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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Macht. Blut strömte aus ihrem Mund.
    »Nein«, flüsterte ich. »Es sollte doch mich treffen.«
    Dann erzitterte die gesamte Kammer. Durch Silicias Tod schwoll die Macht zusätzlich an, wurde plötzlich bedrückend und düster, beinahe schwarz.
    Und mit Silicias Tod bündelte jeder Einzelne der verbliebenen Sieben seine Macht auf die Throne. Sie war nun zu wild, um sie noch beherrschen zu können. Sie musste in den Thronen gebannt werden. Es war die einzige Möglichkeit, sie noch aufzuhalten.
    Ich kämpfte gegen die Schmerzen in meinem Bein und Knie an und rappelte mich auf. Mühsam streckte ich mich und zwang die vereinte Macht der Sieben in die von mir geschaffenen Kanäle. Ich spürte, dass die anderen es mir gleichtaten, voller Entschlossenheit, die von panischer Angst genährt wurde. Die Throne pochten und pulsierten unter den gebündelten Kanälen. Die Fäden siedeten, knisterten und peitschten mit entsetzlicher Willkür hin und her. Donner grollte durch die Kammer, gefolgt von einem weiteren, tiefen Schrei, der jäh verstummte.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes taumelte Garus, das Antlitz eine schmerzvoll verzogene Fratze.
    Dann brach er mit dem Gesicht voraus zusammen und prallte mit einem Übelkeit erregenden Klatschen auf dem Boden auf.
    Nein! Verzweiflung spülte über mich hinweg, sog mir die Kraft aus den Armen, durchdrang mein Herz.
    Seth stieß einen Laut des Grauens, der Verleugnung und der Ungläubigkeit aus.
    »Das Gebilde ist zu stark!«, schrie ich. »Wir müssen es beherrschen! Wir müssen es bändigen, oder es wird uns alle töten!«
    Doch bevor einer von uns etwas tun konnte, nahm ich eine Verlagerung wahr. Die Macht wuchs immer noch.
    Und die Kanäle öffneten sich trichterartig.
    Ich schnappte nach Luft. Der plötzliche Sog von Macht war unaussprechlich stark und raubte mir den Atem. Ich kämpfte gegen das Ziehen an – es war dasselbe Ziehen, das ich aus den Steinen gespürt hatte, nachdem ich sie für die Begabten erschaffen hatte, um sie gegen die Chorl einzusetzen. Es war ein Strudel, der mich anzog, nur war er dieses Mal tausendfach stärker. Ich bäumte mich dagegen auf, spürte, dass auch die anderen sich dagegen auflehnten, Atreus mit wilder Verzweiflung, Liviann mit hochmütiger Kraft.
    Doch es war zu spät.
    Der Strudel teilte sich. Einer schlängelte sich zum ersten Thron hinunter und berührte den Stein mit einem Zischen, dasich als Kribbeln auf der Haut spürte. Dann fand der zweite Strudel sein Ziel, und schlagartig fühlte es sich an, als stünde mein Körper in Flammen.
    Mein Rücken wölbte sich, als die Kraft aller Sieben verschmolz und durch mich floss. Mein geöffneter Mund brüllte der Decke einen stummen Schrei blanker Pein und grässlicher Qualen entgegen. Seth fiel. Krämpfe schüttelten seinen Leib. Blut durchtränkte sein Seidenhemd, und seine Fersen zuckten und traten in den Boden, während sein Schrei durch die Kammer toste und sich mit dem meinen vereinte. Atreus brach lautlos zusammen, ergab sich beinahe anmutig dem unbändigen Sog. Das einzige Anzeichen einer Gegenwehr war ein Blutrinnsal, das sich aus ihrer Nase ergoss und rote Spuren auf ihrem weißen Gesicht hinterließ.
    Alleryn und Liviann hielten am längsten stand. Beide krümmten sich im Stehen vor Schmerzen, beide mit verzerrten Gesichtern, beide fest entschlossen, länger zu überleben als die andere. Alleryns Kleid wurde von dunklen Flecken überzogen, als sie Blut zu schwitzen begann. Liviann hatte die Hände vor sich verschränkt. Ihre Fingernägel bohrten sich tief ins Fleisch, und die Adern standen hervor wie purpurne Stränge. Die beiden Frauen funkelten einander quer durch die Kammer zornig an. Zwischen ihnen strömte die Macht, die in die Throne gesogen wurde und sie knisternd und kraftvoll sättigte.
    Dann stürzte Alleryn zu Boden.
    Liviann brach einen Herzschlag später zusammen.
    Zurück blieben nur die Throne. Und der Kummer, tausendfach schlimmer als zuvor. Und die Tränen, die über mein Gesicht strömten.
    Ich war in einem der Strudel gefangen, in den Fäden, die ihn zusammenhielten, in dem Feuer, das in seinem Innersten brannte, und hatte einen Lidschlag Zeit, um zu denken: Olivia, was habe ich getan?
    Dann verschluckten mich die Throne.

    Ich erwachte mit tränennassem Gesicht. Mein Körper kribbelte, als wäre er von einem Rest knisternder Macht erfüllt. Cerrins Grauen, sein Schmerz und seine Verzweiflung schlugen wie eine schwarze Woge über mir zusammen, erstickten

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