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Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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Sache der Gesinnung: Er glaubt wirklich, dass er die Menschheit vom Kaffee erlösen muss, den er für alle Krankheiten verantwortlich macht.«
    »Ich habe vollstes Vertrauen in dich und Trudi«, erwiderte Johanna und lächelte den Vormund ihrer Töchter breit an. »Wer, wenn nicht ihr, kann es schaffen, einen solchen Überzeugungstäter zu einem Gesinnungswechsel zu bewegen?«
    Dann wandte sie sich an den Neffen des Schultheißen.
    »Justus wird mit seinem Onkel reden und fordern, dass der kükenflaumige Polizist überprüft wird. Irgendwas stimmt da nicht mit dem Kerl! Warum war er so hinter mir her, statt sich mal um Gottfried Hoffmann zu kümmern oder Jockel Lauer aus dem Verkehr zu ziehen?«
    Sie war nicht gerade begeistert von der Idee des Kartenma chers gewesen, Justus von Zimmer für die Übersetzung der Mille et une Nuits einzuspannen. Sie kannte doch ihren Pappenheimer: Zwei Aufgaben auf einmal würden ihn gewiss überfordern. Wenn Justus etwas nicht leiden konnte, dann war es, unter Druck zu stehen.
    Tatsächlich verzog dieser für einen Moment das Gesicht, als wollte man ihm lauter ungeheuerliche Aufgaben aufbürden. Doch dann überwand er seine Faulheit und nickte zahm.
    »Elisabeth wird Gottfried anzeigen. Es ist zwar etwas spät, aber wir müssen Gottfried endlich wegen der Sache mit der Truhe vor Gericht bringen. Vielleicht kann sie auch die Scheidung einreichen. Du solltest als unbescholtene Ehefrau dastehen, Elisabeth!«
    Johanna sah sowohl Ludwig als auch Elisabeth streng an. Gott, wer bin ich, dass ich von anderen verlange, ihre Gefühle zu unterdrücken!, schoss es ihr durch den Kopf. Aber wenn irgendjemand herausbekam, dass Elisabeth die Geliebte von Ludwig Haldersleben war, konnte man die Sache gleich vergessen. Dann war ihre Aussage rein gar nichts mehr wert.
    »Wir machen es wie er: Wir greifen von allen Seiten gleichzeitig an. Ännchen und Martin übernehmen es, in Sachsenhausen Stimmung gegen ihn zu machen«, führte sie ihren Plan weiter aus.
    »Ich kann froh sein, noch mal mit dem Leben davongekommen zu sein. Und Gottfried hat danebengestanden und gelacht wie ein Wahnsinniger. Erst im letzten Augenblick hat er mich wieder aus dem Käfig rausgelassen. Da war der Arm schon weg.«
    Martin Münch schüttelte sich. Der Schreck stand ihm noch immer ins Gesicht geschrieben.
    »Martin wird ebenfalls Anzeige gegen Gottfried erstatten«, beschloss Johanna.
    Als handelte es sich um einen bestellten Tusch, begann just in dem Moment Philipps Zweijähriger unten im Hof wie am Spieß zu brüllen. Als sie alle zum Geländer stürzten, konnten sie sehen, dass er eines von Johannas Hühnern gefangen hatte, das er offenbar in einer Wanne ertränken wollte. Das Huhn aber wehrte sich mit wildem Flügelschlagen und Gegacker und hackte dem Jungen mit dem Schnabel in die Hand, bis er das Tier schließlich losließ.
    »Maria, kümmere dich mal um den Kleinen!«, rief Philipp von oben herunter, der an solche Szenen gewöhnt zu sein schien.
    »Dann hätten wir das, oder?«
    Johanna blickte in die Runde. Mit ernsten Mienen nickten die anderen ihr zu. Alle schienen fest entschlossen, den Sachsenhäuser Apfelweinwirt und seine Handlanger endgültig aus dem Verkehr zu ziehen. Sie lehnte sich erneut über das Geländer und rief in den Hof hinunter:
    »Lili, lauf in die Stube und sag Schosch Bescheid, dass er die Haremsmischung hochbringen kann!« An die Freunde gewandt, fügte sie strahlend hinzu: »Wir müssen auf unseren Pakt anstoßen! Ich habe eine wundervolle neue Kaffeemischung kreiert, ihr werdet begeistert sein!«
    Die Tauben auf dem Nachbardach gurrten, die Heckenrosen raschelten im Wind, und Justus von Zimmer begann leise in seiner Hängematte zu schnarchen, während Ludwig Haldersleben den anderen begeistert von seiner neuen Landkarte vorschwärmte.
    Johanna blickte über die Dächer von Frankfurt und breitete die Arme aus. Wie in einem Segel wühlte der plötzlich aufkommende Wind in ihrem Rock. Die Bänder ihrer Haube schlugen flatternd gegen ihr Kinn. Ein Gefühl von Glück stieg in ihr auf. Ihr Stillhalten gegenüber Gottfried Hoffmann all die Jahre hatte sie immer damit begründet, Elisabeth nicht schaden zu wollen. Nun wusste sie es besser: Sie hätte damals gar nicht zurückschlagen können, sie war noch nicht bereit gewesen, es mit ihrem ärgsten Feind aufzunehmen. Aber jetzt war sie es! Gottfried Hoffmann würde sein blaues Wunder erleben.

32. KAPITEL
    G abriel schwitzte in seinem guten schwarzen

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