Die Kälte in dir (German Edition)
Freitagnacht Bruno Schwarz auf dem Wertstoffhof verbrannt hatte, musste er zwischenzeitlich aus Rumänien zurückgekehrt sein. Seine Frau bestritt das zwar, aber sie nahm es auch sonst nicht so genau mit der Wahrheit. Am nächsten Tag würde sie sich nochmals ausführlich mit der Gattin unterhalten und beim Staatsanwalt einen Durchsuchungsbefehl für Pieceks Wohnung beantragen. Zumindest für den Osswald-Mord sollte die Faktenlage dazu ausreichen. Beide Pieceks hatten für den Alten gearbeitet und dessen Leiche auf unglaubwürdige Art übersehen.
Außerdem mussten sie sich diese Müllmafia vornehmen. Falls es doch komplexere Strukturen gab, waren vermutlich noch mehr Leute in den Wertstoffhof-Mord verwickelt. Wobei sich Kristina schwer tat, eine Brücke von den Mülldieben zu Osswald und auch Schwarz zu schlagen. Beide Opfer hatten sich in einer anderen Gesellschaftsschicht bewegt. Wieso sollte sich der wohlhabende Pensionär Egon Osswald auf das illegale Verschieben von Elektroschrott einlassen? War er vielleicht ein Drahtzieher? Ähnlich wie Schwarz war er viel rumgekommen und hatte möglicherweise alte Kontakte genutzt.
Auch die Verbindung zwischen Schwarz und Osswald durfte sie nicht aus den Augen lassen. Kristina würde keine Wette darauf eingehen, aber nachdem sie sich am Telefon von Osswalds Tochter verabschiedet hatte, war sie ziemlich sicher gewesen, dass die Frau nach zwei Jahrzehnten in ihre ehemalige Heimat zurückkehren würde. Louise Osswald verband die beiden Toten.
Kristina wählte Sampos Nummer. »Hast du was Neues für mich?«
»Wir sind mit Schwarz’ Wohnung durch, ohne verdächtige Spuren gefunden zu haben. Die sichergestellten Fingerabdrücke stammen einheitlich von einer Person und sind nicht im Zentralrechner erfasst. Da wir von der Brandleiche keinen Vergleich nehmen können, lässt sich nur vermuten, dass sie allesamt von Bruno Schwarz stammen. Auffällig ist, dass die Wohnung sehr sauber gehalten ist.«
»Warum betonst du das?«, fragte Kristina nach.
»Vielleicht, weil kein Staubsauger vorhanden ist und ich mich wundere, wie er das hinbekommen hat.«
Sie versuchte, mit der Erklärung etwas anzufangen, doch der Kriminaltechniker redete in ihre Gedanken hinein.
»Er lebte seit rund drei Monaten dort, und es ist ihm in dieser Zeit nicht gelungen, sich wohnlich einzurichten, wenn ich das so beurteilen darf. Es ist nur das Nötigste vorhanden, wie du ja schon selber feststellen konntest. Das meiste steckt noch in den Umzugskartons.«
Kristina überlegte, welche Schlüsse sich daraus ziehen ließen.
Sampo plapperte bereits weiter. »Ralf wollte die alte Dame ausfindig machen, von der diese Marthaler gesprochen hat. Ich kann dir nicht sagen, wie weit er damit gekommen ist. Es handelte sich aber keinesfalls um die Mutter des Architekten. Beide Eltern sind früh verstorben.«
»Haben wir sonst noch was über Schwarz?«
Sie hörte Sampo mit Papier rascheln. »Er war die letzten knapp zwanzig Jahre im Ausland. Hat Ferienanlagen gebaut, zuerst in Andalusien, und nachdem dort die Baukrise durchschlug, ist er nach Nordafrika weitergezogen. Marrakesch war sein letzter Aufenthaltsort, bevor er zurückkam. Vor drei Jahren war er kurz in Deutschland und hat das Appartement gekauft und das Auto zugelassen, das seither in der Tiefgarage stand. Das habe ich vom Grundbuchamt beziehungsweise von der Zulassungsstelle. So richtig eingezogen ist er dann, wie erwähnt, vor einem Vierteljahr.«
»Und woher stammt der Rest deiner Informationen?«
»Ist ja eigentlich nicht meine Aufgabe, für euch die Arbeit zu machen. Aber alles in allem war ich gestern noch ziemlich fleißig, während du schon den Feierabend genossen hast.«
»Lass bitte die Anspielung, und ja, ich bin dir dankbar, wenn du Dinge für uns erledigst.«
Er konnte unmöglich wissen, was gestern vorgefallen war.
»Du klingst heute ziemlich gereizt, meine Liebe«, erwiderte er und sie stellte sich vor, wie er verschmitzt lächelte.
»Sampo, bitte! Sag mir einfach, was du weißt.« Es knackte verdächtig in ihrem Handy, und sie hatte Angst, dass die Verbindung abbrach. In den alten Bahnen war der Empfang oftmals löchrig.
»Ich habe ein paar verstaubte Unterlagen in einem der Umzugskartons gefunden. Bevor Schwarz ins Ausland ging, war er Teilhaber in einem Architekturbüro in Stuttgart. Ich rief gestern Abend dort an, und es ging tatsächlich noch jemand ran. Der Chef persönlich, ein Nikolaus Gentner. Quasi der alte Kompagnon von Bruno
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