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Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Titel: Die Känguru-Offenbarung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Uwe Kling
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und natürlich is det hier een … nun ja, freiet Land möcht ick nich sag’n, da wär der Mund doch een wenich zu voll jenommen, aber zumindest een freier Raum soll det hier sein. Det heißt aber natürlich nich, dette hier machen kannst, watte willst, weil ick bin nämlich Anhängerin von de Freiheitsdefinition von Oliver Wendel Holmes, und die besacht, dass det Recht, meene Faust zu schwingen, da endet, wo die Nase det anderen beginnt. Wat ick damit sagen will, is Folgendit: Du siehst doch, det der Friedrich-Wilhelm, der alte Türke … Und ick sach ja jar nich, det man jetze plötzlich freundlich sein soll zum Beispiel zu die Türken oder die Juden oder die Kängurus – bin ick ja och nich. Wat mir aber ankotzt, det sinn solche Leute, die dann freundlich werd’n, nur weil da plötzlich een Deutscher, een Christ oder een Pinguin vor ihnen steht. Det is wie in Pygmalion von Shaw. Kennste? George Bernard Shaw. Och so ’n Sozialist. Der hat da so ’n Theaterstück jeschrieben, det war die Vorlage für My Fair Lady . Det is ’n Musical. Und ’n Film. Mit der Audrey Hepburn. Kennste nich mehr. Biste zu jung für. Aber janz zauberhaft. Jedenfalls jehts da um een einfachet Blumenmädel mit starkem Akzent, im Prinzip kannste die dir vorstellen wie icke … Det Mädel jedenfalls wird von ’nem Linguistikprofessor unterrichtet, wie man ordentlich – in seinem Sinne natürlich – quatschen soll, und dann beschwert se sich irgendwann, det der Kumpel vom Professor, so een Baron, och een Blumenmädel wie eene Gräfin behandeln würde und det er, der Professor, een unfairer Kerl wäre, weil er se immer nur wie een Blumenmädel behandeln würde, da sacht der Professor, det er deswegen nich unfair sei, weil er, der Professor, och ne Gräfin wie een Blumenmädel behandeln würde, und det wollt ick nur sagen, man sollte einfach danach streben, zu alle gleich unfreundlich zu sein, sonst is man Rassist oder Snobbist oder beides, aber jetz bin ick abjeschwoffen. Ick wollte sagen, det der Fritz-Willi hier ja sein Balg mitgebracht hat, und da kann man nun davon halten, wat man will – mit ’nem kleenen Balg inne Kneipe –, aber is ja auch jar keene Kneipe, det möchte ick hier nur mal kurz jesacht haben, falls eener von de Polente anwesend is. Det is eene kleene Privatparty mit Fremde, und verkooft wird hier och nüscht, et jibt nur ’ne kleene Unkostenkasse des Vertrauens, also falls hier eener von de Polente is, kann er sich det merken, obwohl es ja übrigens durchaus auch bei de Polente anständige Leute jibt, oder jeben soll oder jejeben haben soll … Jetzt erzähl ick dir mal wat, weil damals, als se in Venezuela den Schaffes wegputschen wollten und den Präsidenten von der Industrie- und Handelskammer statt seiner zum Oberchef jemacht haben, jab’s Gruppen von de Polente, die ham mitgeputscht, aber et jab auch andere, die wollten det dreckige Spiel nicht mitspielen, und drum hat sich die Polente jegenseitig beschossen. Da is bestimmt auch mancher Kleinkriminelle, der det mit ansehen durfte, gläubig jeworden. Es jibt ebend sone und solche, und dann jibt es noch janz andre. Da fällt mir wieder een, wie im Westen alle so eenen Skandal draus jemacht haben, als der Schaffes die terrestrische Sendelizenz von dem eenen Telenovela-Sender nich verlängert hat. Ham jesacht, der hätte den Sender verboten und die Pressefreiheit und blablablub, dabei ist ja der eigentliche Skandal, det immer noch niemand RTL2 verboten hat. Weil ick meine, wat bedeutet Pressefreiheit in Kombination mit privaten Medienkonzernen? Det is doch nur die Freiheit von ein paar Superreichen, dem Rest der Menschheit ihr neoliberalet Weltbild überzustülpen. Obwohl ick sagen muss, der Schaffes, der hat ja teilweise dann stundenlang im Fernsehen selber wat erzählt, det hätte ick mir och nich angekiekt, weil ick det nich leiden kann, wenn einer ohne Unterlass redet ohne Punkt und Komma und nich och mal andere zu Wort kommen lässt. Schaffes is ja auch een ulkiger Name, wat? Da denkt man sich, da ham die Eltern ’ne dicke Schanxe verpasst, weil wenn ick so heeßen würde mit Nachnamen, denn hätt ick meen Kind doch nich Hugo jenannt, sondern ›Ick‹. Vastehste? Ick Schaffes. Det wär doch mal een positiver Name jewesen. Da hätten die Eltern dem Kind gleich Selbstvertrauen schenken können. Nich wie meen unseliger Vatter, Gott ziehe ihm die Haut in Streifen vom Körper, der immer jesacht hat: ›Kindchen, versuch et erst jar nich.‹ Letztens hatte

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