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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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und den Weltenrand überquert hat, um dieses Land zu erreichen.«
    Er grinste. »Ja. Wir haben dich beobachtet.« Er hielt seine Hände in die Höhe, mit den Handflächen nach außen, als Zeichen für die Vampyrversammlung. Dann sagte er einige Worte zu ihnen. An seinem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass er ihre Ängste zu zerstreuen versuchte. Mehrere Vampyre knurrten, schnappten und schrien offensichtlich vulgäre Ausdrücke in ihrer Sprache. Der Vampyr auf dem Thron schüttelte den Kopf und lachte, indem er während seiner Rede auf mich zeigte. Dann wandte er wieder mir seinen Blick zu. »Ich bin Nezahual, der Sohn von Ixtar. Ich herrsche über dieses Land. Wir gehen mit Eindringlingen nicht freundlich um.«
    »Ich bin Aleric, der Falkner«, erwiderte ich.
    »Du gehörst nicht zur Linie von Ixtar«, sagte er. »Du gehörst nicht zu den Stämmen. Von wem stammst du also ab?«
    »Ich entstamme dem Heiligen Kuss der Python, Pythia, Tochter von Merod Al-Kamr.«
    »So«, entgegnete er, als stünde er kurz davor, auf den Boden zu spucken. »Der Atem selbst, der im Tode in deine Lungen dringt. Die Blutlinie der Medhya.«
    Ich nickte.
    »Du wurdest als Sterblicher geboren«, sagte er. Dann machte er eine Pause. Ich sah, wie seine Augen in der Dunkelheit glänzten.
    Meine eigenen Augen verengten sich, als ich ihn ansah. Ich verstand nicht, was er meinte. »Alle werden als Sterbliche geboren.«
    »Ich war niemals ein Sterblicher.« Er grinste. Seine Zähne sahen aus, als bestünden sie selbst aus Obsidian, und jeder seiner Fangzähne war mit Gold lackiert. »Du bist ein Halbblut. Vom Tode zum Untoten. Ich starb niemals, Aleric, Falkner.
Ich kam niemals zur Schwelle. Und dies ist auch bei niemandem von den hier Anwesenden der Fall gewesen.« Er hob den rechten Arm und streckte die Hand aus. »Die Kinder unseres Reiches sind nicht untot.«
    »Das ist unmöglich«, erwiderte ich.
    »Dein Blut ist unrein«, meinte Nezahual. »Meine Mutter, Ixtar, die im Meer unter dem brennenden Felsen geboren wurde, lag bei der Großen Schlange. Aus ihrer Verbindung wurde ich geboren. Und auch meine Brüder und Schwestern. Durch uns wurden unsere Kinder geboren. Alle Generationen stammen von Ixtar ab. Selbst Medhya.«
    »Ich wusste nicht... Ich hätte nicht gedacht...« Ich verspürte angesichts seiner Worte Verwirrung. Wie war dies möglich? Wie konnte es Vampyre ohne die Schwelle des Todes geben? Sterbliche wurden unsterblich, wenn sie von diesem Durchgang zurückkehrten. Ich begriff nicht, wie Vampyre direkt von der Großen Schlange abstammen konnten – einem Gott, von dem ich gedacht hatte, dass er für die Schöpfung unsichtbar sei.
    »Es liegt daran, dass du von den Toten kommst«, erklärte er in einem spöttischen Tonfall, indem er den Kopf schüttelte. Er sprach in der Landessprache mit den anderen, und eine große Diskussion erhob sich. »Dein Geist konnte sich nur aus einem sterblichen Verstand entwickeln. Du hast Pythia erwähnt. Du bist hergekommen, um sie zu finden?«
    Ich nickte.
    »Sie ist in dieser Nacht verschwunden«, antwortete er, ohne seine Worte weiter zu erklären. »Meine Familie wird dir kein Leid zufügen. Ruhe mit uns, trinke Blut mit uns. Komm, lass mich dir den Rest des Palastes zeigen.« Er sprang wie eine Katze vom Thron und landete direkt vor mir auf allen vieren.
Dann stand er auf und stieß einige Worte so wütend hervor, dass viele seiner Geschwister vor uns zurückwichen. »Wir heißen diejenigen unseres Volkes hier willkommen, selbst die Bastarde«, sagte er, indem er mich zu dem Korridor zog, der direkt hinter den Stufen des Thrones lag. Dann warf er einen Blick zurück und rief seinen Wachen und den Vampyren in barschem Ton Befehle zu. Als wir an den Priestern auf ihren Plätzen vorbeikamen, flüsterte er ihnen einige Worte zu. Sie standen auf und hasteten durch eine andere Halle davon, als stünde ihr Leben auf dem Spiel.
     
    Gemeinsam wanderten wir durch einen Korridor voller Kristallschädel, die alle wie in Katakomben aufgestapelt waren. Er nahm einen von einem Stapel und erzählte mir von der jungen Frau, auf die er zurückging. »Sie war sechzehn Jahre alt und mit Blumen bedeckt. Es handelte sich bei ihr um die Tochter eines Königs der Menschen, sie kam aus einer Stadt im Norden. Ihr Blut war süß, und als die Priester sie vor mir festhielten, trank ich es mit Achtung vor ihrer Opfergabe. Siehst du, wie schön sie gearbeitet ist?« Er reichte mir die Kristallskulptur. Dabei handelte es

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