden, denn sie wären auch gestorben, wenn er sich nicht an Bord befunden hätte. Seine Aufgabe bestand keineswegs darin, auch ihr Schicksal zu ändern. Er konnte unmöglich die ganze Welt retten, er mußte sich auf die Weisheit der höheren Macht verlassen, die ihn lenkte. Aber eines ließ sich nicht leugnen: Er trug die Verantwortung für den möglichen Tod Hollys, denn ohne seine Präsenz hätte sie nicht an diesem Flug teilgenommen.
    Als er durch den Backbordgang schritt, blickte er zu den Fenstern auf der linken Seite und beobachtete einen klaren blauen Himmel. Auf eine sehr intensive Weise wurde ihm die Leere unter den Füßen bewußt, und tief in ihm verkrampfte sich etwas.
    Kurz darauf erreichte er seinen Platz in Reihe sechzehn und wagte es, in die Richtung zurückzusehen, aus der er kam. Erleichterung vertrieb seine Besorgnis, als er feststellte, daß ihm Holly tatsächlich folgte.
    Er deutete auf zwei leere Sitze unmittelbar hinter seinem eigenen Sessel und dem Christines.
    Die Journalistin schüttelte den Kopf. »Nur wenn Sie sich zu mir setzen. Wir müssen miteinander reden.«
    Jim sah Christine an und dann Holly; er verglich die erbarmungslos verstreichende Zeit mit Wasser, das durch ein Abflußrohr gluckerte. Der fatale Augenblick rückte näher. Er fühlte sich versucht, Holly zu packen, sie in einen der beiden freien Sitze zu pressen, ihr den Sicherheitsgurt anzulegen und irgendwie zu verhindern, daß sie wieder aufstand.
    Er biß die Zähne zusammen und konnte seinen Ärger nicht länger im Zaum halten. »Ich werde bei ihnen gebraucht«, sagte er und meinte damit Christine und Casey Dubrowek.
    Jim hatte ebenso leise gesprochen wie Holly, aber einige Passagiere warfen ihnen bereits neugierige Blicke zu.
    Christine runzelte die Stirn und reckte den Hals, um Holly anzusehen. »Stimmt was nicht, Steve?«
    »Oh, es ist alles in bester Ordnung«, log er.
    Erneut richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Backbordfenster. Blauer Himmel. Grenzenlos. Leer. Wie viele Meilen war es bis zum Boden tief unter dem Flugzeug?
    »Sie sind blaß und schwitzen«, sagte Christine.
    Erst jetzt merkte Jim, daß auf der Stirn und an den Schläfen noch immer ein klebriger Feuchtigkeitsfilm haftete. »Mir ist nur ein wenig warm. Äh, ich habe eben eine alte Bekannte getroffen. Geben Sie mir fünf Minuten, um mit ihr zu sprechen?«
    Christine lächelte. »Natürlich. Ich bin noch immer damit beschäftigt, eine geistige Liste all der Frauen zu erstellen, die für Sie in Frage kommen.«
    Einige Sekunden lang hatte Jim nicht die geringste Ahnung, was sie meinte. Dann fiel ihm ein, daß er sie gebeten hatte, eine Partnerin für ihn zu finden. »Gut«, antwortete er. »Großartig. Ich bin gleich wieder da, und dann unterhalten wir uns darüber.«
    Er drängte Holly zur Reihe siebzehn und nahm links neben ihr Platz. Rechts von ihr saß eine korpulente, großmütterliche Frau, die ein weites Kleid mit Blumenmustern trug. Das graue Haar war dunkel getönt und bot sich als eine wirre Lockenmasse dar. Sie schlief fest und schnarchte leise. Eine Brille mit goldenem Rand hing von der Perlenkette an ihrem Hals, ruhte auf dem üppigen Busen und hob und senkte sich im Rhythmus des gleichmäßigen Atmens.
    Holly beugte sich zu Ironheart und sprach so leise, daß ihre Stimme nicht auf der anderen Seite des Ganges zu hören war. Trotzdem kam darin die Überzeugungskraft einer leidenschaftlichen politischen Rednerin zum Ausdruck: »Sie dürfen die vielen Menschen an Bord nicht einfach sterben lassen.«
    »Diesen Punkt haben wir bereits erörtert«, erwiderte Jim unruhig und flüsterte ebenfalls.
    »Es ist Ihre Verantwortung …«
    »Was kann ein einzelner Mann tun?«
    »Sie sind ein besonderer Mann.«
    »Ich bin nicht Gott«, seufzte Jim.
    »Sprechen Sie mit dem Piloten.«
    »Himmel, Sie haben wirklich kein Erbarmen, oder?«
    »Warnen Sie den Piloten«, hauchte Holly.
    »Er würde mir nicht glauben.«
    »Dann warnen Sie die Passagiere.«
    »In dieser Sektion sind nicht genug Sitze frei, um ihnen allen Platz zu bieten.«
    Die Journalistin war zornig auf ihn - und gleichzeitig so still und ernst, daß er weder den Blick abwenden noch ihre eindringlichen

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