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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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einen Augenblick Zeit, dann könnt Ihr beginnen.«
    Regin nickte, entfernte sich und winkte Borund herbei. William warf mir einen verwirrten Blick zu, dem ich keine Beachtung schenkte. Stattdessen drehte ich mich der Menge zu, warf erneut das Netz aus, das ich zuvor verwendet hatte, und erfasste damit so viele von den Leuten, die rings um die Plattform standen, wie ich konnte.
    Dann nickte ich Regin zu.
    »Bürger Amenkors«, rief er, und ich konnte fühlen, wie seine Stimme sich durch den Lärm der Menge streckte und all jene erreichte, die das Netz berührte. Die näher Stehenden verstummten, während die anderen zu sehr in den Feierlichkeitenaufgingen, als dass sie darauf geachtet hätten. Auf der Plattform beendeten die Musikanten ihr Lied, und die Tanzenden verlangsamten die Schritte.
    Regin wartete, bis er vermeinte, die Aufmerksamkeit der meisten Leute zu haben; dann fuhr er fort: »Wie die Regentin bereits sagte, haben wir alle einen harten Winter und den Angriff der Chorl überlebt. Und in den vergangenen, langen Monaten haben wir beträchtliche Verluste erlitten. Viele von uns sind nach wie vor in Trauer. Aber wir haben überlebt. Der Kai wurde wiederaufgebaut. Die Straßen wurden geräumt. Und wir haben soeben die ersten Schiffe seit dem Angriff aus unserem Hafen entsandt!« Jubel erhob sich von den Zuhörern und breitete sich von der Plattform über das Netz aus, das ich über die Leute geworfen hatte. Regin nickte und hob die Hand, um den Begeisterungssturm einzudämmen.
    »Aber«, ergriff er dann wieder das Wort, und die Menge verstummte widerwillig, »wir können heute noch etwas tun – etwas, das Amenkors Stärke auf eine Weise wiederherstellt, wie es weder Stein noch Holz oder Segelschiffe vermögen. Mit dem Segen der Regentin möchten Meister Borund und ich euch an etwas teilhaben lassen, das zuvor traditionell nur in den hehren Hallen der Händlergilde stattfand und noch nie von Außenstehenden bezeugt wurde.« An dieser Stelle legte Regin eine Pause ein, und die der Plattform am nächsten Stehenden tuschelten miteinander. Die Stille bildete einen krassen Gegensatz zu dem Lärm der Feierlichkeiten in einiger Entfernung. Mittlerweile waren alle Zuhörer verstummt und näher an die Plattform herangerückt.
    Regin wandte sich von der Menge ab und William zu, der an meiner Seite stand. Ein leichtes Lächeln legte sich auf Regins Gesicht und schlich in seine Stimme. »William Hartleton, Lehrling des Meisters Borund, bitte tritt vor.«
    Zuerst zögerte William verdutzt, dann begab er sich steif an Regins Seite. Regin nickte ihm kurz zu, ehe er sich den anderenwartenden Lehrlingen auf der Plattform zuwandte. »Illum Forestead, Jack Trevain und Walter Davvens, Lehrlinge des Meisters Regin, tretet vor.«
    Alle drei gehorchten mit einer Mischung aus Erschrecken, Hochgefühl und Verwirrung.
    Als die vier Lehrlinge vor Regin standen, sprach er mit nunmehr todernster Stimme und ohne jedes Lächeln: »Als Meister der Händlergilde mit allen Befugnissen, die damit einhergehen, und mit Zustimmung der Gilde in ihrer Gesamtheit sowie der Regentin von Amenkor erkläre ich euren Rang als Lehrlinge der Gilde für ungültig und ernenne euch hiermit zu vollwertigen Meistern, mit allen Vorrechten und Pflichten, die dieser Titel birgt.«
    Einen Augenblick herrschte Stille, als die Bedeutung von Regins feierlichen Worten ins Bewusstsein der Menge sickerte; dann brachen die Leute in Jubel und donnernden Beifall aus. Einer von Regins Lehrlingen schien einer Ohnmacht nahe zu sein. Während der Beifall anhielt, winkte Regin eine der Dienerinnen aus dem Palast herbei. Sie stellte eine schwere Kiste vor Regin ab, und Borund trat vor. Ich holte das Netz wieder ein, als Regin eine dunkelblaue Jacke aus der Kiste holte und sie Borund reichte. Auf der Jacke zeichneten sich einige silbergestickte Symbole ab. Eine weitere Jacke, die Regin hervorzog, war dunkelgrün mit Goldstickereien.
    Borund stellte sich vor William. Beide standen aufrecht, mit steifen Rücken und verkniffenen Mienen da. Dann hielt Borund die Jacke so, dass William mit den Armen hineinschlüpfen konnte, und begegnete dem Blick seines einstigen Lehrlings.
    Ich hatte keine Ahnung, was in diesem Blick zwischen den beiden ausgetauscht wurde, doch ich holte unwillkürlich Luft und hielt den Atem an. Einen Herzschlag lang dachte ich, dass William die Jacke nicht annehmen würde. Mit schmalen Lippen ließ er die Augen suchend über Borunds Gesicht wandern.
    Dann senkte er

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