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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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haben uns tagsüber hinaus auf tiefere Gewässer begeben, um die Fährte in der nächsten Nacht wieder aufzunehmen. Kurz vor Sonnenaufgang bog die Sturmbö in einen bekannten Meeresarm südlich der Bootsmannsbucht in der Nähe von Schönsicht. Wir konnten dem Schiff nicht folgen, ohne gesichtet zu werden, deshalb gingen wir südlich davon vor Anker und mit den Beibooten an Land. Die Regentin, Brandan und ich marschierten zusammen miteiner Eskorte von Gardisten zu der Erhebung südlich des Meeresarms.«
    Tristan holte tief Luft. Es widerstrebte ihm sichtlich, fortzufahren, dennoch entstand keine allzu lange Pause.
    »Die Sturmbö war vor Anker gegangen. Die Besatzung benutzte Boote, um Vorräte vom Ufer in den Frachtraum zu befördern. Die Chorl säumten den Strand, hielten Wache und halfen Fürst Demasques Besatzung, die Boote zu beladen. Dann, als alle Vorräte an Bord waren, transportierten sie die Chorl selbst zum Schiff.«
    Während Tristan sprach, verfinsterten sich Fürst Marchs Augen. Der Zorn in seiner Stimme hörte sich nicht mehr entfernt, die Bedrohung nicht mehr unterschwellig an, als er fragte: »Wie viele Chorl?«
    Ich trat vor. »Mein Leibwächter hat mindestens hundertfünfzig gezählt. Außerdem drei Begabte der Chorl sowie zwei Priester.«
    Tristan nickte bestätigend. »Das stimmt mit der Zählung des Protektorats überein. Allerdings sind wir nicht geblieben, um zu beobachten, wie das Schiff Segel setzte. Es könnten durchaus noch mehr an Bord gegangen sein.«
    »Sie müssen sich auf dem Schiff übereinandergestapelt haben.«
    »Ja.«
    Fürst March beugte sich vor und legte die Hände flach auf das Schreibpult, um sich abzustützen. »Da ist doch noch mehr, sonst würdet Ihr nicht so grimmig dreinschauen, Tristan. Fahrt fort.«
    »Wir rannten zurück zur Verlässlich und blieben der Sturmbö so dicht wie möglich auf den Fersen. Sie verließ den Meeresarm gegen Einbruch der Dunkelheit, und wir konnten ihr den Großteil der Rückreise folgen. Wir wollten sie nicht aus den Augen verlieren, um nicht zu verpassen, wo sie die Chorl absetzen würden.«
    »Und wo haben sie ihre … Ladung an Land gebracht?«
    Tristans Körper versteifte sich, ehe er mit leiser Stimme antwortete: »Das haben sie nicht.«
    »Was soll das heißen? Sie müssen die Chorl an Land gebracht haben. Schließlich ist das Schiff mit leerem Frachtraum zu den Docks zurückgekehrt.«
    Tristan schluckte. »Ich meine damit, dass sie die Chorl nicht vor dem Einfahren in den Tunnel an Land abgesetzt haben. Sie haben die Patrouillen an der Kanalmündung passiert. Da die Sturmbö das Schiff eines Ratsmitglieds ist und unter Fürst Demasques Flagge segelt, wurde sie nicht durchsucht. Als wir sie zuletzt gesehen haben, lag sie im Kanal vor Anker.«
    »Wo?«
    »Unterhalb eines Teils von Fürst Demasques abgelegenem Landbesitz. An der nördlichen Felswand.«
    Eine Zeit lang schwieg Fürst March. Seine Nasenflügel blähten sich, seine Kiefermuskeln arbeiteten.
    Schließlich verlangsamte sich seine Atmung. Er begegnete Tristans stetem Blick und sagte: »Die Höhlen.«
    Tristan nickte. »Ich glaube schon.«
    »Welche Höhlen?«, fragte ich.
    Fürst Marchs Blick zuckte zu mir. Dann stieß er sich vom Schreibpult ab und erhob sich. »Die Kanäle – sowohl der nördliche als auch der südliche – sind an ihren Sockeln von Höhlen durchlöchert. Größtenteils sind diese Höhlen nutzlos. Wegen der Tide und der Strömungen innerhalb der Kanäle ist es sehr gefährlich, in diese Höhlen hineinzusegeln, was aber nicht bedeutet, dass Verzweifelte – Schmuggler, Seeräuber, Händler, die Waren in die Stadt schaffen möchten, ohne Steuern zu bezahlen – diesen Versuch nicht unternehmen, nicht selten erfolgreich. Fürst Demasque muss die Höhlen verwenden, um die Chorl unbemerkt auf seine Ländereien zu schaffen.«
    »Sie scheinen die Durchfahrt so geplant zu haben, dass sie nachts in den Kanal segeln«, meldete Tristan sich zu Wort. »Vor dem Morgengrauen laden sie die Chorl und die Vorräte aus.Dann fährt die Sturmbö – leer – in den Hafen, und keiner hat etwas bemerkt. Noch niemand hat daran gedacht, die Patrouillen zu fragen, wann die Sturmbö eintrifft, und soweit es die Patrouillen betrifft, befindet die Sturmbö sich dort, wo sie sein sollte.«
    March brummte, während er mit gesenktem Kopf auf und ab ging. Mit einer Hand strich er über seinen gestutzten Bart, mit der anderen stützte er seinen Ellbogen. Niemand sprach.
    Bis er unvermittelt

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