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Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I.

Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I.

Titel: Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Schneidmüller
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fast alles früher Gesagte. Alle Menschen sollten dem Kaiser als oberstem Herrscher untertan sein, so wie alle himmlischen Mächte Gott unterstünden. König Eduard II. von England gratulierte und bestritt den universalen Anspruch des Kaisertums nicht. Dagegen betonte König Philipp IV. die völlige Unabhängigkeit Frankreichs vom Kaisertum. Am schärfsten reagierte König Robert von Neapel. Seine Denkschrift an den Papst und die italienischen Städte, erst nach Heinrichs Tod entstanden, nannte das Kaisertum ärgerlich und überflüssig.
    Heinrich VII. nahm den Konflikt mit König Robert auf. Nach der Zerstörung der Stadt Poggibonsi setzte er in der Toskana ein imperiales Zeichen und legte den Grundstein für die neue Stadt Kaisersberg
(Mons imperialis).
Hier hielt der Kaiser, beraten von italienischen Juristen, Gericht über den abwesenden König Robert. Wegen seiner Vergehen gegen Kaiser und Reich wurde er abgesetzt und als Majestätsverbrecher zum Tod durch das Schwert verurteilt. Auf einem Zug nach Süden sollte der Spruch eigentlich vollstreckt werden. Doch da starb der Kaiser am 24. August 1313 in Buonconvento. Seine Leiche wurde unter den Wappen des Reichs, Luxemburgs und Böhmens im Dom von Pisa bestattet. Das erneuerte Kaisertum hatte der Welt hochfliegende Pläne und reale Gewöhnlichkeiten gezeigt. DieLiebe zu den Deutschen war in Italien gewiss nicht vermehrt worden. Papst Clemens V. hob das kaiserliche Urteil über König Robert ausdrücklich auf. Seine Bulle ging in die Dekretalensammlung der Clementinen ein. Juristische Fakultäten verglichen die Dekretale später mit anders lautenden Texten über die Vollgewalt des römischen Kaisers und ihre Beschränkung in den europäischen Königreichen.
    Im Reich kam es 1314 zu einer Doppelwahl. Acht Jahre lang stritten der Wittelsbacher Ludwig IV. («der Bayer», 1314–1347) und der Habsburger Friedrich («der Schöne», 1314–1330) um die Krone. In der Schlacht von Mühldorf nahm Ludwig seinen Rivalen 1322 gefangen. Der Thronstreit schien ausgefochten, der Weg zur Erneuerung des Kaisertums offen. Dafür wählte Ludwig aber einen ungewöhnlichen Weg. Mit dem gefangenen Habsburger verabredete er ein gemeinsames Königtum, das bis in Detailfragen monarchische Gleichrangigkeit zum Ausdruck brachte. Während des Romzugs des einen Königs sollte der andere die Regierung in Deutschland ausüben.
    Als Ludwig 1323 einen Reichsvikar nach Italien schickte, brach der Konflikt mit Papst Johannes XXII. (1316–1334) aus. Dieser eröffnete in Avignon ein kirchenrechtliches Verfahren. Weil Ludwig nicht um die päpstliche Approbation nachgesucht und sie auch nicht erhalten habe, gäbe es gar keinen König im Reich. Ludwigs Handlungen seien bloße Anmaßung und wirkungslos. Innerhalb von drei Monaten müsse Ludwig die Krone niederlegen. Beständig diffamierte der Papst seinen Gegner als «den Bayern», da er gar kein rechtmäßiger römischer König sei.
    Im März 1324 verhängte der Papst den Kirchenbann gegen Ludwig, der dagegen in Frankfurt am Main an ein höchstes Konzil als oberster geistlicher Instanz über dem Papst Berufung einlegte. Den Vorwurf der Ketzerei gab Ludwig an den Papst zurück, der im Streit mit den Bettelorden die Botschaft des Neuen Testaments von der Armut Christi und seiner Jünger verworfen habe. Der König bestritt den Approbationsanspruch und berief sich auf das Recht des Reichs. Danach besitze der von den Kurfürsten gewählte König sofort alle Herrschaftsrechte. Auf diesen Gegensatz von päpstlichem Approbationsanspruchund autonomen Kurfürstenrechten an der Königswahl spitzte sich der Konflikt letztlich zu.
    1327 trat der gebannte König den Italienzug an. Mit seiner Gemahlin Margarete empfing er in Mailand die italienische Königskrone. Widerstände mit Gewalt brechend, gelangte das Heer am 7. Januar 1328 nach Rom. Sein Zerwürfnis mit dem Papsttum in Avignon führte Ludwig auf neue Wege zur Begründung seines Kaisertums. Die Kaiserkrönung am 17. Januar 1328 im Petersdom stützte sich auf das römische Königtum und auf den erklärten Willen des römischen Volkes, den Senator Sciarra Colonna zum Ausdruck brachte. Die Krönung nahmen die beiden gebannten Bischöfe von Castello und Aleria vor. Erstmals seit 817 blieb der Papst bei der Zeremonie ausgeschlossen.
    Ein säkulares Kaisertum wurde aber nicht gedacht. Vielmehr eröffnete der Kaiser einen eigenen Prozess gegen Johannes XXII. wegen anmaßender Einmischung in das vom Fürstenwillen

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