Die Kälte in dir (German Edition)
Remstalschlächter nahm damit eine neue Dimension an.
Kristina vermutete, dass er Lorenz’ Wagen benutzte. Laut dessen Ehefrau war der Doktor damit unterwegs gewesen, als er seinen Mörder traf. Seither fehlte von dem Mercedes jede Spur. Nachdem Schwarz den Lieferwagen von Jakub Piecek, in dem er wahrscheinlich in den Tagen bis Mittwoch herumgefahren war, abgefackelt hatte, musste er für einen neuen fahrbaren Untersatz gesorgt haben. Da bot sich das Fahrzeug seines letzten Opfers förmlich an. Nach dem Auto wurde mit Hochdruck gefahndet.
»Was, wenn er abgetaucht ist? Er hat es heraufbeschworen, und ihm muss doch endgültig klar sein, dass wir hinter ihm her sind. Und dass alles aus dem Ruder gelaufen ist. Ich meine, er hat Kontakte in Spanien und Nordafrika«, gab Ralf Winkler zu bedenken.
Kristina schüttelte vehement den Kopf. »Er ist hier noch nicht fertig. Sein körperlicher und sehr wahrscheinlich auch sein geistiger Zustand lassen nicht zu, dass er ins Ausland flüchtet«, erklärte sie und zitierte damit aus dem Gutachten des Polizeipsychologen, das seit gestern endlich vorlag.
Die Bestätigung dafür hatten sie auch von Achterberg erhalten.
»Schwarz sucht jemanden, dessen Fettzellen sein Körper nicht wieder abstößt. Einen genetisch kompatiblen Spender«, erklärte Kristina. »Nur so kann er auf Dauer überleben. Bis dahin hält er sich mit Fettgewebe am Leben, das er willkürlich sammelt und das ihm Achterberg aufbereitete. Sozusagen in konzentrierte Fettzellendosen, die seinen Körper mit Energie versorgen. Diese hat ihm bislang Dr. Lorenz injiziert.«
Sie hatte vor der Besprechung kurz mit Dr. Wuppermann telefoniert. Es dauerte eine Weile, bis die Pathologin verstand, was sie von ihr wollte. Danach bekam sie von der Ärztin erklärt, was sie in der Runde nun ausführte.
Wenn die Zeitangaben auf der Videoaufzeichnung stimmten, dann kreiselte in den Glasröhrchen der Zentrifuge, die in der Aufnahme zu sehen war, das Fett von Carola Walz. Sollte Achterberg sich danach geweigert haben, weiteres Fett für Schwarz aufzubereiten, stellte sich die Frage, was aus der Körpermasse geworden war, die er Werner Finckh aus dem Leib geschnitten hatte.
Kristina konnte diesen Gedanken nicht verfolgen, weil die Beamten um sie herum erneut wild durcheinanderredeten.
»Nun, Arthur Lorenz, seines Zeichens der medizinische Betreuer des Serienkillers, ist tot, und zwar seit Mittwochabend, laut Autopsiebericht. Was bedeutet das?«, stellte Decher zur Diskussion.
»Nehmen wir an, Schwarz kann sich diese Energieladungen selber spritzen, dann benötigt er zumindest Hannes Achterbergs Wissen, um sie herstellen zu lassen. Können wir also davon ausgehen, dass der Biologe am Leben ist?«, ergänzte Kristina.
»Am Leben, allerdings in der Gewalt unseres Mörders«, spielte der Hauptkommissar den Ball zurück.
Einige nickten.
»Des Weiteren müssen wir damit rechnen, dass Schwarz nach wie vor frischen Brennstoff braucht. Was folglich neue Opfer bedeutet«, warf sie in die Runde.
Auch dafür bekam sie Zustimmung.
»Wir sollten die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass er in Dr. Lorenz’ Kartei nicht nur sein Krankenblatt gesucht hat, sondern auch mögliche Kandidaten, denen er das Fett rauben kann«, schlug Sonja Lachenmeier vor. »Auf der Suche nach dem perfekten Spender. So stieß er vielleicht auf Carola Walz.«
»Sie meinen, dass Lorenz oder Achterberg ihm verraten hat, auf was er zu achten hat, um an bestmögliches Material zu gelangen?«, wollte Decher wissen.
Sonja nickte vorsichtig.
»Nimm dir die Arzthelferin, diese Chiumenti, noch mal vor«, sagte Kristina. »Ich habe ihr ohnehin aufgetragen, sie soll uns mitteilen, welche Patientenakten verschwunden sind. Wenn deine Theorie stimmt, haben wir zumindest ein paar Namen, die wir überprüfen und notfalls überwachen können.«
»Lorenz’ Patienten sind das eine, aber was ist mit Werner Finckh oder Jakub Piecek? Wie gerieten die mit Schwarz aneinander?«, wandte der LKA -Beamte ein.
Eine berechtigte Frage, über die sich auch Kristina schon das Hirn zermartert hatte.
»Die Erklärung kann ganz banal sein«, begann Ralf Winkler. »Piecek war Osswalds Gärtner. Könnte doch sein, dass Jakub den Architekten bei Osswald gesehen, womöglich sogar den Mord beobachtet hat. Das würde erklären, warum er den Fund der Leiche nicht gemeldet hat. Um daraus Kapital für sich zu schlagen, indem er Schwarz erpresste.«
Diese Überlegung stützte die Aussage von
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