Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
(Aur. Vict. de Caes. 39, 17 – 19). Diocletian tat daraufhin (286) einen folgenschweren Schritt: Er erhob Maximian zum Augustus mit dem Westen des Reiches
als Wirkungskreis (Eutr. 9, 22, 1). Für Maximian war dies ein mächtiger Ansporn, die hier anstehenden Aufgaben, insbesondere
die Grenzsicherung, mit voller Verantwortung in Angriff zu nehmen. Für Diocletian aber bedeutete die Teilung der Regierung
in einen westlichen und einen östlichen Aufgabenbereich, daß er sich auf den letzteren konzentrieren konnte, und in bezug
auf ersteren die Gewißheit haben durfte, ihn in gute Hände gelegt zu haben.
Seit dem 1. April 286 (Chron. Min. I 229) gab es also zwei Augusti, die an verschiedenen Stellen des Reichs residierten: Diocletian
in Nicomedia an der Propontis (Marmarameer), Maximian in Augusta Treverorum/Trier (Gallia Belgica). Als Kollegen waren sie
gleichgestellt, ihrer Verwandtschaft nach galten sie als Brüder
( fra tres
), doch hatte Diocletian insofern ein Übergewicht, als er ein Jahr früher die höchste Würde erlangt hatte und er es war, dem
Maximian seine Stellung verdankte. Diocletian konnte auch für sich in Anspruch nehmen, der schöpferische Geist des Kaiserduos
zu sein und überhaupt durch seine Persönlichkeitsstruktur Maximian zu überragen. So war es seine Idee, sich und seinen Kollegen
in die Obhut von Göttern zu geben, deren Wirkkräfte auf sie übergehen sollten. Er selbst wählte Jupiter als Schutzgott, seinen
Kollegen überantwortete er an Hercules. Die beiden Götter gingen in die Namen ihrer irdischen Schützlinge ein: Diocletian
hieß fortan Iovius, Maximian nannte sich Herculius.
|246| Maximianus Herculius hatte in dem ihm zugewiesenen Teil der römischen Welt tatsächlich Herculesarbeiten zu verrichten. In
zwei ›Panegyrici‹ (zum Gründungstag Roms und zum Geburtstag Maximians) nahm ein gallischer Festredner mit Namen Mamertinus
289 und 291 in Trier die Gelegenheit wahr, die von Maximian seit 285 vollbrachten Taten zu preisen. Demnach war Maximian nach
Beseitigung der Bagaudengefahr an der gesamten Rheinfront in Kämpfe verwickelt, die ihn wiederholt in Feindesland führten.
Der Redner wußte von einem berühmten Zug nach Germanien zu berichten und einem ebenso berühmten Sieg jenseits des Rheines
(Paneg. Lat. 10 [2], 7, 1 + 11 [3], 7, 2). Im einzelnen wurden am Niederrhein Raubscharen aus dem Norden Germaniens vom Reichsgebiet
vertrieben und vernichtet (10 [2], 5, 1 – 4); mit den Franken kam ein Friede zustande (11 [3], 5, 4). Am Oberrhein konnten Alamannen und Burgunder besiegt und weitere
Vorstöße unterbunden werden (10 [2], 5, 1 – 2). Im Jahre 288 traf sich Maximian mit Diocletian im germanisch-rätischen Grenzgebiet. In bezug auf dieses Ereignis konnte
der Redner in verbrämtem Stil feststellen, Maximian habe Diocletian die Beute aus Germanien dargebracht; umgekehrt sei Diocletian
mit Geschenken aus Persien bei Maximian erschienen (10 [2], 9, 2).
Die „persischen Geschenke“ waren ein Hinweis auf die Gesandtschaft des Perserkönigs Bahram II. an Diocletian (288), die das
Ziel verfolgte, den seit der kriegerischen Auseinandersetzung unter Carus (oben S. 242) herrschenden Schwebezustand zwischen
den beiden Mächten durch ein Freundschaftsverhältnis zu ersetzen. Dahinter standen Schwierigkeiten Bahrams im eigenen Reich
(Auf stand seines Bruders u. a.). Diocletian hat die Annährung des Perserkönigs offenbar nicht ungern gesehen, erhielt er durch sie
doch freie Hand für andere Unternehmungen, zunächst für den Zug nach Rätien. Dieser erfolgte nicht nur, um mit Maximian zusammenzutreffen,
sondern auch, um der Provinz durch Vorschieben der Grenze (Paneg. Lat. 10 [2], 9, 1) größere Sicherheit zu verschaffen. Diocletian
wurde deshalb vom Statthalter Rätiens in einer Inschrift als
fundator pacis aeternae
gepriesen (Corp. Inscr. Lat. III 5810). 289 folgte ein Feldzug gegen die Sarmaten an der mittleren Donau (Paneg. Lat. 11 [3],
16, 1). Dann aber kam es doch zu Verwicklungen mit Persien: 290 drangen Sarazenen in die Provinz Syrien ein. Diocletian zog
persönlich gegen sie ins Feld und wertete den Sieg über sie als einen solchen gegen Perser; er nahm den Titel Persicus maximus
an. Wichtiger aber war noch, daß Diocletian den Zeitpunkt für |247| günstig erachtete, den in den 50er Jahren zu den Römern geflohenen Arsakiden Tiridates (III.) als König von Armenien einzusetzen,
womit er dieses
Weitere Kostenlose Bücher