Die Kaempferin
stehen blieb und Tristan ansah.
»Es geht hier um ein Mitglied des Rates der Acht. Ich kann ihn nicht des Hochverrats beschuldigen. Nicht ohne Beweis. Und Euer Wort wird der Rat nicht gelten lassen, Tristan. Ebenso wenig das Eure, Regentin.« Er nickte mir zu und verzog bedauernd und zornig den Mund. »Der Rat ist derzeit zu zerbrechlich. Eine solche Anschuldigung würde ihn zerreißen.«
»Ich verstehe«, sagte Tristan.
Ich verspürte einen Anflug von Wut und senkte die Hand auf meinen Dolch. »Aber das bedeutet, dass die Chorl sich bereits in Eurer Stadt aufhalten.«
Fürst March nickte. »Ja. Hunderte von ihnen. Vielleicht sogar Tausende, wenn tatsächlich bei jeder Fahrt der Sturmbö Chorl im Laderaum befördert wurden.«
»Ihr könnt es nicht einfach dabei bewenden lassen«, stieß ich hervor.
Fürst March verengte die Augen zu Schlitzen. »Dies ist nicht Eure Stadt, Regentin.« Seine Stimme klang warnend.
»Nein, ist sie nicht«, pflichtete ich ihm bei und begegnete gelassen seinem Blick. »Aber wenn die Chorl Venitte erobern, ist davon nicht nur Eure Stadt betroffen. Die gesamte Küste von Frigea würde darunter leiden. Jede Stadt, jedes Dorf, jeder Meeresarm. Einschließlich Amenkor.« Ich spürte Avrell neben mir, fühlte seine Zustimmung. Aber in jenem Augenblick gab es im Raum nur mich und Fürst March, nur seine kalten, dunklen Augen. Tristan, Brandan, Sorrenti und Avrell waren in denHintergrund verblasst und grau geworden. »Tut nicht so, als wäre ich kein Bestandteil dieses Kampfes, Fürst March. Hier steht mehr auf dem Spiel als der Rat der Acht, sogar mehr als der Verlust Venittes.«
Fürst March runzelte ob der Barschheit meines Tonfalls die Stirn. »Was schlagt Ihr vor?«
Ich wandte mich Sorrenti zu, der eine ernste Miene aufsetzte. »Ihr könnt die Chorl finden. Ihr könnt bestätigen, dass sie sich auf dem Anwesen aufhalten.«
Einen Moment lang sah er mir tief in die Augen. Er wusste, was ich verlangte. Sorrenti hatte Zugriff auf den Steinthron und konnte ihn verwenden, um die Stadt zu sehen, so wie ich den Geisterthron benutzt hatte, um nach demjenigen zu suchen, der im vergangenen Winter Lebensmittel aus den Lagerhäusern gestohlen hatte.
Aber Tristan befand sich im Raum und schaute bereits fragend drein. Nicht jeder der Anwesenden wusste vom Thron, den Sorrenti beherrschte.
Sorrenti senkte leicht den Kopf und wählte seine Worte mit Bedacht. In seiner Stimme schwang eine Warnung mit. »Es tut mir leid zu sagen, dass mein … Einfluss sich nicht so weit erstreckt, Regentin. Venitte ist eine viel größere Stadt als Amenkor. Meine Reichweite ist beschränkt.«
»Ich verstehe.«
Kurz zögerte ich, ehe ich mich Fürst March zuwandte. »Lasst Fürst Demasques Anwesen oberhalb des Kanals durchsuchen. Findet die Chorl. Schleift sie vor den Rat der Acht und bringt dann Eure Anschuldigung vor.«
Fürst March dachte kurz darüber nach; dann grinste er schief. »Das kann ich nicht, Regentin.«
»Warum nicht?«
»Dies ist nicht Amenkor. Anders als Ihr verkörpere ich hier nicht die uneingeschränkte Macht. Ohne die Zustimmung zumindest einer Mehrheit des Rates kann ich dem Protektoratnicht befehlen, das Anwesen eines Ratsmitglieds zu durchsuchen.«
»Dann beschafft Euch die Zustimmung.«
»Eine solche Zustimmung zu erlangen ist nicht einfach«, gab Fürst March mit anschwellender Stimme zurück. »Ich konnte die Ratsmitglieder kaum dazu bewegen, die Existenz der Chorl anzuerkennen und den Einsatz des Protektorats und der allgemeinen Garde zu genehmigen, um uns gegen sie zu verteidigen.«
»Dann tut es ohne diese Zustimmung.«
»Das kann ich nicht!«
»Ihr seid der Herrscher dieser Stadt«, beharrte ich. »Ihr müsst etwas unternehmen, um dem Einhalt zu gebieten!«
Fürst Marchs Handfläche krachte auf das Schreibpult. Tintenfässchen und Papierbogen erzitterten unter der Wucht des Hiebes. »Wir sind hier nicht in Amenkor! Ich habe nicht die Macht!«
Alle im Raum erstarrten. In der einsetzenden Stille schauten die Anwesenden überallhin, nur nicht zu mir und Fürst March.
Mit verbissener Miene und mühsam beherrschter Stimme presste March schließlich hervor: »Ich kann das Protektorat nicht auf solche Weise einsetzen. Nicht gegen eines der Ratsmitglieder. Das wäre mein Untergang.«
Da trat Avrell, der bis dahin geschwiegen hatte, unverhofft vor. »Dann benutzt das Protektorat einfach nicht.«
March und ich legten die Stirn in Falten.
»Was meint Ihr damit?«, wollte Fürst
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