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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Sie hielt sich eine Ausgabe des Vis-à-vis vors Gesicht und versuchte, ihre Furcht zu überwinden, indem sie ein wenig las. Aber ihre Hände zitterten so sehr, daß die Zeitschrift immerzu knisterte und raschelte.
    »Wo ist Ihr Platz?« fragte Christine.
    »Am anderen Gang, Reihe sechzehn. Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.«
    Jim nahm einen kleinen Koffer, während Christine und Casey nach einigen anderen Gegenständen griffen, und führte sie dann nach vorn und in den Backbordgang. Casey erreichte Reihe sechzehn vor ihrer Mutter.
    Bevor sich Jim setzte, zwang ihn irgend etwas dazu, noch einmal zum rückwärtigen Teil der Maschine zu sehen und die an Flugangst leidende Frau in Reihe dreiundzwanzig zu beobachten. Sie hatte die Zeitschrift sinken lassen und begegnete seinem Blick. Er erkannte sie sofort.
    Holly Thorne.
    Jim war verblüfft.
    »Steve?« fragte Christine Dubrowek.
    Die Journalistin begriff, daß Jim sie bemerkt hatte. Sie riß die Augen auf und erstarrte wie ein Reh im hellen Scheinwerferlicht.
    »Steve?«
    »Äh, wenn Sie mich kurz entschuldigen würden, Christine …«, antwortete er unsicher. »Nur eine Minute. Bitte warten Sie hier auf mich, in Ordnung? Ich bin gleich wieder da.«
    Erneut schritt er durch den Gang auf der Steuerbordseite.
    Sein Herz klopfte so heftig, als wolle es ihm die Brust zerreißen. Ein seltsamer, unerklärlicher Anflug von Panik schnürte ihm die Kehle zu. Jim fürchtete sich nicht vor Holly Thorne. Ihm wurde sofort klar, daß ihre Anwesenheit an Bord nicht auf einen Zufall zurückging; sie wußte von seinem Geheimnis und war ihm gefolgt. Doch das spielte derzeit keine Rolle. Seine plötzliche Angst basierte nicht etwa auf dem Umstand, entlarvt worden zu sein. Er hatte keine Ahnung, was ihn so sehr besorgte, doch dieses Gefühl gewann eine solche Intensität, daß in seinen Adern mehr Adrenalin als Blut floß.
    Als er auf die Journalistin zuging, stand sie langsam auf. Dann fiel ein Schatten von Resignation auf ihr Gesicht, und sie setzte sich wieder. Ihre Attraktivität entsprach Jims Erinnerungsbildern, aber es fielen ihm dunkle Ringe unter den Augen auf. Schlafmangel?
    Er erreichte Reihe dreiundzwanzig und griff nach Hollys Hand. »Kommen Sie.«
    Sie blieb sitzen.
    »Wir müssen miteinander reden«, fügte Jim hinzu.
    »Wir können uns hier unterhalten.«
    »Nein, unmöglich.«
    Die Stewardeß von vorhin näherte sich.
    Als Holly die Hand zurückzog, packte Jim sie am Arm und hoffte, daß ihn die Journalistin nicht zwang, sie aus dem Sitz zu zerren. Inzwischen hielt ihn die Stewardeß wahrscheinlich für einen Perversen, der während des Fluges die schönsten Frauen um sich versammelte, um Chicago mit einer Art Harem zu erreichen. Zum Glück leistete Holly keinen Widerstand und erhob sich.
    Jim führte sie zur Toilette. In dem kleinen Raum hielt sich niemand auf, und deshalb zögerte er nicht, seine Begleiterin durch die Tür zu schieben. Er warf einen raschen Blick über die Schulter und befürchtete, daß ihn die Stewardeß beobachtete, aber sie kümmerte sich gerade um einen anderen Passagier. Rasch folgte er Holly in den winzigen Raum und schloß die Tür.
    Holly drückte sich in eine Ecke und versuchte, eine möglichst große Distanz zu ihm zu wahren. Trotzdem standen sie sich fast Nase an Nase gegenüber.
    »Ich fürchte mich nicht vor Ihnen«, sagte sie.
    »Gut. Dazu gibt es auch keinen Grund.«
    Die polierten Stahlwände der Toilette vibrierten. Das dumpfe Brummen der Triebwerke war hier ein wenig lauter als im großen Passagierabteil.
    »Was wollen Sie?« fragte Holly.
    »Sie müssen genau das tun, was ich Ihnen sage.«
    Holly runzelte die Stirn. »Hören Sie, ich …«
    »Und zwar ganz genau, ohne Widerrede«, fügte Jim scharf hinzu. »Für eine verbale Auseinandersetzung bleibt uns nicht genug Zeit.« Er rätselte über seine eigenen Worte nach.
    »Ich weiß um Ihre …«
    »Es ist mir völlig gleich, was Sie wissen oder nicht. Das spielt jetzt keine Rolle.«
    Hollys Verwunderung wuchs. »Sie zittern wie Espenlaub.«
    Jim zitterte nicht nur; er schwitzte auch. In der Toilette war es recht kühl, aber trotzdem bildeten sich Schweißperlen auf seiner Stirn. Einige von ihnen erreichten die rechte Schläfe und rannen zur Braue.
    »Ich möchte, daß Sie Ihren gegenwärtigen Platz verlassen«, stieß Jim hervor. Er sprach hastig und drängend. »Kommen Sie in den vorderen Teil des Flugzeugs; dort gibt es einige freie Sitze.«
    »Aber ich …«
    »Sie dürfen nicht in

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