Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die kalte Brut

Die kalte Brut

Titel: Die kalte Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
daß ihr Verlangen sie nicht in dem Maße entsetzte, wie es normal gewesen wäre. Lag es allein daran, daß der Fremde so verdammt gut aussah?
    »Haben Sie mich nicht verstanden?«
    Seine Stimme . oh, diese Stimme!
    »Bitte?« machte Seven verwirrt.
    »Meine Frage«, erinnerte der Mann. Wie alt mochte er sein? Höchstens vierzig, schätzte Seven.
    »Äh ... ja«, stammelte sie und schlang ihre Finger ineinander. Als ihr diese Verlegenheitsgeste bewußt wurde, löste sie ihre Hände so hastig voneinander, als befinde sich etwas Glühendheißes dazwischen.
    Grundgütiger, dachte sie, was soll das alles? Seven van Kees galt gemeinhin als fleischgewordenes Selbstbewußtsein (manche sprachen in diesem Zusammenhang auch von Überheblichkeit), und jetzt stand sie da wie ein Schulmädchen, das von dem Lehrer, den sie im Stillen anhimmelte, zur Rede gestellt wurde.
    »Ja was?« fragte der Fremde, und das Gefühl seines Atems in ihrem Gesicht ließ Seven schaudernd die Augen schließen. »Haben Sie mich nun verstanden oder nicht?«
    »Verstanden?« echote Seven lahm.
    »Was tun Sie hier? Und wer sind Sie?« wiederholte der andere, nicht unbeherrscht, sondern mit buchstäblicher Engelsgeduld.
    »Das . das könnte ich Sie auch fragen, oder?« bekam die Reporterin endlich einen vollständigen und sinnvollen Satz auf die Reihe.
    »Das könnten Sie«, meinte der Fremde. »Aber ich habe zuerst gefragt.« Er lächelte - und wie ...!
    Seven erwiderte das Lächeln, oder versuchte es zumindest. Aber sie kam sich klein und verloren dabei vor. Niemand sonst konnte so lächeln.
    HÖR ENDLICH AUF MIT DIESEM MIST! schrie sie sich an. Und es wirkte. Ein bißchen. Ein kühler Wind schien durch ihre Gedanken zu fahren und die Verwirrung mitzunehmen oder wenigstens in die hintersten Winkel ihres Kopfes zu wehen.
    »Na gut, meinetwegen«, sagte sie, »spielen wir das Spiel eben nach Ihren Regeln. Mein Name ist Seven van Kees. Ich bin ...«, ihr Zögern konnte ihm unmöglich auffallen, ». eine Freundin von Darren. Er bat mich, etwas für ihn zu holen.« Sie wies mit dem Daumen über die Schulter in Richtung der schwerbeladenen Regale.
    »Seltsam«, meinte der andere nur.
    »Was?«
    »Darren hat nie von Ihnen gesprochen.«
    »Das wundert mich ...«, sagte Seven und fügte im Stillen hinzu: ...
    nicht im Geringsten. Schließlich kenne ich ihn erst seit gestern, und vermutlich hat er mich schon wieder vergessen.
    »Dann sind Sie ...«, setzte Seven an.
    Der andere nickte. »... ein Freund von Darren, ganz richtig.« Er lächelte wieder dieses Lächeln, das Seven ein Gefühl vermittelte, als würden ihr die Beine unter dem Körper wegschmelzen, und fügte hinzu: »Und er hat mich gebeten, etwas für ihn zu holen.«
    Er trat an Seven vorbei, wobei sie sich der Enge des Raumes wegen berührten, ließ seinen Blick suchend über die Regale wandern und griff dann zielsicher nach einem der Ordner. Woran er erkannt hatte, daß es der Richtige war, blieb Seven schleierhaft. Die Rücken waren nicht beschriftet, die Ordner glichen einander nahezu wie ein Ei dem anderen.
    Sie vergaß diesen Gedanken, weil ihr ein anderer in den Sinn kam. Einer, der ihr wichtiger schien und die Antwort auf die daraus resultierende Frage interessanter.
    »Sie sind also ein Freund von Darren«, sagte sie. »Und ... äh ... wohnen Sie ...?« Sie beschrieb mit dem ausgestreckten Zeigefinger einen Kreis.
    Der Mann sah sie einen Augenblick lang fast verständnislos an, dann lachte er leise. »Sie meinen, ob ich mit Darren hier wohne? Nein.« Und nach einer kurzen Pause ergänzte er mit geradezu elektrisierender Betonung: »Keine Sorge.«
    Seven hob abwehrend die Hände. »Oh, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten! Ich meine, ich wollte damit nicht fragen, ob Sie . Sie und Darren, also .«
    »Schwul seien?« half der Fremde aus. Er lächelte. »O doch, genau das wollten Sie fragen.«
    Seven nickte kapitulierend, aber lächelnd. »Okay, Sie haben gewonnen. Das wollte ich wissen.«
    Seine himmelblauen Augen hielten Sevens flatternden Blick wie mit Händen fest. »Seinetwegen? Oder . wegen mir?«
    Die Reporterin kam sich vor wie unter einer Dusche mit defekter Mischbatterie. Ihr wurde in rasendem Wechsel heiß und kalt. Und als sie antwortete, zögernd und schüchtern, war es, als höre sie eine andere reden: »Ich ... bin mir ... nicht sicher.«
    »Dann sollten wir es herausfinden«, meinte der andere und bot ihr galant seinen Arm dar. »Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen?«
    Seven

Weitere Kostenlose Bücher