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Die Kälte in dir (German Edition)

Die Kälte in dir (German Edition)

Titel: Die Kälte in dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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Beobachtung beschäftigte Kristina auf ihrem Weg zur Bushaltestelle, weshalb sie den Zeitungskiosk schon passiert hatte, bevor die Schlagzeilen der Boulevardpresse in ihrem Kopf ankamen. Sie machte auf dem Absatz kehrt und starrte konsterniert auf den Zeitungsständer.
    Mordserie in Waiblingen: Todesursache Übergewicht!
, prangte auf der Titelseite.
    Mit zitternden Fingern zog sie eine Zeitung aus dem Stapel und überflog den knappen Bericht. Kein Wort von dem, was dort stand, war auf der Pressekonferenz verkündet worden. Ausgerechnet der Journalist Günter Theiss, der sie mit seinen Vorwürfen beim Pressegespräch so in die Enge gedrängt hatte, hatte diesen reißerischen Artikel verfasst. Über die Mordserie, aber auch über das Unvermögen der Polizei. Gnädigerweise hatte er ihren Namen nicht erwähnt, doch das machte es nicht viel besser. Was die Morde selbst anging, zitierte der Journalist einen Sprecher der Kripo Waiblingen.
    Einen Sprecher?
    Kristinas Knie wurden weich. Jemand musste zurückgehaltene Informationen an den Mann weitergegeben haben. Sie erinnerte sich, den Journalisten nach der Konferenz vor dem Präsidium rauchen gesehen zu haben. Gewissermaßen unter ihrem Bürofenster.
    Zusammen mit Kommissaranwärter Daniel Wolf.
    Mit rasendem Puls las sie die Zeilen ein weiteres Mal. Im Verlauf des Artikels war vom
Remstalschlächter
und
Fettmörder
die Rede. Der Text enthielt die Details, die helfen sollten, diejenigen auszusieben, die sich aus Wahn oder Profilierungssucht meldeten und ihre falschen Geständnisse ablegten. Ganz abgesehen von den eventuellen Trittbrettfahrern, von denen Kristina inständig hoffte, dass sie diesmal ausblieben, und die nun eine exakte Anleitung erhielten, wie die Opfer zu zerstückeln waren.
    Der Artikel schürte in voller Absicht Hysterie unter der Bevölkerung und erhöhte damit den Druck auf die Polizei.
    »Erst zahlen, dann lesen!«, ertönte es aus dem Kiosk. Die Alte mit der grauen Dauerwelle beäugte Kristina missbilligend aus ihrem kleinen Kabuff heraus.
    Kristina kramte Kleingeld aus ihrer Handtasche und legte es der Zeitungsverkäuferin auf den Tresen. Aus dem Augenwinkel sah Kristina den vorbeifahrenden Bus. Gereizt rannte sie hinterher und drängte sich mit Schwung in das überfüllte Fahrzeug.
    Decher stand in der Tür, kaum dass sie an ihrem Schreibtisch saß. Er wedelte mit der gleichen Zeitung, die sie vor zehn Minuten gekauft hatte. Wieder trug er Anzug und Krawatte. Sein Hals leuchtete rot über dem weißen Hemdkragen. »Wissen Sie was darüber?«
    Sie schüttelte den Kopf. Warum kam er damit zu ihr? Weil sonst noch keiner da war oder weil sie die Einzige war, der er diesen Vertrauensmissbrauch zutraute? Hielt er sie für so illoyal, um hinter seinem Rücken Informationen an die Presse zu verkaufen?
    Sie konnte Daniel nicht hinhängen, wenn sie weiterhin mobil bleiben wollte. Solange Retter dieses Arrangement nicht beendete, würde sie einen Teufel tun, darauf zu verzichten.
    »Woher sollen die Details kommen, wenn nicht aus Ihrer Abteilung?«, fauchte Decher.
    »Weil auf meine Leute Verlass ist. Ich kann allerdings nicht für diejenigen sprechen, die Sie mitgebracht haben«, konterte Kristina.
    »Ich finde das Leck!«, ließ er drohend verlauten. »Wie weit sind Sie gestern gekommen? Wann kann ich mit Osswalds Tochter sprechen?«
    »Sie kommt«, log Kristina erneut. »Sobald Frau Osswald weiß, auf welcher Maschine sie gebucht ist, gibt sie mir Bescheid.«
    »Wurde auch Zeit«, raunzte der Hauptkommissar und verschwand.
    Ihr Herz wummerte. Was hatte sie da eben geritten? Dieses bescheuerte Versprechen reichte zwar, um die unangenehme Person fürs Erste losgeworden zu sein, setzte sie aber zusätzlich unter Druck. Nun musste sie alles dafür tun, die Wahlkanadierin nach Deutschland zu bekommen.
    Mit einer Akte unter dem Arm betrat Sampo ihr Büro, was ihre miese Stimmung ein wenig aufhellte. Einer der wenigen, auf die immer Verlass war.
    »Wie geht’s?«, fragte er und hockte sich auf Finckhs Bürostuhl.
    »Beruflich oder privat?«
    »Ach, du hast auch ein Privatleben?«
    »Können wir das Geplänkel lassen«, bat sie, »mir ist nicht danach.«
    »Das ist es doch nie«, entgegnete er, wurde dann aber ernst. »Ich habe hier die Abschlussberichte der KTU über die Tatorte. Dachte mir, du willst vielleicht einen Blick darauf werfen, bevor ich sie Decher vorlege.«
    Mit Verschwörermiene reichte er ihr die Aktenmappe über den Schreibtisch. Gemessen am Umfang

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