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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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getötet.Meine Sucher haben sie und den Kapitän der Sturmbö beschattet. Auf diese Weise hat Demasque Anweisungen an das Schiff weitergereicht – indem er seine Dirne am Kai besucht hat und sie die Botschaften dem Kapitän überbringen ließ.«
    Daeriun zögerte. Sein Blick huschte zu der Leiche. Er furchte die Stirn.
    Ich sammelte mich und trat so dicht an ihn heran, dass er gezwungen war, auf mich hinunterzublicken. Mit leiser, angespannter Stimme sagte ich: »General, ich bin nicht dumm. Hätte ich ihren Tod gewollt, hätte ich ihre Ermordung dem Protektorat und dem Rat nicht durch ihre Kennzeichnung mit dem Geisterthron angezeigt. Ihr hättet die Leiche nie gefunden. Außerdem hätte ich mich nicht über Demasques Handlanger hergemacht. Mein Opfer wäre Demasque selbst gewesen.«
    Daeriun kämpfte kurz mit sich. Dann atmete er tief aus, fluchte leise, ging am Ende der Gasse ein paar Schritte auf und ab und blieb schließlich vor der Leiche des Kapitäns stehen, dessen tote Augen blicklos ins Leere starrten.
    Ich zögerte, dann trat ich an seine Seite.
    »Er räumt auf«, brummte Daeriun nachdenklich und zornig zugleich.
    »Ja. Auf eine Weise, dass er mir dabei den größtmöglichen Schaden zufügen kann.«
    »Wenn ich nicht wüsste, was er bei der Ratsversammlung gesagt hat … wenn man mir nicht von seinen Lügen erzählt hätte …«
    Ich erwiderte nichts, presste nur die Lippen fest zusammen. Der Mistkerl war gerissen. Er hatte alles Erdenkliche getan, um meiner Glaubwürdigkeit zu schaden, wobei ihm einige der anderen Ratsmitglieder geholfen hatten.
    »Ich möchte den Leichnam des Freudenmädchens sehen«, sagte ich.
    Daeriun wandte sich mit verkniffener Miene von dem toten Kapitän ab. »Ihr wisst, was das hier bedeutet.«
    Ich nickte. »Demasque braucht sein Netzwerk nicht mehr. Was immer er vorhat, es ist bereits im Gange.«
    Bevor einer von uns noch irgendetwas sagen konnte, meldete Alonse sich zu Wort. »Sein Name war Bernard.«
    Wir wandten uns dem Verwalter zu. Er zitterte und konnte die Augen nicht von Bernards Leichnam lösen, von dem Blut auf der Brust des Toten, von den Schnitten in der Stirn.
    Wer immer ihn getötet hatte – das Zeichen hatte der Mörder nicht geübt. Kein Sucher hätte solch unsaubere Schnitte hinterlassen.
    Alonse holte stockend Atem. »Und der Name der Dirne war Yvonne.«
    Ich verengte die Augen zu Schlitzen und sah, dass Keven sich hinter dem Verwalter rührte. Die anderen Gardisten taten es ihm gleich. »Woher weißt du das?«
    Er musste die Bedrohung in meiner Stimme gehört haben. Mühsam löste er den Blick von Bernard und richtete ihn auf mich. »Weil ich sie kannte.« Er schluckte und fuhr zusammen, als hätte er Schmerzen. »Weil ich ihr Bericht erstattet habe«, fügte er mit verängstigter Stimme hinzu. »Sie hat zu meinen Verbindungsleuten gehört.«
    Ich spürte, wie mein Körper sich versteifte, und beobachtete, wie Kevens Züge erstarrten. Die Gardisten Amenkors traten vor. Alonse schien sie nicht zu bemerken; seine Aufmerksamkeit galt allein mir. Auch er wollte vortreten und hob demütig die Hände, doch Keven packte ihn an der Schulter und hielt ihn zurück. Sein Griff musste schmerzhaft gewesen sein, doch Alonse zuckte nicht einmal zusammen.
    »Ihr müsst mich beschützen, Regentin«, flehte der Verwalter. »Er wird mich töten!«
    »Wer?«, herrschte Daeriun ihn an. »Demasque?«
    Alonse schüttelte den Kopf. »Nein. Haqtl.«
    Der Name fühlte sich an wie ein Schlag in meinen Magen. Ohne nachzudenken, trat ich vor und packte Alonse an der Gurgel.Er zuckte vor mir und meiner Wut zurück, doch Keven hielt ihn fest. Ich spürte, wie der Verwalter unter meinem Griff erschauderte, fühlte das Blut durch seine Adern pulsieren und spürte ein Zucken in seiner Kehle, als er einen Aufschrei unterdrückte.
    »Was hast du ihm erzählt?«, fuhr ich ihn an. Als er nicht sofort antwortete, schüttelte ich ihn und spie erneut hervor: »Was hast du ihm erzählt?«
    »Alles«, krächzte Alonse. »Alles, was ich auf dem Anwesen belauscht habe.«
    »Hast du Demasque vor der Durchsuchung gewarnt?«, fragte Daeriun, der hinter mir stand.
    Alonse nickte, und ich verstärkte unwillkürlich den Griff um seine Kehle. Der Verwalter begann zu röcheln, und seine Finger krampften sich um meine Handgelenke.
    »Hast du ihm vom Thron erzählt?«, fragte ich mit so leiser Stimme, dass nur Keven und Alonse mich hören konnten.
    Alonse konnte nicht sprechen, rang verzweifelt nach Atem, doch

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