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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Marielle?« Kaum hatte ich geendet, konnte ich die beiden durch das Feuer in ihrem Innersten erspüren und nahm sie zu meiner Rechten wahr, näher bei den Chorl als ich.
    »Sorrenti ist von seiner eigenen Leibwache und Brandan umgeben. Die anderen …«
    Bevor Erick fortfahren konnte, spürte ich im Fluss einen weiterenabscheulichen Kraftstoß in der Nähe des Walls. Ich fühlte das Pulsieren der Macht, bevor der grollende Donnerschlag über den Platz hallte.
    Und ich fühlte durch die Fußsohlen, wie der Wall nachgab und der Boden erzitterte.
    Erick warf mir einen gehetzten Blick zu.
    »Die Chorl haben das Tor durchbrochen«, sagte ich. »Sie halten auf die Ratskammern zu.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil dort der Steinthron ist.«
    Er suchte meinen Blick und nickte. »Was hast du jetzt vor?«
    »Wir müssen zu Sorrenti«, erwiderte ich. »Wir müssen zum Thron, bevor Haqtl ihn berühren kann.«
    Verwirrt runzelte Erick die Stirn. Erst jetzt fiel mir ein, dass er nicht im Thronsaal gewesen war, als die Ochea bei unserem Zweikampf den Geisterthron berührt hatte, sodass ich gezwungen gewesen war, den Thron zu zerstören, um zu überleben.
    »Ich erzähle es dir ein andermal«, rief ich. »Komm!«
    Wir kämpften uns zu Sorrenti durch, wobei wir quälend langsam vorankamen, denn auf dem Platz wogten dicht an dicht die Leiber der panikerfüllten Menschen.
    Dann erhaschte ich einen flüchtigen Blick auf den Fürsten, auf sein dunkles Haar, den gepflegten Bart, die scharfen Augen, die er vor Zorn und Verzweiflung zusammenkniff.
    Ich setzte den Fluss ein, um jene schreienden Menschen, die zwischen uns und Sorrentis Gardisten waren, beiseitezudrücken und eine Schneise zu räumen. Brandan fuhr in Verteidigungshaltung zu mir herum, als die Gardisten aufschrien. Ich konnte nicht sehen, was er im Fluss gemacht hatte, aber ich spürte das Kribbeln der Macht auf meiner Haut, sodass sich die Härchen an meinen Armen und im Nacken aufrichteten.
    Als Brandan mich erkannte, senkte er die Hände und brüllte einen Befehl, wodurch er Sorrentis Aufmerksamkeit erlangte.
    Die beiden Gardistengruppen verschmolzen miteinander.Mit vereinten Kräften kämpften sie gegen die Menge an und bildeten einen Ring, um uns Platz zum Atmen zu verschaffen.
    »Wir müssen zu den Toren!«, drängte Sorrenti.
    »Das schaffen wir nicht«, erwiderte ich. »Die Menschenmassen sind zu dicht. Es sei denn, Ihr kennt einen anderen Weg.«
    Sorrenti ließ den Blick über den Platz schweifen und stieß einen leisen Fluch aus.
    »Wo ist Fürst March?«, fragte ich. »Und Daeriun?«
    Er suchte meinen Blick. In seinen Augen flammte Besorgnis auf. »Ihr meint, wenn wir davon ausgehen, dass er nicht ermordet wurde wie Fürstin Casari?«, gab er zurück. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich weiß es nicht. Fürst March trifft für gewöhnlich erst später beim Volksfest ein. Er könnte sich also noch innerhalb des Walls befinden. Daeriun muss irgendwo in der Stadt gewesen sein.«
    »Würde er …«, setzte ich an, doch da grollte neuerlicher Donner durch den Fluss, der sich irgendwie hohler und dumpfer anhörte, als käme er aus größerer Entfernung.
    Stirnrunzelnd drehte ich mich in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Sorrenti, Brandan und Erick taten es mir gleich. Ein zischendes Tosen hallte vom Hafen herüber, gefolgt von einem weiteren, ähnlichen Laut. Und noch einem.
    Es waren vertraute Geräusche, die ich schon einmal gehört hatte …
    »Das kommt nicht vom Wall. Auch nicht aus dem nördlichen Teil der Stadt«, stellte Erick fest.
    »Es kommt vom Kanal«, sagte Sorrenti. »Vom nördlichen Kanal.«
    Dann erkannte ich die Geräusche.
    Nicht ich hatte sie schon einmal gehört, sondern Cerrin, vor tausendfünfhundert Jahren, als die Chorl Venitte zum ersten Mal angegriffen hatten. Es waren die Geräusche der Feuerbälle, die von den Begabten der Chorl geschleudert wurden und dieinnerhalb der Felswände des Kanals widerhallten, während sie die Häuser und Anwesen an den Hängen zerstörten.
    Meine Brust fühlte sich wie zugeschnürt an, als ich mich an Cerrins Schmerz und Verlust erinnerte. Ich spürte, wie mir sein Übelkeit erregender Kummer auf den Magen schlug, und biss die Zähne zusammen, kämpfte dagegen an.
    »Die Chorl greifen vom Meer aus an«, sagte ich. »Sie kommen durch den Kanal.« Ich wandte mich Erick zu. »Die Chorl lernen schnell. In Amenkor haben sie versagt, weil sie die Herrschaft über den Thron nicht erlangen konnten. Dort

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