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Die kalte Brut

Die kalte Brut

Titel: Die kalte Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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sich.
    »Was soll das werden?« fragte Lilith.
    »Ich komme natürlich mit«, erklärte Darren.
    »Tust du nicht.« Lilith sah den jungen Mann einen Augenblick lang fest an - und er sank auf seinen Stuhl zurück.
    »Nein, tu ich nicht«, sagte er.
    »Bis später.« Lilith winkte. Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, als Fledermaus durch das Fenster zu verschwinden. Dann ließ sie es bleiben. Darren war ohnehin schon durcheinander genug, und Hendriks wollte sie auch nicht mehr zumuten, als er bereits wußte.
    Auf dem Weg zur Haustür hörte sie die Stimme des Docs.
    »Du stehst schon ganz schön unter ihrem Pantoffel, mein Junge.«
    Sie konnte Darren fast grinsen hören.
    »Aber Sie müssen zugeben, daß sie süß ist, oder? Und diese Haare - haben Sie jemals so herrlich schwarzes Haar gesehen, Doc?«
    Lilith lächelte und genoß das wohlige Gefühl, als würde ihr Herz in zwei warme Hände genommen.
    Bis die kalte Welt jenseits der Tür sie wiederhatte.
    *
    Die meisten Redaktionsschreibtische waren noch verwaist, als Seven van Kees das Großraumbüro des Sydney Morning Herald betrat. Spätestens in einer Stunde allerdings würden das Klappern von Tastaturen und das Summen der Computer den riesigen Raum erfüllen, würden Telefone schrillen und nahezu babylonisches Stimmengewirr herrschen.
    Seven van Kees mochte diese frühe Stunde, nicht nur der Ruhe wegen. Die relative Einsamkeit in dem weitläufigen Büro gab ihr das Gefühl, wichtig zu sein, mehr als nur eine Reporterin unter vielen.
    Vor einigen Jahren hatte sie den Job einmal hingeschmissen. Nicht, weil er ihr keinen Spaß mehr gemacht hatte, sondern weil sie nicht länger mit Beth MacKinsey im selben Raum hatte arbeiten wollen. Die privaten Querelen, so hatte sie nach ihrer Trennung von Beth befürchtet, würden sich unweigerlich ins Berufsleben hineinziehen, und auf solchen Streß war Seven nicht erpicht gewesen.
    Inzwischen aber war Beth MacKinsey, »Macbeth« genannt, von der Bildfläche verschwunden. Niemand wußte etwas über ihren Verbleib, und obwohl Seven van Kees längst keine tiefergehenden Gefühle mehr für die einstige Lebens- und Liebesgefährtin hegte, hätte sie doch gern gewußt, was aus ihr geworden war.
    Wurmfutter? wisperte ein bösartiges Stimmchen zwischen Sevens Gedanken, ein Überbleibsel der früheren Seven van Kees, die als Biest bekannt gewesen war. Handzahm war die maisblonde Reporterin noch immer nicht geworden, aber die Jahre hatten sie immerhin gelehrt, daß man mit bloßer Provokation eher selten ans Ziel kam. Entsprechend zurückhaltender war Seven van Kees (siebtes Kind holländischer Einwanderer) geworden.
    Für den gemeinen Gedanken über Beth' mögliches Schicksal verabscheute sie sich fast selbst. Ein winziges Grinsen konnte sie sich dennoch nicht verkneifen .
    Daß Beth MacKinsey den SMH verlassen hatte, war für Seven nicht der einzige, nicht einmal der wichtigste Grund gewesen, um in ihren alten Job zurückzukehren. Vielmehr hatte sie »draußen« sehr schnell festgestellt, daß ihr kein anderer Beruf mehr lag als dieser, und daß der Sydney Morning Herald die beste Zeitung war, für die man in dieser Stadt arbeiten konnte.
    Trotz Moe Marxx.
    Wer immer irgendwann die Begriffe Scheusal und Ekel definiert hatte, er mußte den Chefredakteur des SMH gekannt haben. Er war hart und ungerecht gegenüber der Welt im allgemeinen - und noch ein bißchen härter und ungerechter im Umgang mit seinen Mitarbeitern. Er haßte sich und jeden anderen Menschen auf dieser Welt, von der Herausgeberin des Morning Herald abgesehen, und er machte keinen Hehl daraus.
    Aber er liebte diese Zeitung. Er ordnete ihr alles unter. Sein eigenes Leben ebenso wie das eines jeden anderen. Und mochte man von Moe Marxx auch halten, was man wollte, eines konnte man ihm nicht in Abrede stellen: Unter niemandes Führung sonst wäre der Sydney Morning Herald in dieser Zeit noch einzigartig im Medienge-füge dieser Stadt und ihrer weiten Umgebung.
    Marxx verweigerte sich hartnäckig dem Boulevard-Stil, und er ließ keine Story ins Blatt rutschen, die auch nur ansatzweise auf die Sensationslust der Leserschaft abzielte. Seriosität war seine oberste Direktive, und entsprechend war das Renommee des SMH, das sich auch im Anzeigenklientel niederschlug - die bedeutendsten Unternehmen der Welt schalteten Kampagnen in dieser Zeitung, weil sie sicher sein konnten, hier nicht Seite an Seite mit Sex & Crime & Schmuddelkram stehen zu müssen.
    Entsprechend

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