Die Kaempferin
rings um mich zerfranste. Die Gluthitze, die von den restlichen drei Begabten ausging, kam näher und näher.
Ich beugte mich über das in den Boden gerammte Schwert. Der Gedanke an den Tod war seltsam beruhigend. Ich lächelte, als die Feuer meiner Gegner über meine Haut leckten.
Dann erloschen sie abrupt, als die Begabten ihre Aufmerksamkeit woandershin lenkten. Befehle wurden gebrüllt, und das Feuer wölbte sich auf den Hügel zu.
In Livianns Richtung.
Ich rappelte mich auf mein heiles Bein und sah, dass Liviann einen Angriff den Hügel hinunter anführte. Sie lenkte einen der Feuerbälle ab und schleuderte ihrerseits einen gezackten Blitz, der zischend eine der Begabten traf.
Die beiden verbliebenen Chorl-Begabten ergriffen die Flucht. Wie Rauch verschwanden sie zwischen den Reihen der Chorl-Krieger und verloren sich im Gewühl.
Liviann und ihre Krieger prallten wie eine Ramme in die Reihen der Chorl und stießen sie zurück, fort von mir. Männer aus Venitte strömten zu Fuß und beritten an mir vorbei. Dann erschien die wutentbrannte Liviann vor mir.
»Du Närrin!«, spie sie mir entgegen. »Was ist los mit dir? Was hast du dir dabei gedacht? Du wärst beinahe getötet worden. Wir können es uns nicht leisten, einen der Sieben zu verlieren. Nicht jetzt.«
»Es war eine Falle«, gab ich zurück. Dann übermannten mich Erschöpfung und Schmerzen, und ich brach zusammen.
Liviann fing mich auf und stieß einen Fluch aus. »Wir hätten nie hierherkommen sollen. Wir hätten in Venitte bleiben und die Mauern verteidigen müssen.«
Wut erfasste mich. »Nein!«
Liviann schnaubte und senkte mich behutsam zu Boden. Ihre Blicke wanderten prüfend über mein Bein. Ich konnte spüren, wie sie nach der Rose tastete, deren Wärme erst sie und dann mich umhüllte, als sie deren Macht lenkte.
»Nein!«, wiederholte ich, packte sie am Oberarm und zog sie zu mir, bis ich sicher war, ihre Aufmerksamkeit erlangt zu haben.»Wir mussten Venitte verlassen, Liviann. Wir dürfen nicht hinter den Mauern der Stadt hocken und darauf bauen, dass die Chorl einfach verschwinden. Wir dürfen uns nicht länger nur verteidigen, wir müssen angreifen! Wenn wir es nicht tun, gehen die Chorl niemals!«
Liviann begegnete meiner Inbrunst mit einer zweifelnden Miene. »Vielleicht hast du recht, Cerrin«, sagte sie mit harter Stimme. »Doch ohne die Hilfe der Sieben wird niemand an der Küste von Frigea überleben. Du bist zu unbesonnen. Olivia und deine Töchter sind tot. Du darfst dein Leben ihretwegen nicht wegwerfen. Nicht, wenn wir dich brauchen.«
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit meinem Bein zu und richtete die Rose darauf, deren Wärme mich umhüllte …
Ich erwachte in meinen Gemächern im Palast. Mein Bein pochte, als wäre es unter dem Gewicht eines Pferdes eingezwängt. Die Erinnerung an das Grauen des Blutbads auf dem Schlachtfeld ließ mich schaudern. Ich starrte zu dem Tuch empor, das in schwungvollen Falten von den Spitzen der vier Pfosten meines Bettes herabhing, und wartete, bis die Gefühlsregungen aus mir abflossen.
Dabei kamen mir Cerrins Worte in den Sinn.
»Wir dürfen nicht in Amenkor bleiben«, sagte ich mit leiser Stimme in den leeren Raum. »Wir müssen angreifen.«
V IERTES K APITEL
G anz meine Meinung. Wir müssen die Schlacht zu den Chorl tragen. Andernfalls bleiben wir lediglich ein Ziel für sie. Ein verwundbares Ziel.« Hauptmann Catrell schaute über den Tisch zu mir. Zwischen uns rührten sich Avrell, Eryn, Westen und Darryn auf ihren Sitzen. Keven stand hinter mir. »Ich wollte Euch ohnehin schon darauf ansprechen«, fuhr Catrell fort, »aber Ihr wart so sehr darauf bedacht, den Kai und die Tore instand zu setzen, dass kaum Zeit oder Arbeitskraft für etwas anderes blieb. Im Augenblick können wir die Mauern kaum noch bemannen.«
»Wollt Ihr damit sagen, wir haben nicht genügend Gardisten?«, fragte ich.
Catrell presste die Lippen zusammen. Eine Hand ruhte auf dem Tisch vor ihm. Sein Daumen umkreiste die Spitze seines Mittelfingers, während er nachdachte. »Nicht im Augenblick. Nicht für einen Angriff auf die Stellung der Chorl.«
»Und was heißt das?«, warf Avrell zornig ein. »Sollen wir einfach herumsitzen und warten, bis sie uns wieder angreifen? Niemals! Wir müssen etwas tun, müssen uns von ihnen abgrenzen.«
Catrell nickte. »Nur können wir das momentan nicht. Darryn und ich bilden Männer zu Kriegern aus, so schnell wir können. Sobald die derzeitige Gruppe fertig ist, haben wir
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