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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Flussbenutzte. Ich wurde langsamer, schaute auf den Boden, der unter mir vorüberzog …
    Und erblickte die Chorl. Ein riesiges Heer marschierte durch sanfte Hügel eine Straße entlang und ergoss sich über die umliegende Graslandschaft, die kleine Baumgruppen und die dunkleren grünen Pfade von Bächen sprenkelten. Der eigentlichen Armee folgte eine gewaltige Kolonne von Versorgungswagen, die sich in weite Ferne zurück erstreckte. An der Spitze des Heeres ritt mit ausdrucksloser, eherner Miene Atlatik, dem die untere Hälfte des linken Ohrs abgeschnitten worden war. Die Tätowierungen in seinem Gesicht kamen im Sonnenlicht deutlich zur Geltung, die Augen hatte er auf den Horizont geheftet.
    Auf Venitte.
    Er war umgeben von anderen berittenen Chorl-Kriegern. Alle saßen unbehaglich auf ihren Rössern, die Mienen verkniffen oder zu Grimassen verzogen. Vier von ihnen hielten große Banner an Stangen. Auf allen prangte die dornige Muschel, die auf den Segeln der Ochea zu sehen gewesen war, als ihr Schiff in Amenkors Hafen einfuhr. Die Banner besaßen eine Vielzahl von Farben – grün und golden, blau und purpurn.
    Hinter dieser Gruppe folgten Begabte der Chorl. Einige gingen in Sandalen die Straße entlang, die meisten jedoch saßen oder lümmelten auf Kissen und Decken in Karren und Wagen. Unter den Begabten befanden sich Priester, mit gelben Hemden und braunen Hosen bekleidet, die Reetzepter hielten, die mit bunten Federn und Muscheln geschmückt waren.
    Haqtl sah ich nicht.
    Ihnen folgten Chorl-Krieger. Hunderte. Tausende. Ihre farbenfrohen Gewänder schillerten im Sonnenlicht, ihre dunkelblauen Tätowierungen zeichneten sich klar und deutlich auf der helleren Haut ab.
    Ich sog scharf die Luft ein und spürte, wie mein Mut sank.
    Dann wirbelte ich herum und flüchtete gen Venitte, auf die Stadt zu, die nur drei Tagesmärsche entfernt an der Küstelag, auf das Feuer zu, das im Händlerviertel in meinem Körper brannte.
    Ich sank in diesen Körper, spürte, wie ich erschauderte, wie Gwenn und Heddan ihre Leitungen zurückzogen, als ich keuchend einatmete, vorwärtstaumelte und umherfuchtelte, um mich abzustützen. Meine Arme wollten mir nicht gehorchen und kribbelten, als wäre alles Blut aus ihnen abgeflossen. Sie begannen bereits, ob der Verwendung des Flusses zu zittern.
    Ich hörte, wie Gwenn nach Luft schnappte, und konnte fühlen, wie sie die Arme ausstreckte …
    Doch es war Erick, der mich auffing.
    »Die Chorl«, stieß ich mit heiserer, schwacher Stimme hervor.
    »Was ist mit ihnen?«, fragte Erick.
    Erst da begriff ich, dass er es war, der mich aufgefangen hatte.
    Erick , nicht Keven.
    Ich blickte ihm ins Gesicht und betrachtete gebannt sein von Grau durchzogenes Haar. Ich fürchtete mich davor, ihn zu berühren, obwohl er mich in den Armen hielt. Ich wagte kaum, mich zu bewegen – aus Angst, er könnte mich wieder verlassen.
    Er lächelte.
    »Erick«, brachte ich noch hervor; dann schluchzte ich an seiner Brust. Ich versuchte es zu beherrschen, doch ich zitterte vor Schwäche, verursacht durch die Mühe, die es mich gekostet hatte, den Fluss so lange und über eine solche Entfernung zu verwenden. Ich atmete den Geruch seines Schweißes ein und schmeckte auf der Zunge säuerlich und durchdringend Orangen. Einen flüchtigen, bitteren Augenblick lang roch ich die Wärme von frischem Brot, von Mehl, Hefe … und dann fühlte sich plötzlich wieder alles ganz gewöhnlich an.
    Erick hielt mich an sich gedrückt, wiegte mich hin und her. Durch sein Hemd spürte ich seinen Puls, der noch immer seine Schwäche erkennen ließ, die letzten Spuren seiner Krankheitund Folterung, und ich wusste, das sich auf seiner Brust über dem Herzen immer noch eine hässliche rote Narbe befand, die vielleicht nie verblassen würde. Aber es ging ihm besser, und er würde weiter genesen.
    Und er war erwacht. Nach all den endlosen Monaten.
    Als ich mich ein wenig gefasst hatte, löste ich mich von ihm. Meine Arme fühlten sich nicht mehr schwach an und zitterten nicht mehr. Ich blickte Erick in die Augen und forschte darin. »Bist du wirklich zurück?«, fragte ich.
    Er lächelte. Allerdings schwang darin eine Betrübnis mit, die wohl nie völlig verschwinden würde – nicht nach dem, was Haqtl ihm angetan und was er durch die Hände der Chorl erlitten hatte. »Ja. Westen ist mit meiner Genesung zufrieden. Und Isaiah hat mir endlich die Erlaubnis erteilt, mich wieder meinen Pflichten zuzuwenden.«
    »Was ist mit Keven?«
    Ericks

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