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Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Titel: Die Känguru-Offenbarung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Uwe Kling
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sage ich.
    »Name?«
    »Lehmann!«
    »Zu einfach!«, ruft einer der Hinzugekommenen. »Zu einfach! Vorname Frank! Wie icke!«
    Allgemeines Gejubel.
    Ich nutze die Ablenkung, um dem Känguru ins Ohr zu flüstern: »Durchaus witzig, aber ich sehe noch nicht ganz, wie uns die Quiznummer aus dieser kryptischen Situation herausbringt.«
    Das Känguru nickt.
    »Aufgepasst, meine lieben Kandidaten«, ruft es, zieht zwei Flaschen Doppelkorn sowie zehn Schnapsgläser aus seinem Beutel und stellt alles auf den Schreibtisch.
    »Ab jetzt gibt’s für jede richtige Antwort eine Runde Schnaps!«
    Ein wohlwollendes Raunen geht durchs Publikum.
    »Name?«, fragt Bernd.
    »Tischbein«, sage ich.
    »Vorname?«
    »Emil …«
    »Schwierig«, murmelt Bruno.
    Das Känguru schenkt ein und sagt: »Ich bin mir sicher, dass ihr drauf kommt, meine lieben Detektive.«

»Ich stand Auge in Auge mit dem gesichtslosen Schrecken«, sagte der Riesenzwerg, »ich habe mit den giftigen Schleimwichten von Glubsch gerungen und habe die Riesenspinne Gorocola zugeritten, aber noch nie hatte ich solche Angst wie jetzt,
wo ich dich fragen will: Möchtest du mit mir zum Abschlussball gehen?«
    Aus Die Wunderhure von Wenzel R.R. Skowronek
    Wir haben uns mit Gott um vier Uhr verabredet, kommen aber eine viertel Stunde zu spät. Gott ist immer pünktlich. Hat sie auf uns gewartet? Ich sehe mich im Café um, schaue mir die Gäste an und sage zu mir selbst: »Sie ist nicht da.« Aber das Café mit seinen Gästen, Tischen, Stühlen, Spiegeln, Lichtern, seiner rauchfreien Atmosphäre, den Stimmen ist an sich von keiner Abwesenheit geprägt. Es ist im Gegenteil voller Sein. Aber sobald ich in das Café eintrete, um Gott zu suchen, ordnen sich die Dinge. Die Dinge bilden jetzt einen Hintergrund, auf dem sich Gott zeigen sollte. Das Imaginäre, nicht, was man hat, sondern was man sich vorstellt, ist für den Menschen das Wichtige. Ich hätte vorhin auf der Toilette nicht Sartre lesen sollen.
    Das Känguru zieht seine langen gelb-schwarzen Kniestrümpfe wieder nach oben. Zu den Kniestrümpfen trägt es ein gelbes Leibchen und eine rote Perücke mit zwei Zöpfen. Auf seiner Schulter sitzt ein Totenkopfäffchen, was die Cafégäste in unserer Nähe sichtlich irritiert.
    Plötzlich erstarre ich.
    »Was ist denn los?«, fragt das Känguru.
    »Da hinten ist Ronnie Fischer«, sage ich.
    »Wer?«
    »Er steht auf meiner Todesliste.«
    »Wieso das denn?«
    »Er hat mir vor dreiundzwanzig Jahren das Ende von Das Imperium schlägt zurück verraten.«
    Ronnie sieht mich und winkt mir freundlich zu. Ich winke zurück, lächle und zische dabei leise: »Du weißt nicht, wie stark die Dunkle Seite der Macht sein kann.«
    Wir setzen uns an einen freien Tisch, und das Känguru zieht sofort ein Buch aus seinem Beutel.
    »Liest du jetzt?«, frage ich. »Gott kommt doch bestimmt gleich.«
    »Mein Lebensmotto lautet: Keine Minute Langeweile«, sagt das Känguru.
    »Du könntest dich auch mit mir unterhalten«, sage ich.
    »Hast du mir nicht zugehört?«, fragt das Känguru.
    »Ich bin ein bisschen aufgeregt«, sage ich. »Ich bin solch ein Nichts, und Gott ist, nun ja, Gott. Ich würde mich gerne mal mit ihr verabreden, aber wie stelle ich es an? Was soll ich sagen?«
    »Was weiß ich«, sagt das Känguru. »Sag ihr, dass sie heute toll aussieht. Wenn sie etwas sagt, sag ihr, dass sie recht hat. Wenn sie Probleme hat, biete ihr deine Hilfe an. Sag ihr …«
    Da erscheint Gott im Café.
    »Wenn man vom Teufel spricht …«, sagt das Känguru.
    »Na, ihr Stümper«, sagt Gott. »Was geht?«
    Sie steckt in einem riesengroßen magentafarbenen Plüschhandy.
    »Du äh … du siehst toll aus heute«, sage ich.
    Das Känguru schlägt sich mit der flachen Pfote gegen die Stirn.
    »Verarschen kann ich mich alleine«, sagt Gott. »Es gibt halt Leute, die müssen arbeiten und können sich nicht den ganzen Tag mit Unsinn beschäftigen. Es ist überhaupt nicht nötig, dass ihr euch darüber lustig macht.«
    »Nein, nötig ist es sicher nicht«, sagt das Känguru. »Aber ich tue es trotzdem gerne. Übrigens, nur so ein Gedanke, falls du jemals jemanden triffst, der in einer riesigen Plüschdigitalkamera Werbezettel verteilt, dann könntet ihr ein Smartphone zeugen.«
    »Ich weiß ja selber, dass ich mich hier quasi prostituiere …«, sagt Gott.
    »Du hast recht«, sage ich.
    Das Känguru schlägt sich mit der flachen Pfote gegen die Stirn.
    »Aber was soll ich machen? Manche Leute hier am Tisch müssen

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