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Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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bei der klugen Tochter des Wesirs. Das Zelt war bis auf den letzten Platz besetzt, und sie musste einfach etwas tun, um alle diese Gäste weiterhin jeden Abend zu sich zu locken.
    »Ich möchte außerdem vorschlagen, dass wir die Runde jetzt nach drinnen verlagern. Wir haben noch genügend Zeit bis zur Polizeistunde. Weil es dank unseres brillanten Übersetzers« – sie machte eine weit ausholende Geste in Justus’ Richtung – »so ein schöner Abend war, spendiere ich jedem Gast ein Freigetränk. Und natürlich hoffe ich, dass Sie auch morgen kommen und sich meine Geschichte anhören werden!«
    Als die Gäste schließlich nach mehreren weiteren Kaffee- und Weinrunden gegangen waren und sie todmüde die Eingangstür der Coffeemühle zugesperrt hatte, legte Johanna das ausrangierte halbe Brett, das ihr schon einmal als Werbeschild gedient hatte, auf den Tisch und schrieb mit der von Ludwig Haldersleben gestifteten schwarzen Druckertinte: »Heute: orientalischer Abend. Eintritt frei!« Margarethe hatte ihr den Text vorgeschrieben, damit sie keinen Fehler machte. Zum Trocknen ließ sie das Schild flach auf dem Tisch liegen.
    D ie ganze Nacht lang grübelte Johanna, welchen Teil ihrer an Abenteuern so reichen Reise sie am nächsten Tag zum Besten geben sollte. Würde man sich mehr dafür interessieren, wie sie aufgrund einer Haremsintrige fast geköpft worden war, oder dafür, wie sie ihr Leben beinah bei einem Piratenüberfall gelassen hätte? Sollte sie den Conte und seine verrückte Frau erwähnen, oder wäre das zu persönlich? Und was war mit der Geschichte von dem falschen ungarischen Grafen und dem gerade noch vereitelten Truhenraub? Am Ende beschloss sie aus einer Art Bauchgefühl heraus, eine ganz neue Geschichte zu erzählen, eine erfundene Liebesgeschichte von zwei Menschen, die alles taten, um zueinanderzufinden, obwohl die ganze Welt gegen sie war. Eine Liebesgeschichte, die so war, wie sie sich gern ihre eigene erträumte, obwohl sie wusste, wie aussichtslos das war.
    Entsprechend spät wachte sie am folgenden Morgen auf. Als sie in die Gaststube herunterkam, stand Elisabeth schon am Herd und schob ein großes Blech mit Blätterteigtaschen in die Ofenklappe. Mit einer Hand hielt sie ihren langen Schleier fest, damit er nicht Feuer fing. Aus einem der Stoffe, die in den Truhen gelegen hatten, hatte sie sich eine dazu passende, ebenfalls mit Arabesken übersäte Schürze genäht, deren aufwendiges Mus ter noch durch einige Fettflecken verstärkt wurde. Sie sah aus, als würde sie zum Fasching gehen.
    »Guten Morgen, Hanne!«, rief sie aufgedreht und wirbelte vor Johanna in einer Pirouette herum, bei der sie sich lachend in ihrem Schleier verwickelte.
    Margarethe servierte gerade Justus von Zimmer seinen Morgenkaffee in einem bunt verzierten kleinen Glas. Johanna konnte beobachten, wie der Neffe des Schultheißen ihrer Stieftochter ein charmantes Lächeln schenkte. Margarethe senkte verlegen den Kopf und schlug die langen Wimpern nieder.
    Wie erwachsen die Mädchen während ihrer Abwesenheit geworden waren! So lange war sie doch gar nicht weg gewesen! Margarethe weigerte sich seit Neuestem, Zöpfe zu tragen, und hatte ihre Haare zu Schnecken über den Ohren aufgesteckt. Auch Lili mit ihren zwölf Jahren wollte keine Zöpfe mehr tragen und hatte sich für einen Flechtkranz rund um den Kopf entschieden, in den sie Gänseblümchen eingeflochten hatte. »Auf die Kinder anderer Leute aufzupassen, das war nichts für mich, Mutter!«, hatte Margarethe ihr gestanden, die sich nun ganz sicher war, dass sie einmal die Coffeemühle übernehmen wollte.
    Johanna konnte es noch immer kaum fassen, welche Wandlung Justus, dieser notorische Nichtstuer und Tagedieb, in den letzten Wochen durchgemacht hatte. Von morgens bis abends saß er auf derselben Bank, mit Blick auf die Gasse und dem Rücken zur Stube, und füllte Seite um Seite mit seiner Übersetzung von Tausendundeine Nacht . Geradezu fanatisch wirkte sein Arbeitseifer. »Man könnte fast meinen, du seist unter die Streber gegangen«, hatte Ludwig Haldersleben seinen jungen Freund aufgezogen, als dieser wieder einmal bedauernd den Kopf geschüttelt hatte, um eine Partie Schach auszuschlagen. »Muss die Seite noch fertig kriegen …«, hatte er nur gemurmelt.
    Vor sich hatte Justus alle zwölf Bände des Galland’schen Werkes akkurat aufgestapelt. Geradezu genießerisch rührte er mit seinem Löffel die leicht klumpende Tinte um.
    »Du übertreibst,

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